Entfesselt aufspielender TuS gewinnt gegen den Favoriten

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Andreas Bornemann erzielte acht Treffer

Dirk Stenger brachte es als Co-Kommentator bei sportdeutschland.tv mit einem einzigen Satz auf den Punkt: „Wenn dieses Spiel vor knapp 1500 Zuschauern in einer ausverkauften Stählerwiese stattgefunden hätte, das wäre ein würdiger Rahmen gewesen.“ Und was sich da, vor allen Dingen in den zweiten dreißig Minuten, vor den leeren Rängen abspielte, hatte man selbst im Hexenkessel Stählerwiese lange nicht mehr gesehen. Ein Team, welchem man nach der zweiten Quarantäne innerhalb weniger Wochen Konditionsprobleme attestiert hatte, spielte sich gegen einen der Aufstiegsfavoriten aus Liga Zwei zeitweise in einen Rausch.

TuS Ferndorfs langjähriger Spieler und Trainer Michael Lerscht war mit seinem neuen Team zurück in seiner Heimat. Nur für ein Spiel und mit einer klaren Mission: Oben dranbleiben an den Aufstiegsplätzen ! Grundvoraussetzung dafür war ein Sieg der hoch favorisierten Hammer gegen die „Quarantäne-Meister“ aus dem nördlichen Siegerland. Doch unverhofft kommt bekanntlich oft. Und so waren es nach einem wahren Husarenritt die rot und weiß gekleideten TuS-Spieler, die nach dem Spiel in einer Jubeltraube den Sieg feierten. Dabei ging es in den ersten Minuten zu wie beim munteren Scheibenschießen. Die Abwehrreihen konnten dem Spiel noch nicht den Stempel aufdrücken, so dass die Anzeigetafel nach acht Minuten ein 4:4 anzeigte. Erste Highlights dann nach gut einer Viertelstunde. Einen Monster-Block von Branimir Koloper beantwortet auf Hammer Seite Markus Fuchs mit einem nicht minder spektakulären Block. Zu diesem Zeitpunkt brummte Andreas Bornemann eine Zwei-Minuten-Strafe ab. Danach blieb er erst einmal auf der Bank – dazu aber später mehr. Da der TuS in den letzten Minuten vor dem Pausentee zwei Mal Aluminium traf, ging es mit einem Unentschieden in die Halbzeit. Aber irgendwie hatten die TuS-Fans vor dem heimischen Fernseher allenthalben das Gefühl, dass der TuS sogar die etwas bessere Mannschaft war.


Zu Beginn der zweiten Halbzeit stand ein alter Bekannter auf dem Feld. Patrick Weber, der Mann der für seine Würfe einen Waffenschein braucht, stand zum ersten Mal nach einem dreiviertel Jahr wieder für seine Farben auf dem Feld. Und auch wenn er am heutigen Tage kein Wurfglück hatte, freuen sich all die, die es mit dem TuS halten, den langen Schlaks wieder Handball spielen zu sehen. Obwohl Josip Eres in der Pause Zielwasser getrunken hatte und die Siebenmeter altbekannt sicher verwandelte, so schlug der Pegel doch langsam in Richtung des Favoriten. Bornemann immer noch auf der Bank – da war doch noch was. Richtig – eben dieser Bornemann war wieder mit von der Partie und nagelte den Ball in der 40. Minute an den Pfosten. Der Favorit schien das Spiel an sich zu reißen. Robert Andersson reagierte – nahm zu einem taktisch hervorragenden Zeitpunkt die Auszeit und wechselte Tim Hottgenroth für Marin Durica ein. Und da weder Durica, noch der hochgelobte Storbeck auf Seiten der Hammer dem Spiel ihren Stempel aufdrücken konnten, vereinnahmte dass der 22-jährige Hottgenroth für sich. Ab dem 15:17 spielten sich die rot-weißen Jungs phasenweise in einen Rausch. Allen voran die beiden eben genannten Akteure, Mr. Steelhammer Andreas Bornemann mit Geschossen, bei dem eins schöner als das andere im Hammer Kasten einschlug. Und natürlich Tim Hottgenroth, der es in den zwanzig Einsatzminuten auf sehr starke sechs Paraden und 50% gehaltener Bälle brachte. Sein Gegenüber Felix Storbeck verließ dagegen nach fünfzig Minuten und nur fünf gehaltenen Bällen entnervt den Hammer Kasten. Da stand es aber schon 23:18 und Crunch-Time ist bekanntermaßen eine Ferndorfer Domäne. So schaukelte die Ferndorfer Equipe den 27:21 Sieg in souveräner Art und Weise nach Hause und darf nun mit breiter Brust und 6:2 Punkten im Gepäck die weite Reise an den Bodensee antreten.

Da wartet mit der HSG Konstanz am späten Sonntagnachmittag die nächste schwere Aufgabe auf die Andersson-Schützlinge. Anreisen werden die Ferndorfer bereits am Samstag. So kann der aktuell Siebtplatzierte ausgeruht ins Spiel gehen und hoffentlich etwas Zählbares aus Konstanz mitbringen.

Tore: Andreas Bornemann (8), Josip Eres (5/2), Torben Matzken, Mattis Michel, Julian Schneider (je 3), Jonas Faulenbach, Thomas Rink (je 2), Lukas Pechy (1)


Fotos: Heiko Burbach

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