Der Meister erweist sich als zu stark

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In seinem letzten Spiel für den TuS – Lucas Schneider (Foto: H.Burbach)

Es war ein Abend der großen Emotionen. Der Fanclub Brigade C hatte eine monströse Choreografie auf die Beine gestellt. Überlebensgroß wurden die beiden scheidenden Schneider-Brüder für ihre Vereinstreue geehrt. Als der Kapitän Julian Schneider nach dem Einlaufen noch zwei, drei Mal Richtung dieses einmaligen Kunstwerkes schaute, war das erste Mal Gänsehaut angesagt. Dass es am Ende nicht zum „Grande Finale“, und zu weiteren Gänsehautmomenten, reichte, ist auch den Ergebnissen in den anderen Hallen geschuldet. Denn das was sich das Ferndorfer Team in den letzten vier Monaten erarbeitet hat, steht nun leider auf der Kippe. Es wird ein echtes Showdown-Finale im TSV Sportcenter zu Dormagen geben. Im Fernduell mit Großwallstadt, die zeitgleich gegen Bietigheim spielen, ist der TuS zum Siegen verdammt.

Dabei begann das Spiel mit zwei Mannschaften, die sich ergebnistechnisch auf Augenhöhe begegneten. 1303 Zuschauer, und damit verbunden ein neuer Zuschauerrekord in der runderneuerten Stählerwiese, kamen gleich auf ihre Kosten. Gummersbach startete leichtfüßig, mit einem stark aufgelegten Janko Bozovic auf Halbrechts, während der TuS für seine Tore hart arbeiten musste. Trotzdem markierte Christoph Neuhold mit dem 2:1 (4.) und 4:3(7.) die ersten Ferndorfer Führungstreffer. Jörn Persson in seiner unnachahmlichen Art konterkarierte das angezeigte Zeitspiel und netzte zum 5:4. Es war ein Abnutzungskampf erster Güte, und beim 8:8 (16.) waren die Teams immer noch Kopf an Kopf. Die Zuschauer sorgten von Beginn an für eine unfassbare Atmosphäre im Hexenkessel. Selbst Gummersbachs Trainer „Goggi“ Sigurdsson sprach nach dem Spiel von der „lautesten Halle des Jahres“! Beim 8:10 musste der TuS allerdings erstmals abreißen lassen. In dieser Phase haderten die Rot-Weißen zudem das ein oder andere Mal mit der Regelauslegung der beiden Unparteiischen Katharina Heinz-Hebisch und Sonja Lenhardt. So kam die TuS-Equipe nie in den Genuss eines Überzahlspiels, musste sich aber das ein oder andere Mal in Unterzahl der Gummersbacher Angriffsmaschinerie erwehren. In solchen Derbys werden Helden geboren: Diesen Satz hatte Persson wohl im Kopf, als er zum Anschluss traf und im nächsten Angriff einen technischen Fehler der Seinen mit einer schier unglaublichen Rettungstat ausbügelte. Beim erneuten Ausgleichstreffer zum 12:12 in der 22.Minute trauten die Ferndorfer Fans dann ihren Augen nicht. Abwehrchef Branimir Koloper sorgte für Entlastung bei Jan Michel und erzielte sein fünftes Saisontor. Doch es ging noch mehr beim scheidenden „Branko“. Saisontor Nummer 6 sorgte für die 14:13 Führung. Schließlich ging es mit einem 15:15 Unentschieden in die Kabinen. Nach dreißig ausgeglichenen Minuten ein gerechtes Zwischenresultat.


