Handball-Krimi am Mittwochabend

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Foto: TV Emsdetten / L.Strohmann

Es gibt diese Spiele an die man sich ein Leben lang erinnert. Nein, von überragender Qualität war der gestrige Handballabend in der Emshalle nicht. Aber jeder Zuschauer, der gestern zum ersten Mal ein Handballspiel gesehen hat, wird wieder und wieder ein solches Spiel sehen wollen – und sich später daran erinnern, an welchem Abend er der Leidenschaft zum Handball verfallen ist. Leidenschaft ist ein gutes Stichwort. Denn wenn das Halbzeitergebnis schon ein veritables Endergebnis darstellt, ist das für Trainer eher ein Fakt der Leiden schafft.

Dabei ging es gut los für die Spieler in rot und weiß. Marin Durica hielt den ersten Ball und Lukas Pechy konnte zur 0:1 Führung netzen. Dass dies die letzte Ferndorfer Führung an diesem Abend sein sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wissen. Doch schon in der darauffolgenden Anfangsphase, in der die in grün und schwarz gekleideten Emsdetter schnell auf 4:1 stellten, ließ zwei Dinge erahnen. Zum einen aggressiv und unglaublich emotional agierende Hausherren. Zum anderen einen Handball, den man gemeinhin als „Run & Gun“ bezeichnet. Nachdem sich fast jeder Ferndorfer Spieler mal in die Torschützenliste eintragen konnte, war es Andreas Bornemann, Mr. Steelhammer, der mit einem Doppelpack zum 7:7 erstmals wieder für seine Farben auf Gleichstand stellte. Da waren erst dreizehn Minuten gespielt. Doch die Abwehrreihen ließen ihre Torhüter weiter im Stich. Und wenn es mal eine Parade zu verzeichnen gab, dann eher auf Seiten der Gastgeber. Beim 12:9 hatten die Emsdetter den Andersson-Schützlingen zum zweiten Mal eine Drei-Tore-Aufgabe an die Hand gegeben. Aber auch die konnten die TuS-Jungs beantworten. Lukas Pechy mit einem Doppelpacker zum 16:16 ließ Hoffnung auf eine Halbzeitführung aufkeimen. Doch kurz vor der Halbzeit schloss man zu früh ab und TVE-Linksaußen Dirk Holzner sorgte für den 19:17 Halbzeitstand.


Wer gedacht hatte, das sei in der ersten Halbzeit Wildwest-Handball gewesen, der wurde in den ersten Minuten von Halbzeit Zwei eines Besseren belehrt. Schnelle Abschlüsse, Torhüter-Paraden und technische Fehler reihten sich nahtlos aneinander. Erst nach dem 21:19 durch Johannes Wasieleweski nahm die Partie wieder Fahrt auf. Und ebenjener Wasielewski sollte in den nun folgenden 21 Minuten zum Hauptakteur werden. Ganz starke sechs Treffer schweißte der Halbrechte der Emsdetter den bemitleidenswerten Durica und Hottgenroth in den Giebel. Und während Abwehrverbund und Torhüter auf Ferndorfer Seiten immer noch keinen Gefallen am Spiel gefunden hatten, wurde jede gelungene Abwehraktion auf Seiten der Gastgeber frenetisch von der Bank aus gefeiert. Beim 23:23 Ausgleich in der 43.Minute hatten die Fans des TuS Hoffnung auf Besserung. Die war aber nur von kurzer Dauer, da es bereits sechs Minuten später 27:23 stand. Nun war auch Konstantin Madert, der erfahrene Keeper der Grün-Schwarzen, zum Faktor geworden. 50 Minuten gespielt heißt beim Handball, dass es in die Crunch-Time geht. Eigentlich Ferndorfer Domäne, wäre ein Fünf-Tore-Rückstand allerdings eine zu große Bürde, die man in zehn Minuten kaum egalisieren kann. Doch Emsdetten versuchte es mit einem Kreisanspiel hinter dem Rücken, was von seiten der Rot-Weißen mit einem erfolgreichen Tempogegenstoß zum 27:24 bestraft wurde. Und da war sie wieder – die Stärke des TuS Ferndorf in den letzten zehn Minuten. Angetrieben vom vierfachen Torschützen Julian Schneider sowie der wieder einmal starken rechten Seite mit Andreas Bornemann und Josip Eres versuchten die TuS-Spieler nun alles. Und wahrhaftig gelang Eres mit einem verwandelten Siebenmeter 110 Sekunden vor Schluss der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich. Wasielewski mit seinem insgesamt achten Treffer sorgte aber postwendend für die erneute Emsdetter Führung. 38 Sekunden Rest bedeuten in solch einem Fall „runter spielen“ und mit der letzten Aktion den Ausgleich erzielen. Nicht mit Julian Schneider – der fasste sich nach wenigen Sekunden ein Herz und erzielte den erneuten Ausgleich. Nochmalige Chance für die Gastgeber den Siegtreffer zu erzielen. Doch am Ende reichte es nur noch zu einem Freiwurf in den Block. 31:31 und keine der beiden Mannschaften wusste so recht, ob man sich freuen oder ärgern 

sollte.

Aufgrund des Spielverlaufs darf man auf Ferndorfer Seite aber durchaus von einem gewonnenen Punkt sprechen. Über sechzig Minuten hatte man als Zuschauer allerdings den Eindruck, dass die Spieler des Gastgebers den Sieg ein wenig mehr erzwingen wollten. Denn während auch diesmal der Abwehrverbund der TuS-Equipe keinen Zugriff auf die bärenstarken Halbspieler fand, erwartete der Gastgeber die Ferndorfer Angriffe häufig schon auf Höhe der 9-Meter-Linie. Die Möglichkeit es besser zu machen bleibt dem TuS Ferndorf allerdings vorerst verwehrt. Das für den kommenden Samstag terminierte Derby gegen den Altmeister aus Gummersbach muss verschoben werden. Diesmal hat es, zum ersten Mal in dieser Saison, den oberbergischen Traditionsverein erwischt. Wann das Spiel nachgeholt wird steht noch nicht fest. Bei mittlerweile vier noch nachzuholenden Partien auch wahrlich kein leichtes Unterfangen für die Verantwortlichen. 

Tore: Andreas Bornemann (6), Torben Matzken (5/1), Mattis Michel, Lukas Pechy, Julian Schneider (je 4), Josip Eres (4/3), Toni Sario (2), Thomas Rink, Patrick Weber (je 1)

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