Nach dem Derby ist vor dem Derby

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Den Spielern, Trainern, Fans und Offiziellen sind in den letzten Tagen zentnerweise Steine vom Herzen gefallen. Aus einem brutal schweren Programm, wo man mit 2:4 Punkten gerechnet hat, konnten die Mannen von Coach Robert Andersson 5:1 Punkte einfahren. Eine Ausbeute, die vor allen Dingen dem wiederentdeckten Fighting Spirit zuzuordnen ist. Dieser wird auch am Samstagabend, zu ungewohnter Anwurfzeit um 18 Uhr, vonnöten sein. Es wartet der Altmeister aus Gummersbach auf die rot-weiße Equipe. Unter normalen äußeren Bedingungen, für viele die es mit dem TuS halten, so etwas wie das Spiel des Jahres. 

Beim Hinspiel, welches durch die coronabedingten Spielabsagen des TuS erst vor anderthalb Wochen stattfand, wäre die Stählerwiese beim historischen Derbysieg sicherlich in ihren Grundfesten erschüttert worden. Doch nicht nur diese Niederlage wird in Gummersbach noch nachhallen. Auch die Umstände, mit dem eingelegten Protest gegen die Spielwertung, sorgen sicherlich noch für Verstimmung im Lager der Blau-Weißen. Wobei das Andersson differenzierter einordnet: „Die Spieler werden da nicht drüber nachdenken. Die werden das sportlich korrigieren wollen.“ Doch auch die sportliche Einordnung fällt nicht schwer. Denn obwohl dem VfL mit Alexander Hermann ein wichtiger Mosaikstein und Top-Torschütze fehlt, sollte der restliche Kader das mit seiner Qualität durchaus auffangen können. Beim Hinspiel erreichten allerdings nur Keeper Matthias Puhle und der junge Rechtsaußen Mathis Häseler Normalform. Die mit reichlich Erfahrung, auch aus internationalen Spielen, ausgestatteten Janko Bozovic auf Halbrechts und Abwehrchef Timm Schneider auf der Mitte, kamen nie wirklich ins Spiel. Auf was der VfL Gummersbach in der Regel bauen kann, ist die Schnelligkeit der beiden gegenstoßorientierten Außen sowie die Treffsicherheit der drei Kreisläufer, die auf hohem Niveau agieren und in der Kleingruppe mit allen Rückraumakteuren ausgezeichnet harmonieren. Was in Gummersbach seit der Amtszeit von Sportdirektor Christoph Schindler wieder mehr Gewicht bekommt, ist die Integration von Nachwuchsspielern in den Kader. Konnte man früher mit in Gummersbach ausgebildeten Spielern, die aber längst woanders ihr Glück gesucht und gefunden hatten, eine gute Bundesliga-Mannschaft auf die Beine stellen, so geht man rund ums Steinmüller-Gelände heute einen anderen Weg. Talente werden nicht nur weiterhin gut ausgebildet, sondern gehalten und gefördert. Was neben der Arbeit des Sportdirektors sicherlich auch dem Star des Gummersbacher Kaders geschuldet ist – dem Trainer. Gudjon Valur Sigurdsson kann mit knapp 400 Länderspielen für Island und einem Erfahrungsschatz aus den Topligen Europas aufwarten.

„Die Stimmung in der Mannschaft ist super und wir fahren mit wenig Druck nach Gummersbach“, lässt der sonst so kühle Schwede an der Ferndorfer Seitenlinie einen kleinen Einblick in das Seelenleben seines Teams zu. Und er hat recht – die Jungs um Kapitän Jonas Faulenbach können am Samstagabend befreit aufspielen. Dem Coach steht für die schwere Aufgabe ein nahezu vollständig gefüllter Kader zur Verfügung. Lediglich hinter Keeper Lucas Puhl steht noch ein Fragezeichen. War die Einstellung und Punktausbeute in den letzten drei Spielen auch nahezu makellos, gab es doch ein paar Punkte, an denen zwischen den schnell aufeinanderfolgenden Spielen, hier und da noch Feinschliff erfolgen muss. Während zukünftig Mattis Michel wieder mehr Verantwortung aus sieben Metern bekommt, war zuletzt auch auf den Halbpositionen ein kleines Vakuum entstanden. Doch mit der Rückkehr von Andreas Bornemann und Jonas Faulenbach werden die anderen Rückraum-Kanoniere endlich entlastet. „Wir entwickeln uns spielerisch von Woche zu Woche und kommen inzwischen auch viel über die Außen zum Torerfolg“, ist Andersson mit der Entwicklung des Teams zufrieden, wenngleich er nicht müde wird zu betonen: „Eine Entwicklung dauert nicht Wochen oder Monate. Das ist eine Reise über Jahre.“ Gerade mit dem in den letzten Spielen viel disziplinierter agierenden Torben Matzken spricht Andersson viel und Matzken zeigt sich dabei „sehr lernwillig“. Durch die Komplettierung des Kaders stehen auch wieder die beiden Türme in der Schlacht. Thomas Rink und Branimir Koloper als starker Mittelblock werden besonders gefordert sein. Alles in allem ein hochinteressantes Aufeinandertreffen. „Natürlich sind wir Außenseiter, aber wir wollen auch alles an Punkten mitnehmen was geht“, will sich Andersson auf keinen Fall wie das Kaninchen vor der Schlange verstecken.

Den Fans des rot-weißen Ensembles bietet sich natürlich wieder über Sportdeutschland.tv die Möglichkeit, dem Spiel live beizuwohnen. Kein Ersatz für eine ausverkaufte Schwalbe-Arena, aber derzeit leider die einzige Möglichkeit, Spiele live zu verfolgen. Und egal wo die Fans des TuS Ferndorf mitfiebern, gilt auch am Abend des 24.April wieder: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner:  VfL Gummersbach:
Einwohner Gummersbach:  51.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte:  Schwalbe-Arena – 4.132 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe:  blau-weiß
größte Erfolge:  11x Europapokalsieger (Landesmeister, Pokalsieger + EHF)
12x Deutscher Meister, 5x DHB-Pokalsieger

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