Halbzeit Zwei begann mit einem Reigen an Entscheidungen, die großen Einfluss auf die Restspielzeit nehmen sollten. Zum einen startete der TuS in Person von Andreas Bornemann fulminant in Hälfte Zwei. Lucas Puhl nahm danach dem Meister aus dem Oberbergischen einen Ball weg, doch seinen Vorderleuten gelang es nicht auf 17:15 zu stellen. Im Gegenteil – zwei unnötige Aktionen brachten die Gäste wieder in Front. On top begann nun die halbe Stunde des Julian Köster. Sechs Mal sollte der Jung-Nationalspieler in Halbzeit Zwei netzen. Zudem setzte er immer wieder seinen Kreisläufer Ellidi Vidarsson in Szene. Als Rutger ten Velde, nach genialem Zuspiel Simon Strakeljahns, zum 18:19 verkürzte war die Ferndorfer Welt noch in Ordnung. Doch nur sechseinhalb Minuten später hatte der Altmeister den Stecker gezogen. Bis auf 19:24 (45.) hatte er sich abgesetzt und Ferndorfs Coach Robert Andersson versuchte mit personellen Wechseln dagegen zu halten. Doch die Gummersbacher spielten nun ein ums andere Mal ihre Klasse aus und ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie nicht noch einmal in der Stählerwiese verlieren wollten. Hinzu kamen weitere Pfiffe des Schiedsrichter-Gespanns, die durchaus zu Diskussionen Anlass verliehen. Über 22:28 (52.) und 23:31 (56.) plätscherte das Spiel vor sich hin. Zwei Hauptakteure waren damit nicht ganz einverstanden. Zum einen das unermüdlich mitgehende Fermdorfer Heimpublikum, dass wieder einmal die Note 1 mit Sternchen verliehen bekommen muss. Zum anderen der holländische Nationalspieler Rutger ten Velde auf Linksaußen. Der lief nun, gepaart mit einigen Paraden von Tim Hottgenroth im Ferndorfer Tor, einen Tempogegenstoß nach dem anderen. Zwei Minuten vor Schluss hatten die Rot-Weißen aus einem 23:31 ein 27:31 gemacht. 120 Sekunden noch auf der Uhr. Und man hat im Sport immer wieder Überraschungen und Sensationen erlebt. Aber Gummersbach ist nicht umsonst die stärkste Mannschaft der Zweitligasaison 2021/22. Routiniert spulten die Gäste die Restspielzeit ab und gewannen am Ende verdient mit 28:32.

Dieses Ergebnis, gepaart mit den Ergebnissen aus den anderen Hallen, lässt nun wenig Interpretationsspielraum für den letzten Spieltag. Wenn der TuS Ferndorf sich am Ende für die grandiose Aufholjagd der Rückrunde belohnen möchte, muss in Dormagen ein Sieg her. Wahrscheinlich sogar ein recht deutlicher, da die zeitgleich spielenden Großwallstädter das deutlich bessere Torverhältnis haben. Am Samstagabend hatte der Handball-Gott kein rot-weißes Trikot an. Gut möglich, dass dies bei den Partien am kommenden Samstag anders ist. Ein wenig Spielglück auf der einen Seite, gepaart mit dem handballerischen Können aus vielen Spielen der Rückrunde auf der anderen Seite, und es könnte am Ende doch noch was werden mit dem Klassenerhalt. Auf was sich die Schneider & Co. auf jeden Fall verlassen können, ist die bedingungslose Unterstützung von den Rängen. Sage und schreibe vier Fanbusse, und hoffentlich auch noch viele Privatpersonen in Autos, machen sich auf den Weg in den Kölner Norden. Im letzten der vier Busse waren am gestrigen Abend noch ein paar Plätze frei. Wer den TuS auf seinem schweren Gang begleiten möchte, meldet sich hierzu bei der fürs Ticketing zuständigen Aline Cramer in der Geschäftsstelle des TuS Ferndorf. Insbesondere für die nächste Woche gilt dann: Alle dabei für Liga Zwei !!

Tore: Rutger ten Velde (10/1), Christoph Neuhold (5), Andreas Bornemann (3), Branimir Koloper, Mattis Michel, Jörn Persson, Julian Schneider (je 2), Lucas Schneider, Kim Voss-Fels (je 1)


Fotos: H.Burbach

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