Dezimierte Ferndorfer zu Gast bei der HSG Nordhorn-Lingen

0

Der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat einen Spruch getätigt, der gut zur aktuellen Situation des TuS Ferndorf passt: „Auf einem Fest kann man nur mit den Mädels tanzen, die auch anwesend sind. Und nicht von denen träumen, die nicht da sind!“ So kommt sich aktuell auch Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt vor, denn die Hiobsbotschaften nahmen in den letzten Tagen kein Ende. Neben den bereits länger Verletzten Valentino Duvancic und Fynn Herzig, erwischte es vor dem Eulen-Heimspiel auch Hendrik Stock und Philip Würz. Dass sich aktuell auch weitere Spieler mit unterschiedlichen Wehwehchen plagen und bei den Einheiten fehlen, macht die Trainingsplanung für den Chef auf der Ferndorfer Trainerbank nicht einfacher. Doch egal wer am Freitag in den Bus nach Nordhorn steigt. Die Jungs aus dem handballverrücktesten Dorf des Siegerlandes fahren ganz sicher nicht die 230 Kilometer ins westliche Niedersachsen, um dort nur die Punkte abzugeben.

Wobei mit dem freitäglichen Gastgeber großes Besteck auf die Michel & Co. wartet. Von nicht wenigen Experten wurde der Kader der HSG Nordhorn-Lingen vor der Saison für qualitativ so gut befunden, dass ihm zugetraut wurde, bei der Frage nach den Aufsteigern ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Und nach immensen Anlaufschwierigkeiten ist die Mannschaft vom niederländischen Altinternationalen Mark Bult, der die letzten sieben Jahre Co-Trainer bei der SG Flensburg-Handewitt war, mehr und mehr ins Rollen gekommen. Auf der Seite der Neuzugänge sind Spieler zu finden, die in der zweiten Liga zur Kategorie Topspieler gehören. „Aufgrund des Umbruchs im Sommer hinken sie den Erwartungen noch hinterher. Die Tendenz ist aber klar positiv. Björn Zintel ist Dreh- und Angelpunkt im HSG-Spiel. Und Kristian van der Merwe war meines Erachtens nach der beste Keeper der Zweitliga-Saison 2023/24“, weiß Klatt durchaus, welches Brett sein Team zu bohren hat. Neben den oben Genannten sind es insbesondere die beiden extrem gegenstoßorientierten Außenspieler, die auch immer wieder versuchen Pässe zu antizipieren, um zu leichten Toren zu kommen. So haben der gebürtige Gummersbacher Max Jäger auf Linksaußen, und der ehemalige Auer Maximilian Lux auf Rechtsaußen, jeweils vierzig Feldtore auf der Habenseite und sind damit die Top-Torschützen ihres Teams. Doch auch in der Abwehr wird inzwischen gut gearbeitet, so dass sich van der Merwe immer wieder auszuzeichnen vermag und nicht selten mehr als fünfzehn Paraden pro Spiel zeigt.

Da gilt es für die Jungs vom Kindelsberg gegenzuhalten. Oder wie Klatt es beschreibt: „Wir müssen das Torhüter-Duell mindestens ausgeglichen gestalten und über unsere mannschaftliche Geschlossenheit kommen. Die Abwehr muss dann die Grundlage für unseren Erfolg sein!“ Und damit spricht er einen wesentlichen Erfolgsfaktor der TuS-Equipe an. Nach absolviertem elften Spieltag sind die Michel & Co. das einzige Team, welches weniger als 300 Gegentore kassiert hat. Der Abwehrverbund funktioniert – und obendrein hatte bisher in fast jedem Spiel mindestens ein Keeper eine Top-Quote. Zudem scheint es menschlich im Kader gut zu harmonieren, so dass einer für den anderen kämpft und gerne einen Schritt zusätzlich macht. Und doch schwebt in dieser Trainingswoche das Damoklesschwert der Verletzungen über der Stählerwiese. „Am Dienstagabend haben wir Vier gegen Vier gespielt. Mit den beiden Torhütern hatten wir zehn Mann im Training“ – Klatt ist ob seiner Aufgabe aktuell wirklich nicht zu beneiden. Arvid Pötz wird, wie schon gegen die Eulen, wieder zum Kader gehören. Ob es noch weitere Leihen aus dem Kader der zweiten Mannschaft geben wird, entscheidet sich unter Umständen erst kurzfristig. Auf die Frage hin, ob unter den gegebenen Umständen eher mit langen Angriffen und wenig Tempo im Spiel zu rechnen sei, gab Klatt schmunzelnd zu Protokoll: „Wir sollten mit Köpfchen ins Tempospiel gehen!“

Wer sich das Auswärtsmatch im bundesligaerprobten Euregium zu Nordhorn nicht entgehen lassen möchte, hat natürlich auch wieder die Chance über den Stream bei DYN live dabei zu sein. Oder man hält es mit den treuen Fans, die den TuS Ferndorf quer durch die Republik begleiten und allerorts viel Respekt für den tollen Support bekommen. An dieser Unterstützung wird es auch im Heimspiel am Freitag, den 29.November gegen den Zweitliga-Dino VfL Lübeck-Schwartau nicht mangeln. Sitzplätze sind jetzt schon Mangelware und vielleicht gelingt es ja doch noch in der Hinserie der Saison 2024/25, erstmalig im Ligabetrieb eine ausverkaufte Stählerwiese zu vermelden. Und ob nun an den kommenden beiden Freitagen live vor Ort, im Stream bei DYN oder vielleicht nur im Herzen mitgefiebert wird – für alle die, die es mit den Rot-Weißen halten, heißt es dann wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !


Wissenswertes
Gegner: HSG Nordhorn-Lingen
Einwohner Nordhorn + Lingen: 55.200 + 59.900 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Euregium (4.100 Plätze) & Emsland Arena (4.300 Plätze)
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge: Deutscher Vizemeister 2001/02, 4-malige Teilnahme am DHB Final Four, Gewinn des EHF-Pokals 2008

Kommentare sind geschlossen.