„Akkus aufladen und Kraft tanken“ – die Aussage von Ferndorfs Chef auf der Kommandobrücke, Ceven Klatt, spiegelt das wider, was seine Jungs in der kurzen Spielpause gemacht haben. Man hat die ersten zehn Spiele der Saison Revue passieren lassen und aufgearbeitet. „Wir wollen die Euphorie aus diesen Spielen und die positive Grundstimmung gerne mitnehmen in den November und Dezember“, weiß Klatt selbstredend, dass noch einige Hochkaräter auf sein Team warten. Auswärts hat das Team um Kapitän Mattis Michel ebenso viele Punkte geholt wie in der heimischen Stählerwiese. Und so gilt kein Bangemachen, auch wenn von den sechs Spielen nach dem Eulen-Heimspiel vier in der Fremde stattfinden. Durch den Heimrecht-Tausch mit dem Bergischen HC könnten nämlich die drei Heimspiele in den letzten vier Spielen der Saison, im positiven Umkehrschluss, das Zünglein an der Waage sein.
Der nächste Brocken, den es aus dem Weg zu räumen gilt, ist ein weiteres Schwergewicht der Liga. Die Eulen Ludwigshafen, in den letzten vierzehn Jahren immerhin sechs Saisons lang Erstligist, wollen natürlich gerne wieder zurück in die Beletage des deutschen Handballs. Zu was das Team vom ehemaligen Hüttenberger Coach Johannes Wohlrab fähig ist, musste der Aufstiegsaspirant vom Bergischen HC leidvoll erfahren. In einer wahren Sternstunde fegten die Eulen den Spitzenreiter mit 32:23 aus der Friedrich-Ebert-Halle. Überragend in dieser Partie, und sicherlich auch der größte Faktor, war der Abwehrverbund mit einem bärenstarken Mats Gruppe im Tor. Des weiteren gilt es Mex Raguse zu nennen. Der bisherige Top-Torschütze seines Teams fällt allerdings, wenn man den Lokal-Gazetten in der Pfalz Glauben schenken darf, bis zum Jahresende aus. Eine erhebliche Schwächung der Ludwigshafener, war Raguse doch für viele einfache Tore aus dem Rückraum gut. Jetzt können Spieler aus der zweiten Reihe in die Bresche springen, was gerade in der Spielvorbereitung mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist, wie Klatt berichtet: „Am liebsten spielt man gegen den kompletten Kader des Gegners, da weiß man auf was man sich vorbereiten muss!“ Dabei haben die sonntäglichen Gäste auch ohne Raguse einen guten Kader. Besonders die beiden Keeper, Mats Gruppe und Ziga Urbic, sind mit Quoten weit über 30% Torverhinderer im wahrsten Sinne des Wortes. Des weiteren sollte die Aufmerksamkeit der Ferndorfer Abwehr der Kleingruppe Eisel/Stüber gelten. Mittelmann Marc-Robin Eisel und Kreisläufer Frederic Stüber harmonieren bestens zusammen. Und auf den Außen hat man mit dem Sohn des 2007-er Weltmeisters Christian Schwarzer, Kian Schwarzer, und Mr. Eulen Ludwigshafen, Alexander Falk, auch noch massig Qualität und Erstligaerfahrung zu bieten.
Vier Mal durfte der TuS Ferndorf die Eulen Ludwigshafen schon zu Duellen in der Stählerwiese begrüßen. Zwei Mal gingen die Rot-Weißen dabei als Sieger vom Feld. Damit dies auch am ungewohnten Sonntag-Spieltag der Fall ist, hat Klatt seine Prioritäten in der Trainingswoche klar verteilt: „Wir haben diese Woche eine hohe Wurfintensivität im Training. Mir geht es um Gefühl, Timing und Präzision beim Schuss, damit die gegnerischen Torhüter nicht zu Helden geworfen werden.“ Nach der Spielpause geht es sicherlich auch darum, wieder Sicherheit für das eigene Spiel zu entwickeln und die Gäste aus der Rheinpfalz im Abwehrverbund vor Probleme zu stellen. Gerade in den Momenten, in denen die Abwehr gut gearbeitet hat und die Keeper ihre Bälle gehalten haben, ist es den Mannen vom Kindelsberg immer wieder gelungen den Gegner in Schach zu halten. Einen weiteren Pluspunkt hat Klatt der Herbstpause abgerungen: „Die Jungs sind wieder topfit. Gerade diesem Umstand geschuldet wollen wir auch wieder mehr in unser Tempospiel kommen.“ Noch nicht dabei mithelfen wird Valentino Duvancic, der allerdings Besserung verspürt und sich langsam an sportliche Belastung herantastet. Und so werden seine beiden Kreisläufer-Kollegen Mattis Michel und Philip Würz, neben Fabian Hecker und Daniel Hideg, die Hauptlast des Verteidigens übernehmen. Im Angriff wird die Hauptlast des Torewerfens, neben den bereits erwähnten Hideg und Michel, auf Julius Fanger und Janko Kevic verteilt, wobei insbesondere Fanger zuletzt vor Spielfreude sprühte.
Der Sitzplatzbereich ist ausverkauft. Und damit setzen die Siegerländer Handballfans erneut ein Statement, wie viel Spaß es derzeit macht, Handballspiele in der Stählerwiese live mitzuerleben. Wenn man sich die Autokennzeichen rund um den Hexenkessel einmal anschaut, muss man sogar konstatieren, dass inzwischen immer mehr Handballfans aus den Nachbarkreisen zu den TuS-Heimspielen kommen. Sicherlich ein Verdienst dessen, was man in der 2.HBL allgemein, und beim TuS Ferndorf im Speziellen, an einem Heimspieltag erleben darf. „Eine der lautesten Hallen der 2.Liga“ – diese Aussage stammt von gegnerischen Trainern, die mit Hochachtung von der Lautstärke sprechen, die Kreuztals beste Stube immer wieder zu erreichen vermag. Und so tragen auch die Fans am kommenden Sonntagnachmittag ihr Scherflein dazu bei, wenn es wieder einmal heißt: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: Eulen Ludwigshafen
Einwohner Ludwigshafen: 179.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Friedrich-Ebert-Halle (2.268 Plätze)
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge: Erstliga-Aufstiege 2010, 2014 + 2017