Am vergangenen Mittwoch war die TuS-Equipe näher an zwei Punkten als an einem. Und auch gegen den Bundesliga-Absteiger aus Balingen-Weilstetten sah es bis weit in die zweite Hälfte danach aus, als könnten die Jungs von Coach Ceven Klatt binnen vier Tagen den nächsten Aufstiegsfavoriten ärgern. Dass es am Ende nichts mit Punkten, sondern nur mit anerkennendem Schulterklopfen wurde, lässt Klatt nicht traurig, sondern eher stolz zurück: „Hier hat heute der Aufsteiger aus Liga Drei gegen den Absteiger aus Liga Eins gespielt. Dabei hat man keinen großen Unterschied gesehen. Im Gegenteil, es war über sechzig Minuten ein Spiel auf Augenhöhe!“
Es ging gut los in der prall gefüllten und stimmungsvollen Stählerwiese. Marvin Mundus, Janko Kevic und Mattis Michel legten vor, die Gallier von der Alb egalisierten jeweils postwendend. Den ersten Aufreger im Spiel, und damit einhergehend ein Bruch im Spiel der Gäste, gab es dann in der 9.Minute. Balingens Csaba Leimeter traf Kevic im Gesicht, was die Schiedsrichter folgerichtig mit der roten Karte ahndeten. Die Verwirrung bei den Süddeutschen nutzten die Michel & Co. für einen Zwischenspurt von 3:3 auf 6:3 (13.). Balingens Alt-Internationaler auf der Trainerbank, Matthias „Matti“ Flohr, nahm daraufhin eine Auszeit und ordnete das Spiel seiner Jungs. Was sich auch direkt auf dem Spielfeld niederschlug, denn bis zur 17.Minute konterte der HBW und egalisierte seinerseits auf 6:6. Die Minuten 18 bis 23 gehörten dann dem Neuzugang im TuS-Dress, Marko Vignjevic. Drei blitzsaubere Treffer mündeten in einem 11:9. Can Adanir wusste erneut zu glänzen, vernagelte zeitweise seinen Kasten, profitierte aber auch von einem starken, beweglichen Abwehrverbund. „Wir haben einen guten Rückzug und lassen Balingen nicht ins Umschaltspiel kommen“, war auch Klatt angetan von der Defensivleistung seiner Jungs. Doch mehr als zwei Tore Unterschied wurden es nicht. Bis in der 28.Minute der unermüdlich rackernde Julius Fanger traf und auf 14:11 erhöhte. Dass es am Ende nur mit einem 14:12 in die Halbzeitpause ging war auch der Tatsache geschuldet, dass die Männer vom Kindelsberg für jedes Tor hart arbeiten mussten.
Das schwere Spiel vom vergangenen Mittwoch, und die nicht außer Acht zu lassenden Reisestrapazen, schlugen sich nach der Halbzeit noch nicht im Spiel der Klatt-Mannen nieder. Kapitän Mattis Michel ging voran – und Hampus Dahlgren stellte auf 16:13 (33.). Die folgenden vier Minuten hatten etwas von Wild-West-Handball. Und analog zu Halbzeit Eins, wo die Gäste aus einem 6:3 ein 6:6 machten, gelang ihnen in Halbzeit Zwei nochmal ein ähnlicher Lauf. 16:16 – und als Balingens Kreisläufer Tobias Heinzelmann sogar auf 16:17 stellte, schwante dem Publikum in der Stählerwiese Böses. Doch der Hexenkessel, der sich inzwischen in ganz Handball-Deutschland einen Namen gemacht hat, kam nochmal so richtig auf Temperatur. Angetrieben von 1315 begeistert mitgehenden Zuschauern drehten die Nordsiegerländer das Spiel wieder. Dass das 18:17 (38.) die letzte Führung im Spiel sein sollte, hätte zu diesem Zeitpunkt niemand geglaubt. Zwischen der 40. und 60.Minute lief dann ein Spieler auf Seiten der Gäste zur Höchstform auf, der das Spiel am Ende entscheiden sollte. Adanir hatte in Hälfte Eins wieder einmal eine famose Leistung geboten. Doch was der 60-fache polnische Nationalspieler Mateusz Kornecki nun auf die Platte brachte, war eine Torhüter-Leistung par excellence. „Das Torwart-Duell in der zweiten Halbzeit macht den Unterschied“, wollte auch Klatt nicht lange Ursachenforschung betreiben. Fangers Strahl zum 21:21 (45.) war gleichbedeutend mit dem letzten Remis der Partie. Angeführt von einer unglaublich beweglichen Abwehr und der beschriebenen Leistung Korneckis, zog der Favorit von dannen. Da gleichzeitig bei der TuS-Equipe das Alu-Pech Einzug hielt, gehört genauso zur Partie wie die Tatsache, dass an solch einem Abend wirklich alles passen muss, um einen so haushohen Favoriten zu schlagen. Neben den Würfen von Fanger an die Unterkante der Latte und Hideg an den Pfosten, hätte es vielleicht auch noch den ein oder anderen Pfiff des umsichtig leitenden Schiedsrichter-Gespanns benötigt. Doch bei den oft zitierten Fifty/Fifty-Entscheidungen schlug das Pendel zu selten auf die Seite der Gastgeber. Und so ging das Spiel über 21:24 (50.) und 22:26 (56.) in eine Schlussphase, die keine Spannung mehr bereit hielt. Vorne fehlte es an Durchschlagskraft und vielleicht war es am Ende auch eine Frage der ausgehenden Kräfte. Fanger betrieb noch ein wenig Ergebniskosmetik, indem er am Ende auf 24:26 stellte. Ein gerechtes Ergebnis und doch ein wichtiger Fingerzeig für die TuS-Jungs. Hatte man doch einem weiteren Aufstiegsfavoriten über die fast volle Spielzeit Paroli geboten.
Die Chance auf die nächsten beiden Punkte gibt es schon am Mittwochabend. Bereits am Dienstag reist der TuS-Tross nach Thüringen, wo in Eisenach Station gemacht wird. Mittwoch geht es dann weiter an den Spielort nach Dessau. Aufgrund der Fanfreundschaft mit dem DRHV werden es mehr als ein Dutzend Ferndorf-Fans sein, die an diesem undankbaren Termin diese weite Fahrt auf sich nehmen. Das nächste Heimspiel im Hexenkessel Stählerwiese findet dagegen erst Mitte November statt. Wieder an einem Sonntagnachmittag empfängt der TuS Ferndorf die Eulen Ludwigshafen. Spieltag ist der 17.November um 17 Uhr. Und dann heißt es in Kreuztals bester Stube wieder: Alle dabei für Liga Zwei !!
Tore: Julius Fanger, Mattis Michel (je 5), Marko Vignjevic (4), Marvin Mundus (3), Hampus Dahlgren, Janko Kevic (je 2), Josip Eres, Daniel Hideg, Gabriel Viana (je 1)
Fotos: H. Burbach