Gegen den Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet

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Fast fünf Wochen kein Handball in der 2. HBL – jetzt geht’s wieder los mit Sport, Spannung und Emotionen. (Foto: H.Burbach)

„Der Zirkus ist wieder in der Stadt“ – ein Slogan aus längst vergessenen Zeiten. Und doch dürfte sich so mancher Handballfan aus der Region genau das in den letzten Tagen gedacht haben. Nach nunmehr fünf Wochen EM-Pause hat der 2.Liga-Alltag die TuS-Handballer und ihre Anhängerschaft wieder – endlich. Da konnten auch die durchaus glanzvollen Auftritte gegen den Drittligisten Volmetal (45:18 Sieg) und den Erstligisten aus Wetzlar (27:27 Unenetschieden) nur kurzzeitig drüber hinweg helfen. „Wir freuen uns, dass es nun endlich wieder los geht. Die Stimmung im Team ist gut und die Jungs fiebern dem Samstagabend entgegen“, ist auch Ferndorfs Coach Michael Lerscht mit seinen Mannen heiß auf den Start in die restlichen sechzehn Partien der Saison 2019/20.

Und dieser Start hat es wahrlich in sich. Ein Traditionsverein gibt sich die Ehre. Wer die ruhmreichen 80-er des TuSEM Essen verfolgt hat, denkt automatisch an Namen wie Jochen Fraatz oder den viel zu früh verstorbenen Stefan Hecker. Es war die Zeit, in der die Essener drei deutsche Meisterschaften feierten und Stammgast auf der internationalen Handballbühne waren. Diese Zeiten sind längst vorbei. Dem Lizenzentzug 2005 und der Strafversetzung in die 3.Liga folgte nach einem raschen Wiederaufstieg Ende 2008 der Insolvenzantrag und somit das neuerliche Aus in der Beletage des deutschen Handballs. Bis auf ein einjähriges Gastspiel 2012/13 ist die 2.Liga zur Heimat des Vereins aus Essen-Margarethenhöhe geworden, wobei sicherlich nicht nur die älteren TuSEM-Fans gerne mal wieder an alte Zeiten anknüpfen würden. Die Chancen dazu stehen aktuell gar nicht schlecht, belegt das Team von Trainer Jaron Siewert doch den 3.Platz mit 24:12 Punkten und liegt somit nur zwei Zähler hinter dem Zweitplatzierten ASV Hamm.

Apropos Trainer – Jaron Siewert gilt als Zögling Bob Hannings. Eben dieser Bob Hanning, der neben seiner Tätigkeit als DHB-Vizepräsident hauptamtlicher Geschäftsführer der Füchse Berlin ist. Und der gebürtige Essener Hanning „parkte“ in dieser Eigenschaft Jaron Siewert in Essen, damit sich der jüngste Trainer der Liga seine ersten Sporen verdienen konnte. Nun geht es für Siewert nach dieser Saison zurück nach Berlin, wo er ab kommender Saison, als 26-jähriger, beim Starensemble der Füchse das Zepter schwingen wird. Die Stärke seines aktuellen Teams liegt ganz sicher in der mannschaftlichen Geschlossenheit, denn der Kader hat Quantität auf höchstem Zweitliga-Niveau. Hinter einer großen, jungen Truppe hütet mit Fredrik Genz ein Keeper mit Ambitionen das Gehäuse. Der aus Oberwiehl stammende Genz hat in seiner Jugend auch ein Jahr das TuS-Tor gehütet. Nach Stationen bei Dormagen und Essen, wechselt er zur neuen Saison mit seinem Trainer nach Berlin und wird dort neben dem CL-erfahrenen Dejan Milosavljev das neue TW-Duo bilden.

Dass der TuS Ferndorf gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte nicht nur mithalten, sondern auch gewinnen kann, zeigte man vor der EM-Pause auf eindrucksvolle Art und Weise. Vermisste man im Spätherbst bei dem ein oder anderen Match das Spielglück, so war der Dezember ein Festmonat für die Ferndorfer Handballseele. Dem verdienten Heimerfolg gegen die Lübecker ließ man auf beeindruckende Art und Weise Auswärtserfolge in Eisenach und Hamburg folgen. Eigentlich kam die Pause deshalb ein wenig zur Unzeit. Obendrein plagen sich einige Spieler aktuell mit kleineren Verletzungen. Gerade auf Halblinks wird es bis Spielbeginn ein Kampf gegen die Zeit. Torjäger Patrick Weber plagt sich mit Rückenproblemen, während den wiedererstarkten Kapitän Jonas Faulenbach Grippesymptome erwischt haben. „Jonas Müller und Marijan Basic kommen aus Ihren Verletzungen zurück. Wir führen sie langsam wieder heran“, schaut Lerscht auch diesbezüglich eher auf die kommenden Wochen, da Punkte gegen Essen sicherlich als Bonuspunkte einzuordnen wären. Allerdings hat die Lerscht-Equipe überhaupt keine Lust darauf irgendetwas abzuschenken, wie Lerscht anmerkt: „Wir werden mit maximaler Entschlossenheit in die Partie gehen und schauen was möglich ist. Wir haben Bock auf die Stählerwiese und sind nach den guten Auftritten Ende 2019 sowie in den Testspielen gegen Volmetal und Wetzlar darauf aus, das Maximum aus dem Heimspiel heraus zu holen.“

Ein Faktor wird sicherlich wieder die Hexenkessel-Atmosphäre in der Stählerwiese sein. Nur allzu gut erinnert sich der Großteil des Teams an den 5. Dezember 2018, als in einem begeisternden Match der TuSEM in die Knie gezwungen wurde. Für das Match zu gewohnter Handballzeit gibt es noch Stehplatzkarten an der Abendkasse. Die Sitzplätze sind bereits restlos ausverkauft. Wieder einmal ein eindrucksvoller Beweis für die Handballbegeisterung in der Region Südwestfalen.


WISSENSWERTES

Gegner: Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe, kurz: TuSEM Essen
Einwohner Essen:  590000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte: Sporthalle „Am Hallo“ – 2600 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge:  Deutscher Meister ’86, ’87 + ’89, Deutscher Pokalsieger ’88, ’91 + ’92, Europapokal der     Pokalsieger ’89, EHF-Pokal 2005

 

 

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