Endlich den Schalter umlegen

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Hinter Thomas Rink steht für den Einsatz am Wochenende noch ein Fragezeichen (Archivfoto: H.Burbach)

„Do wat du wullt, de Lüüd snackt doch“, sagt der Norddeutsche – „tu was du willst, die Leute reden eh“. Vor dem Spiel gegen den VfL Lübeck-Schwartau sollten sich die Mannen von Trainer Michael Lerscht ein Beispiel an dieser Weisheit nehmen. Denn egal wer mit welchen Ratschlägen und Meinungen gerade um die Ecke kommt, am Ende liegt die Verantwortung bei Team und Trainer. „Wir tun gut daran auf uns zu schauen. Unser Spiel Woche für Woche weiter zu entwickeln. Details auszumerzen, um am Samstag final bereit zu sein – erfolgreich zu sein“, so Lerscht.

Der Gegner aus der Marmeladenstadt hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Schon 1863 gegeründet und mit 2.700 Mitgliedern zweitgrößter Sportverein Ostholsteins, war man in den 90-er Jahren ein Fahrstuhlverein. Zu stark für Liga Zwei, aber zu schwach für die Eliteklasse. Und doch rieben sich viele Handballfans verwundert die Augen, als die Lübecker 1999 eine Spielgemeinschaft eingingen. Nach Auflösung dieser Spielgemeinschaft übernahm der neugegründete HSV Handball den Bundesligaplatz des damaligen VfL Bad Schwartau. Was danach beim HSV Handball an Höhen und Tiefen folgte ist hinlänglich bekannt. Die Mannen von der Lübecker Bucht, die 2001 den DHB-Pokal gewinnen konnten, verabschiedeten sich unterdessen Richtung Regionalliga, in der sie den Startplatz ihrer eigenen zweiten Mannschaft einnahmen. Nach dem Wiederaufstieg in die 2.Liga 2008 sind sie dort Dauergast, und positionieren sich meist in der oberen Tabellenhälfte.


Davon sind sie aktuell noch ein Stück weit entfernt. Drei Punkte besser als der TuS, rangieren die Hansestädter aktuell mit 13:17 Punkten auf dem zwölften Tabellenplatz. Nicht wenige Experten hatten der Truppe von Piotr Przybecki eine Platzierung ganz weit vorne vorhergesagt. Allerdings sind die Männer aus der deutschen Marzipan-Hochburg personell stark gehandicapt. U.a. zogen sich während der Saison beide Rückraumlinken, Mex Raguse und Pawel Genda, Kreuzbandrisse zu und fallen für den Rest der Saison aus. „Die Lübecker haben durch die Verletzungen ihr Gesicht ein wenig verändert. Sie haben mit schnellen Kräften jetzt mehr Geschwindigkeit im Spiel. Da müssen wir in der Deckung die richtigen Schlüsse ziehen sowie unser Angriffsspiel stabil halten“, weiß Lerscht, wo er in dieser Trainingswoche die Hebel ansetzen wird. Sein Pendant auf Lübecker Seite, Piotr Przybecki ist kein Unbekannter in Handball-Deutschland. Lange Jahre für diverse Vereine in der höchsten deutschen Spielklasse aktiv, hat er zudem 131 Länderspiele für sein Heimatland Polen absolviert.

Das was die Lerscht-Sieben in den vergangenen Spielen ausgezeichnet hat, will sie auch dieses Mal wieder in die Waagschale werfen: „Wir müssen wieder diese Emotionalität und Bereitschaft aufs Feld bringen wie in den vergangenen Wochen“, verlangt Lerscht von seinem Team und fügt hinzu: „Wir haben gezeigt dass wir Jeden schlagen können. Wird Zeit dass wir das auch wieder tun.“ Bei diesem Vorhaben werden Marijan Basic sowie der Langzeitverletzte Jonas Müller nicht mitwirken können. Hinter dem Einsatz von Branimir Kolopers Gespannpartner im Innenblock, Thomas Rink, steht dagegen ein großes Fragezeichen. Er ist grippal angeschlagen.

Nicht nur die Lerscht-Equipe muss am Samstag bereit sein. Auch die Zuschauer müssen mithelfen, und den Funken, den die Spieler in rot-weiß überspringen lassen wollen, aufnehmen und sinnbildlich anzünden. Zu was eine außerordentliche Heimspiel-Atmosphäre nämlich führen kann, haben uns die Gäste am vergangenen Samstag vorgemacht. Deren Zuschauer machten aus der Hansehalle die Hansehölle und trugen ihr Team zum Sensationssieg gegen den Tabellenführer aus Coburg. Wenn das mal nicht Grund genug ist, die Hansestädter mit dem Hexenkessel Stählerwiese bekannt zu machen.


WiISSSENSWERTES
Gegner: VfL Lübeck-Schwartau
Einwohner Lübeck: 217.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte: Hansehalle – 3200 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge: viermaliger Aufstieg in die 1.Handball-Bundesliga,
Gewinn des DHB- Pokals als SG VfL Bad Schwartau

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