Es gibt eine Konstante in dieser zweiten Liga. Und das ist die Tatsache, dass es in der „besten zweiten Liga aller Zeiten“ jede Menge handballverrückter Dörfer und Regionen gibt. Am kommenden Sonntag geht es für die Mannen von Trainer Robert Andersson in eine solche Region. Dessau-Roßlauer HV 06, kurz DRHV06, heißt der Gastgeber am späten Sonntagnachmittag um 17 Uhr. Sensationeller Tabellenführer in der, aufgrund vieler noch zu absolvierender Nachholspiele, noch nicht sehr aussagekräftigen Tabelle. Aber man mag sich gar nicht vorstellen, was in und um den DRHV06 und in der Anhalt-Arena los wäre, ja wenn es das vermaledeite C-Wort nicht gäbe. Und ein Spektakel wäre es nicht nur für die lautstarken und enthusiastisch mitgehenden Dessauer Fans gewesen. Nein, auch viele TuS-Fans hatten sich seit dem feststehenden Wiederaufstieg des DRHV so sehr auf die Fahrt an die Mittelelbe gefreut. Denn seit 2016 bestehen enge Kontakte zwischen einigen Dessauern und einigen Ferndorfern, die insbesondere zwischen den „Zabporters“ und der „Brigade C“ freundschaftlich gepflegt werden.
Auch wenn es sich bei den seit 2006 fusionierten Handballern aus Sachsen-Anhalt um einen Aufsteiger handelt, so muss man doch konstatieren, dass dies kein gewöhnlicher Aufsteiger ist. So stellen die mit großer Tradition behafteten Blau-Weißen z.B. aktuell mit Jakub Hrstka und Vincent Sohmann die Nummer eins und zwei der Torjägerliste. Der Linksaußen und etatmäßige Siebenmeterschütze Hrstka hat weit über 100 Länderspiele für sein Heimatland Tschechien absolviert. Der Hüter des Tores, Philip Ambrosius, ist zum Zweitligaspieler des Monats Oktober gekürt worden. Neben vielen spektakulären Paraden hielt Ambrosius, der seine handballerische Ausbildung beim SC Magdeburg genoss, gegen Fürstenfeldbruck einen Siebenmeter mit der Schlusssirene und sicherte seinem Team damit den Sieg. Doch auch am Kreis haben die Dessauer mit dem von der DhfK Leipzig verpflichteten Oliver Seidler Qualität hinzugewonnen. „Eine komplette Mannschaft, die sehr wenige Fehler macht und ihr Ding von der 1.-60.Minute durchzieht“, hat Ferndorfs Coach durchaus Respekt vor dem Aufsteiger.
Der TuS-Tross setzt sich, wie schon beim Gastspiel in Konstanz, nach dem samstäglichen Abschlusstraining, in Bewegung gen Osten. Nicht mit dabei sind drei ganz wichtige Stützpfeiler des Ferndorfer Teams. Denn neben dem langzeitverletzten Keeper Lucas Puhl hat es nun auch die beiden Jungs auf der Königsposition erwischt. Den Capitano Jonas Faulenbach plagen Probleme mit der Schulter. Der auf dem Weg der Besserung befindliche Patrick Weber hat einen Rückschlag erlitten, aktuell Probleme mit Rücken sowie Nacken und fällt ebenso aus. Da wird sich Ferndorfs Coach was einfallen lassen müssen, um diese Ausfälle annähernd kompensiert zu bekommen. Dieser bekommt gerade die ganze Härte dieser außergewöhnlichen, verrückten Saison zu spüren: „Das sind drei absolute Leistungsträger die uns fehlen. Erst die coronabedingten Pausen und nun die Verletzungen. Das sind keine leichten Wochen“, bilanziert der Schwede und blickt gleichzeitig schon auf die bevorstehenden Aufgabe. Denn auch der restliche Kader des TuS hat genügend Qualität um am Sonntagabend in der schönen Anhalt-Arena zu bestehen. Und wie die siegbringenden Protagonisten am Ende auch heißen – zählen tun sowieso nur die Punkte.
Da die Jungs in Rot und Weiß inzwischen auf den Support von Zuhause zählen, sei allen TuS-Fans wieder einmal wärmstens der Live-Stream auf www.sportdeutschland.tv empfohlen. Im Übrigen mit immer sehr gut informierten Kommentatoren am Dessauer Mikro. Verabschieden wir die TuS-Equipe auf die knapp 500 Kilometer lange Reise. Und alle die am Sonntagabend vor dem Fernseher sitzen denken hoffentlich wieder daran: Scream for your team !
WISSENSWERTES
Entfernung: 470 Kilometer
Fahrzeit: ca. 5 Stunden
Einwohner Dessau: 80.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte: Anhalt Arena – 3300 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge: Erstligist 1991/92, 19 Jahre Zweitligist von 1992-2011