Last-Minute-Schock für Ferndorf

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Starke Partie von Torhüter Kai Rottschäfer - doch am Ende keinen Punkt für den TuS (Foto: Schaumann)

Starke Partie von Torhüter Kai Rottschäfer – doch am Ende keinen Punkt für den TuS (Foto: Schaumann)

Der Siegerländer Drittligist hat auch das zweite Saisonspiel verloren: Gegen den Leichlinger TV musste sich der TuS Ferndorf am Ende unglücklich mit 26:27 (14:11) geschlagen geben. Schon vor dem Anpfiff gab zwei neue Dinge in der Stählerwiese: Die Ferndorfer Mannschaft wärmte sich in neuen Shirts auf – und die hatten es in sich. Bzw. auf sich. Denn das Team um Kapitän Kai Rottschäfer hatte als moralische Unterstützung für den schwer erkrankten Mitspieler David „Dave“ Breuer auf den Rücken die Nummer 7 und den Namen „Dave“ drucken lassen. „Dave fehlt uns menschlich und sportlich – die Shirts sind einfach ein Ausdruck unserer Einstellung, dass wir ihn voll supporten und ihm alles Gute wünschen. Wir tragen sie, bis er dann wieder da ist“, so Kai Rottschäfer.

Die zweite Neuigkeit: Das Team von Erik Wudtke ging zum Aufwärmen auf die rechte Hallenseite (von der Tribüne aus gesehen), Stammseite der Ferndorfer ist eigentlich seit jeher die linke Seite. Vor der Partie gab es außerdem eine Schweigeminute für Henning Schliebs, der im Alter von 72 Jahren am vergangenen Donnerstag verstorben ist. Schliebs war 55 Jahre lang im TuS Ferndorf aktiv, als Torwart in der Halle und auf dem Feld, als Jugendwart und als Schiedsrichter. Der TuS Ferndorf wird Henning Schliebs in der Halle und in seiner Mitte vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Das Spiel begann dann recht abwartend von beiden Seiten – für die Ferndorfer traf Daniel Mestrum zum 1:0 mit einem tollen Gegenstoßtor, auf der Gegenseite war Janssen erfolgreich zum 1:1. Und so ging es in der Anfangsphase weiter, nämlich ausgeglichen. Auch nach 12 Minuten herrschte in Kreuztal noch Gleichstand, als der blitzschnelle Valdas Novickis das 6:6 erzielte und damit die Führung von Bennet Johnen ausglich. Überhaupt zeigte der Kreisläufer in der Anfangsviertelstunde eine starke Partie, hatte 100% Trefferquote (3/3) bis zur 15. Minute.

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In der 15. Minute kam dann auch Niklas Weis zur Torpremiere vor seinem neuen Heimpublikum (8:7), Mestrum erhöhte per Konter auf 9:7 und anschließend per sehenswertem Heber auf 10:7 – die erste Drei-Tore-Führung der Partie und für Leichlingens Trainer Frank Lorenzet Grund genug, die erste Auszeit zu nehmen. Mit Erfolg, der LTV glich wieder aus (10:10, 18. Minute). Vor allem der dynamische und brandgefährliche Daniel Mestrum auf Linksaußen sorgte beim Ferndorfer Publikum für Begeisterung, „Messi“ war nicht nur effektiv sondern schoss in Halbzeit eins auch vier schöne Tore. „Klasse, der Junge“, hörte man von der Zuschauertribüne.

Neuzugang Lukas Puhl führte sich ebenfalls gut ein – er hielt den TuS beim Stand von 13:10 (24. Minute) mit einem gehaltenen Siebenmeter in Führung. Ferndorf überstand diese Phase auch in doppelter Unterzahl ohne Gegentor und ging sogar mit 14:10 in Führung. Es war nicht die beste Phase im Angriff des TuS, aber die Wudtke-Sieben hielt die Abwehr zusammen bzw. die Leichlinger Piraten waren im Angriff zu harmlos. Und so ging es nach 30 Minuten mit einem 14:11 in die Kabinen.

Auch nach dem Seitenwechsel hieß es: Machte Ferndorf das Spiel schnell, kam der TuS zu Torerfolgen. Fünf Tore Führung waren es beim 16:11 (33. Minute). Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung wehrte der TuS die Angriffe der Leichlinger ab (17:15) und zog auch wieder davon (19:15, 42. Minute). 13 Minuten vor dem Ende dann die scheinbare Vorentscheidung: Kai Rottschäfer parierte einen Siebenmeter von Valdas Novickis, im Gegenzug traf Niklas Weis zum 22:16. Trotz dieses Polsters: In der Offensive haperte es in den letzten 10 Minuten gewaltig, der LTV traf besser. Heider Thomas sah in der 55. Minute die rote Karte (3×2 Minuten), die Piraten stellten kurzerhand auf offene Deckung um, wollten nun einen Erfolg erzwingen. Dreieinhalb Minuten vor Ende verkürzte der starke Patrick Ranftler auf 24:26 aus Sicht des Lorenzet-Teams, es wurde noch einmal eng. Zwanzig Sekunden vor Schluss glich Novickis aus (26:26). Der folgende Angriff des TuS ging daneben, neun Sekunden blieben den Piraten. Und die Gäste schafften es tatsächlich, durch den achtfachen Torschützen Novickis den Siegtreffer mit der Schlusssirene zu erzielen. Eine bittere Niederlage für die Ferndorfer, die zweieinhalb Minuten vor dem Ende bei eigenem Ballbesitz noch mit zwei Toren geführt hatten – aber einfach zu fahrlässig mit den Torchancen umgingen.

Linkshänder Niklas Weis sagte nach der Partie: “Wir sind einfach nervös geworden, wir haben nicht mehr das gespielt, was wir voher 50 Minuten gemacht haben. Wir haben uns die verdiente Führung leichtfertig nehmen lassen und haben uns von der offensiven Deckung der Leichlinger den Schneid abkaufen lassen.” Und auch Trainer Erik Wudtke musste eingestehen: “Ich kritisiere meine Mannschaft nie in der Öffentlichkeit, aber heute muss ich sagen, bin ich enttäuscht. Enttäuscht über das Ergebnis, weil wir uns das, was wir vorher gut gemacht haben, als wir die bessere Mannschaft waren, am Ende selbst umgestoßen haben. Wir haben uns nicht belohnt.”

TuS Ferndorf: Rottschäfer, Puhl, Mestrum (6/1), Weis (5), Johnen (5), Simon Breuer (4/3), Thomas (3), Koke (2), Schneider (1), John, Reuter, Bettig, Barkow, Sartisson.


Alle Fotos: Horst Schaumann

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