Kleines Derby in Mittelhessen

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Mit „über dem Strich“ ist im Sport eine Begrifflichkeit gemeint, die die Zone beschreibt, die sich direkt über den Abstiegsrängen befindet. Beim samstäglichen „kleinen Derby“ in der handballverrückten Gemeinde Hüttenberg treffen genau die beiden Teams aufeinander, die gerade „über dem Strich stehen“. Wobei die Hessen zwei Spiele mehr absolviert haben als der TuS Ferndorf. Noch eine Gemeinsamkeit gefällig: Während die beiden Handball-Zweitligisten ca. 85 km auseinander liegen, gibt es in Österreich zwei Orte namens Ferndorf und Hüttenberg, die ca. 100 km voneinander entfernt sind.

Am Samstagabend duellieren sich zwei Teams, die vor der Saison sicher andere Ziele hatten und lieber in ruhigeren Gewässern unterwegs wären. Dabei sind die Mannen von Ferndorfs Coach Robert Andersson ebenso verletzungsgebeutelt wie die Hüttenberger. Diese waren vor wenigen Wochen noch ganz tief drin im Abstiegssumpf. Doch Unentschieden Anfang Dezember gegen Aue und in Konstanz bildeten den Auftakt für eine „goldene“ Weihnachtszeit. Mit Siegen in Großwallstadt, gegen Hamm und gegen Fürstenfeldbruck sammelten die Mannen vom neuen Trainer Johannes Wohlrab (der hatte just Anfang Dezember das Team von Frederick Griesbach übernommen) sechs ganz wichtige Punkte ein. Wobei der Klassenerhalt nur der Auftakt zu großen Feierlichkeiten im Jahr 2021 sein soll. Denn richtig emotional, und das dann auch vor entsprechender Kulisse wenn es Corona zulässt, wird es zu Beginn der kommenden Serie. Dominik Mappes, der die Hessen 2017 mit knapp 200 Toren in die Bundesliga geworfen hat, und da aktuell für die Eulen Ludwigshafen auf Torejagd ist, kehrt zur kommenden Saison heim nach Hüttenberg. Aktuell ist der Höhenflug der Rot-Blauen gestoppt worden. Der Tabellenletzte aus Emsdetten entpuppte sich am vergangenen Wochenende als Stolperstein. „Hüttenberg hat eine kämpferisch sehr gute Mannschaft. Aber Emsdetten hat die Schwachstelle erkannt und ausgenutzt“, hat auch Andersson sich intensiv mit dem Gegner auseinander gesetzt, und führt weiter aus: „Wir haben gegen Rimpar eine dreiviertel Stunde sehr gut Abwehr gespielt. Das wollen wir jetzt endlich auch mal über sechzig Minuten schaffen !“


Bei diesem Unterfangen steht dem Schweden auch der Neuzugang aus Schalksmühle zur Verfügung. „Christopher Klasmann wird spielen. Für wie lange es reicht müssen wir sehen. Aber er wird uns eine Hilfe sein“, ist auch der Coach heilfroh über die dringend notwendige personelle Unterstützung des dünnen Kaders. Wobei dieser immer wieder Überraschungen parat hält. Ist man einerseits dazu geneigt, das rückraumlastige Spiel anzukreiden, kommt auf einmal ein Spiel wie gegen Rimpar daher, wo die Mannschaft unermüdlich für die Kreis- und Außenspieler arbeitet. Unberechenbar in den Leistungen – ein gutes Stichwort für einen unserer Spielmacher. Bei Torben Matzken wechseln sich herausragende Aktionen immer wieder mit Aktionen ab, bei denen Fans und Verantwortlichen die Haare zu Berge stehen. „Torben muss an seiner Rolle Woche für Woche wachsen“, will der geduldige, schwedische Alt-Internationale keinesfalls den Stab über Ferndorfs Mittelmann brechen. Denn eines muss bedacht werden. Viele der Spieler die aktuell Verantwortung übernehmen, haben das in dieser Rolle so noch nie ausgefüllt. Für denjenigen im Kader, dem diese Rolle vor der Saison zugedacht war, ist es am kommenden Samstag so etwas wie ein Heimspiel. Jonas Faulenbach ist nämlich nur fünfzehn Autominuten vom Hüttenberger Sportzentrum entfernt aufgewachsen. Ebenfalls eine Rückkehr in die hessische Heimat ist es für unseren Rechtsaußen Tim Rüdiger. Der gewann, nicht weit entfernt in Dutenhofen, 2017 mit der HSG Wetzlar die deutsche A-Jugend-Meisterschaft !

Sehr fehlen tut der Mannschaft aktuell der bekannt lautstarke Anhang des TuS Ferndorf. Dies wird sich in den nächsten Wochen und Monaten nicht ändern. Umso wichtiger, dass auch die Jungs um Capitano Lucas Puhl mitbekommen, wie sehr der Anhang mit den Rot-Weißen mitfiebert. Schaut auch am Samstagabend wieder bei Sportdeutschland.tv rein und gebt der rot-weißen Equipe von zu Hause aus seelische und moralische Unterstützung – und dabei nie vergessen: Scream for your team !


WISSENSWERTES
Entfernung:   85 Kilometer
Fahrzeit:  ca. 1 Stunde
Einwohner Hüttenberg:  11.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte:  Rittal Arena Wetzlar (5.000 Zuschauer)
Trikotfarbe:  rot / blau
größte Erfolge:  4. Platz Bundesliga 1980, Platz 23 in der „Ewigen Tabelle der Handball-Bundesliga“

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