Den Klassenerhalt eintüten

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Es würde nicht überraschen, wenn sich im Umfeld des TuS Ferndorf so manch einer vor zehn Wochen intensiv mit der 3.Liga auseinandergesetzt hat. Doch die Spieler von Teamchef Robert Andersson haben einen nicht für möglich gehaltenen Zwischenspurt hingelegt. Und dabei eine Punktausbeute eingefahren, die eines guten Mittelfeldteams würdig wäre. So steht man nur noch einen halben Schritt vor der Krönung dieser verrückten Saison – dem Klassenerhalt. Und das bereits am fünftletzten Spieltag. Es passt zu dieser grotesken Spielzeit, dass beim Schreiben dieser Zeilen ein Punkt zur Zielerreichung fehlt, dies aber bereits am Dienstagabend Makulatur sein kann. Denn wenn der Wilhelmshavener HV in Rimpar nicht gewinnen sollte, sichern sich die Faulenbach & Co. den Klassenerhalt auf dem heimischen Sofa.

Dabei ist der Gegner am Mittwochabend in der Stählerwiese alles andere als Kanonenfutter. Zwar steht der TV Emsdetten auf dem vorletzten Tabellenplatz, doch viele Experten haben das nicht vorhergesehen. „Emsdetten hat viele gute Spieler und mit der Abwehr den vielleicht einzigen Schwachpunkt“, spielt Andersson auf ein gutes Team an, das es aber in keinem Spiel schaffte, den Gegner unter 23 Gegentoren zu halten. Absolutes Aushängeschild der Mannen aus dem nördlichen Münsterland ist der brandgefährliche Rückraum, gegen den sich der TuS Ferndorf was einfallen lassen muss. Sven Weßeling und Johannes Wasielewski sind klassische Rückraum-Shooter, die zusammen auf knapp 300 Saisontore kommen. Und wenn sie nicht selber den Abschluss suchen, setzen sie in Kombination mit dem Mittelmann ihren Kreisläufer in Szene. Dieser heißt Frederic Stüber, bringt Bundesliga-Erfahrung mit und ist nur schwer zu halten, wenn er in Bewegung kommt. Dazu gehören zwei Außenspieler die, fast schon traditionell in Emsdetten, sehr gegenstoßorientiert arbeiten und in der Abwehrarbeit immer versuchen eine Hand dazwischen zu bekommen. Höchste Aufmerksamkeit ist hier von der Abteilung Attacke in Rot und Weiß gefordert. Auf der Kommandobrücke der Grün-Schwarzen hat sich bereits der dritte Trainer in dieser Saison den Taktstock geschnappt. Folgte im Januar der Niederländer Peter Portengen auf Aaron Ziercke, so übernahm vor anderthalb Wochen Sascha Bertow den angeschlagenen Zweitligisten.

Apropos Trainer – Ferndorfs Coach weilte ein paar Tage in der Heimat. Individualtraining hatte er seinen Jungs verordnet. Und bei dem absolvierten Mammutprogramm hatten sich seine Schützlinge auch mal ein paar Tage ohne ihren Chef verdient. Und doch richtet dieser gleich wieder seinen Blick nach vorne: „Wir sind Leistungssportler. Wir wollen bis einschließlich 26.Juni möglichst jedes Spiel gewinnen, dafür geben wir im Training und im Spiel Vollgas“. Zudem will er sich nicht in die Karten schauen lassen, welches Ziel intern noch ausgegeben worden ist. Bei aktuell 29:33 Punkten wäre ein positives Punktekonto ein ebenso lohnendes Ziel, wie eine Platzierung unter den Top Ten der Liga. Für die Aufgabe unter der Woche steht dem schwedischen Alt-Internationalen der gleiche Kader zur Verfügung wie zuletzt. Julian Schneider marschiert beharrlich Richtung 100.Saisontor und die beiden Keeper Marin Durica und Tim Hottgenroth kratzen beide an der Saisonmarke von 30% gehaltener Balle. Was in den letzten Spielen hervorragend funktionierte war die Torgefährlichkeit von allen Positionen. Das in Zusammenhang mit einer guten Torwartleistung sowie wenigen technischen Fehler sollte Grundstock des erhofften Heimsiegs werden.

Die Stählerwiese ist ausverkauft. Sollte dieser Spruch am Mittwochabend Kai Brückmann am Mikro über die Lippen kommen, sind es trotzdem „nur“ 350 Zuschauer, die dem Heimspiel beiwohnen. Das ist nämlich die aktuelle Maximalauslastung, die dem TuS Ferndorf seitens der Stadt Kreuztal, in enger Abstimmung mit allen coronabedingt einzuhaltenden Vorschriften und Regeln, gestattet wird. Auch im Team war die Rückkehr der Zuschauer Thema. „Wir haben uns über die Zuschauer-Rückkehr sehr gefreut. Zuschauer bei einem Heimspiel machen immer mal noch ein paar Prozent aus“, ist Andersson die Vorfreude auf eine, irgendwann mal wieder, komplett 

gefüllte Stählerwiese anzuhören. Bis dahin wird über den Livestream mitgefiebert, wenn man denn keine Karte ergattert hat. Und ob im Hexenkessel oder auf dem heimischen Sofa, heißt es für die TuS-Fans auch am Mittwochabend um 19:30 Uhr wieder: Scream for our team !


WISSNESWERTES
Gegner: TV Emsdetten
Einwohner Emsdetten:  36.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte:  Emshalle – 2.200 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe:  grün-schwarz
größte Erfolge: DHB-Pokal Halbfinalist 1983, Aufstieg in die 1.Liga 2013

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