Alle Nebengeräusche des Heimsieges gegen Gummersbach beiseite schieben und den Moment als den wahrnehmen der er ist – besonders !! Normalerweise kommt nach der Pflicht die Kür. In dieser bedeutungsschwangeren Woche ist es beim TuS Ferndorf aber genau anders herum. Nach der Kür kommt nun die Pflicht. Denn die zwei Punkte, sofern sie denn am Ende in der Stählerwiese bleiben, sind Makulatur, wenn nicht am Samstagabend gegen den Tabellenvordermann vom Bodensee die nächsten beiden Zähler folgen.
Für Spiele dieser Art gibt es die unterschiedlichsten Begrifflichkeiten. Vom „Do or die – Spiel“ bis hin zum „Vier-Punkte-Match“. Alles Sachen, die Trainer nicht gerne hören und die bei noch ausstehenden siebzehn Spielen womöglich auch zu hoch gehangen sind. Doch der Gegner von der HSG Konstanz befindet sich laut Coach Robert Andersson „auf Augenhöhe“, und wird vermutlich mit der TuS-Equipe bis zum Schluss um den Klassenerhalt fighten. Da zählen Siege rein punktemäßig auch nur mit zwei Punkten, gefühlt sind sie aber mehr wert.
Der Gegner, der durch seine geographische Lage mit die anstrengendste Reisetätigkeit in der Liga hat, kommt nicht nur aus Konstanz – nein, dort wird auch Konstanz gelebt. Trainer Daniel Eblen geht in sein, sage und schreibe, achtzehntes Trainerjahr in Folge. Mindestens ebenso treu sind die Fans der meist in gelb gekleideten HSG. Heimspiele in der Schänzle-Halle wurden für die Gegner nicht selten zu Spielen in der Schänzle-Hölle. Aktuell fühlt sich ein Niederrheiner pudelwohl am Bodensee. Tom Wolf steht aktuell auf Platz drei der Gesamt-Torschützenliste, fehlte aber unter der Woche verletzungsbedingt. Im Hinspiel war der Dreh- und Angelpunkt des Konstanzer Spiels Matchwinner mit zwölf Treffern. Genauso treffsicher ist einer der besten Kreisläufer der Liga. Markus Dangers, zweitbester Feldtorschütze der 2.HBL, hat sogar Begehrlichkeiten in der Beletage geweckt. So wechselt er nach der Saison zur TUSEM nach Essen. Brandgefährlich, und aus dem Hinspiel wohlbekannt, ist die Torgefährlichkeit von der rechten Angriffsseite. Dazu gilt es im besonderen Maße das Kleingruppenspiel mit dem Kreis zu unterbinden. Alles in allem eine interessante Aufgabe, wie es auch Andersson betont: „Gegen diesen Gegner, der oft offensive Abwehrformationen bevorzugt, werden am Ende Kleinigkeiten den Ausschlag geben.“
Bei seinem eigenen Team hat der Coach vor allen Dingen den Sieg gegen Gummersbach als Stimmungsaufheller wahrgenommen: „Die Stimmung im Team ist sehr, sehr gut !“ Und es sind weitere erfreuliche Nachrichten, die aus dem TuS-Lager kommen. Nicht unwahrscheinlich ist nämlich die Rückkehr weiterer Spieler in den Spieltagskader. Schon gegen Konstanz könnten u.a. Andreas Bornemann, Branimir Koloper, Mattis Michel und Lucas Puhl wieder dazu stoßen. Alles in allem also erfreuliche Nachrichten aus dem Lager der Rot-Weißen. Die gerne da weitermachen möchten, wo sie in den letzten beiden Spielen aufgehört haben. Mit Leidenschaft und Teamspirit wurde um jeden Quadratzentimeter Hallenboden gekämpft. Eine Teamleistung, auf die man in Reihen der Verantwortlichen und Fans gewartet hat, und auf die das Team zurecht stolz sein darf ! „Wir werden wieder eine gute Abwehr im Zusammenspiel mit einem ebenso guten Torhüter brauchen“, wird Andersson nicht müde, immer und immer wieder die Sinne bei seinen Jungs zu schärfen. Tim Hottgenroth hat im Ferndorfer Kasten nach anfänglichen Problemen am Dienstagabend eine formidable Leistung gezeigt. Vorne waren es die klug Regie führenden Torben Matzken und Christopher Klasmann, die nicht nur das Spiel lenkten, sondern auch Vollstrecker-Qualitäten zeigten. In Summe viele positive Aspekte, die am späten Samstagabend für weiterhin gute Stimmung im und um das Team sorgen sollen.
So wie den Mannen aus dem südlichsten Spielort der 2.HBL, so fehlen auch dem TuS Ferndorf in besonderem Maße seine Fans. Nur allzu gerne hätte man gemeinsam den Derbysieg gefeiert. Und nur zu gerne würde man sich vom Hexenkessel treiben lassen. Ein Umstand der weiterhin nicht gegeben sein wird. Im Gegenteil – durch die aktuell vorherrschende Ausgangssperre wird die Austragung eines Handballspiels am späten Abend nicht unbedingt erleichtert. Was den Schmerz des „nicht live dabei sein könnens“ ein wenig lindert, sind die Übertragungen bei sportdeutschland.tv. Und so gilt es am Samstag ab 19:30 Uhr wieder in allen Wohnzimmern der Siegerländer Handballfans: Scream for our team !
WISSENSWERTES
Gegner: HSG Konstanz
Einwohner Konstanz: 86.300 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte: Schänzle-Sporthalle – 1.900 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: gelb-blau
größte Erfolge: Aufstiege in die 2.Handball-Bundesliga 2001, 2016 + 2019