N.-Lübbecke wird seiner Favoritenrolle gerecht

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Foto: TuS N.-Lübbecke/HBL

Kein Spieler schaut gerne zu, wenn der Gegner einen Sieg bejubelt. Und aus diesem Grunde wollte der TuS Ferndorf in Ostwestfalen alles dafür tun, dass am Ende was Zählbares mit auf die letzte Heimreise der Saison 2020/21 genommen wird. Dass der Gegner am Samstagabend eine andere Kragenweite hat, stellte dieser aber von der ersten Sekunde an unter Beweis. Und so blieb den Faulenbach & Co. nichts anderes übrig, als sich dem verdienten Aufsteiger in die erste Handball Bundesliga zu beugen.

Bereits nach den ersten Minuten gab es einen Fingerzeig, dass der gastgebende TuS N.-Lübbecke keine Nervosität an den Tag legte. Ganz im Gegenteil, jede gelungene Aktion wurde von der kompletten Bank der Rot-Schwarzen frenetisch bejubelt. Apropos frentisch – die anwesenden 744 Zuschauer sorgten von der ersten Sekunde an für eine erstklassige Atmosphäre. So gingen die Nettelstedter schnell 2:0 in Führung. Und während die TuS-Jungs schon früh in Aljosa Rezar im Nettelstedter Kasten ihren Meister fanden, wurde auf der anderen Seite spektakulär genetzt. Spätestens als der Ex-Ferndorfer Florian Baumgärtner in der 9.Minute, mit seinem zweiten Treffer, auf 4:2 stellte, war Rezar in den Köpfen der Ferndorfer Angreifer. Der international erfahrene Slowene spielte sich in einen Rausch und hatte nach einer Viertelstunde die atemberaubende Quote von 70% gehaltener Bälle zu Buche stehen. Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass Marin Durica in seinem letzten Spiel für den TuS Ferndorf eine tadellose Leistung ablieferte und kurz vor der Halbzeit eine ganz starke Quote von 40%  aufweisen konnte. An ihm lag es also nicht, dass man so gar nicht ins Spiel fand und zeitweise einem Sechs-Tore-Rückstand hinterher lief. Ferndorfs Coach Robert Andersson versuchte es mit Personalrochaden und einer Auszeit. Aber erst als sich zwei Linkshänder im Rückraum versuchen durften, wurde es nach und nach besser. Der Vorsprung der Ostwestfalen wurde Stück für Stück weggearbeitet, so dass man zur Halbzeit beim 13:10 wieder in Schlagdistanz war.

Die Szenen kurz vor und kurz nach dem Pausentee hatten indes Symbolkraft für das ganze Spiel. Während nämlich beim Treffer für die TuS-Jungs zum Halbzeitstand endlich mal ein Tor aus dem linken Rückraum fiel, war es bei den Gastgebern Valentin Spohn auf der Königsposition vorbehalten, vier Mal in Folge für seine Farben zu netzen. Der Rückraumlinke der Nettelstedter war von der Ferndorfer Abwehr nicht in den Griff zu bekommen. Dabei hatte der gebürtige Süddeutsche bereits im Hinspiel neun Mal für seine Farben getroffen. Wie es hätte funktionieren können, zeigte das Anschlusstor zum 15:11 durch den vierfachen Torschützen Josip Eres. Blitzsauber über den gesamten Rückraum abgeräumt, um am Ende den freistehenden Außen in Szene zu setzen. Dinge, die im Mai hervorragend funktioniert haben, sich aber im Juni nur noch schwer umsetzen ließen. Während die Abschlussquote der Ferndorfer Angreifer wieder steil nach unten zeigte, filetierte Spohn die rot-weiße Abwehr mit sieben Toren zwischen der 32. und 42.Spielminute. Da machte man sich auf Ferndorfer Seite trotzdem noch Hoffnungen. Denn ein Vier-Tore-Rückstand lässt sich in knapp zwanzig Minuten durchaus aufholen. Grund dafür, dass man noch im Spiel war, war die angesprochene „zwei Linkshänder Variante“ im Rückraum. Lucas Schneider erwies sich als sehr umsichtiger, spielstarker Mittelmann. Einen Torben Matzken kann man nicht eins zu eins ersetzen, aber Schneider machte seine Sache auf ungewohnter Position gut. Was dann zum Schluss hin nicht mehr so ganz ins Bild passen wollte, waren zwei Kopftreffer gegen den angreifenden Jonas Faulenbach. Diese überharte Spielweise hatten die N.-Lübbecker gar nicht nötig, führten sie doch weiterhin mit einem komfortablen Polster. Auf all die Ferndorfer Versuche Lösungen zu finden, hatte der Aufsteiger eine passende Antwort parat. So lief das Spiel Richtung 60.Minute und auf der Bank der Gastgeber wurde schon gefeiert. Glückwunsch zum Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs !!

Auf Ferndorfer Seite heißt es Mund abwischen. Die fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen müssen raus aus den Köpfen. Robert Andersson verabschiedet seine Jungs am Sonntagmittag in den wohlverdienten Urlaub. Denn schon am 21.Juli bittet der Coach wieder zum Tanz. Dann heißt es Grundlagen schaffen für eine erfolgreiche Saison 2021/22. Diese wird nochmal interessanter werden als die diesjährige, denn es kommen nicht weniger als vier Teams aus der ersten Liga dazu. Schade um die absteigenden Teams wie z.B. Fürstenfeldbruck, die die Liga mit ihrer Art und Weise bereichert haben – kommt bald wieder !  Gleiches gilt für das gesamte Team des TuS Ferndorf und seine Anhängerschaft. Kommt bald zurück aus der Sommerpause, denn die Vorfreude auf die vor uns liegende Saison ist bereits allen anzumerken.

Tore: Andreas Bornemann (8), Lucas Schneider (5), Jonas Faulenbach (4), Josip Eres (4/2), Thomas Rink (3), Mattis Michel (2), Linus Michel (1)

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