„Spielglück“ lässt weiter auf sich warten…

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Starkes Spiel in Bietigheim – Julian Schneider (Foto: H. Britsch/SG BBM Bietigheim)

Mit den Auftritten der Ferndorfer Handballer ist es augenblicklich so ein klein wenig wie mit dem Silvester-Klassiker „Dinner for one“. Man kommt nicht davon los, schaut es sich immer wieder an, um doch zu wissen wie das Spiel am Ende ausgeht. Seit dem Gummersbach-Spiel Anfang November war das gestrige Match das sage und schreibe fünfte Spiel in Folge, dass in der Schlussphase entschieden wurde. Leider reichte es nur gegen Hamm und Konstanz zu Punktgewinnen, während man in Gummersbach, Dresden und Bietigheim mit je einem Tor verlor. So war auch Trainer Michael Lerscht nach dem Schlusspfiff des konsequent und gut leitenden Schiedsrichter-Gespanns enttäuscht: „Mich nervt es extrem für die Jungs, dass sie Woche für Woche gute Spiele abliefern, sich am Ende aber nicht belohnen können.“

Bietigheim konnte zum 1:0 vorlegen, was für lange Zeit aber die letzte Führung der Süddeutschen gewesen sein sollte. Mit einem klug Regie führenden Julius Lindskog Andersson auf der Mittelposition und einem Lucas Puhl, der hielt was zu halten war, konnte sich der TuS früh auf 3:5 absetzen. Als Andreas Bornemann sich dann eine unnötige Zeitstrafe abholte, waren zwei Dinge erreicht. Bietigheim konnte verkürzen und die Zuschauer hatten sich Bornemann als Feindbild des Abends auserkoren. Beim Stande von 5:6 für den TuS konnte das Lerscht-Team für insgesamt vier Minuten in Überzahl agieren. Am Ende dieser vier Minuten stand ein 7:7 auf der Anzeigetafel. Doch es kam noch schlimmer. Statt das Momentum zu nutzen, drehten die Bietigheimer das Spiel. Innerhalb von nur vier Minuten schlug der Weltmeister drei Mal zu. Die Rede ist von Michael „Mimi“ Kraus, der am Ende auf fünf Treffer kam und trotz seiner inzwischen 36 Lenze immer noch ein Faktor auf dem Spielfeld ist. Lerscht wechselte den Keeper und versuchte es mit Tim Hottgenroth zwischen den Pfosten. Doch um es vorweg zu nehmen. Egal welcher der drei Schlussmänner (Marin Durica versuchte in Halbzeit Zwei auch sein Glück) auch auf dem Feld stand. Keiner bekam an diesem Abend Zugriff aufs Spiel oder hätte selbigem seinen Stempel aufdrücken können. Durch feine Einzelleistungen von Magnus Neitsch und Patrick Weber blieben die Rot-Weißen aber bis zur Pause auf Schlagdistanz. Da Andersson mit der Pausensirene das erste Mal vom Siebenmeter-Strich an Bietigheims Keeper Jürgen Müller scheiterte, ging es mit einem 14:13 Rückstand in die Kabinen.


In Halbzeit Zwei ging es munter weiter. Die Torhüter spielten weiterhin keine gute Rolle, doch keines der beiden Teams konnte sich absetzen. „Wir hatten uns in der Halbzeit vorgenommen die Deckung kompakter zu stellen, was wir aber nicht geschafft haben“, war Lerscht ob der am Ende zu vielen Gegentore mit dem Abwehrverhalten seines Teams nicht einverstanden. Als Bietigheim in Person von Dominik Claus, kurz vor der Crunch-Time in der 50.Minute, sich mit dem 23:20 erstmals auf drei Tore absetzen konnte, erreichte die Stimmung in der Sporthalle am Viadukt erstmals Siedetemperatur. Geprägt wurden die letzten zehn Minuten dann von zwei außerordentlich starken Individualisten. Auf Ferndorfer Seite ein veritabel aufspielender Julian Schneider, der jede noch so kleine Lücke suchte und einige Siebenmeter erkämpfte, sowie auf Bietigheimer Seite der Halbrechte Dominik Claus, der fünf seiner sieben Treffer in den letzten elf Minuten erzielte. Das was den TuS nun schon seit vielen Jahren auszeichnet, brachte die Lerscht-Equipe auch gestern wieder aufs Feld. Unbändiger Kampfeswille – ein Spiel wird erst verloren gegeben, wenn man unter der Dusche steht. Und so waren es die Rot-Weißen, die in der 56.Minute, durch den fünffachen Torschützen Julian Schneider, beim 26:25 wieder im Spiel waren. Als dann aber nach 58 Minuten Bornemann nur die Latte traf, Thomas Rink für die finalen zwei Minuten auf die Bank verbannt wurde und Bietigheim das 29:26 erzielte, war das Spiel gelaufen. War es das? Mitnichten, denn die großartigen Kämpfer in Rot-Weiß agierten in Unterzahl formidabel und kamen durch zwei Treffer von Patrick Weber auf 29:28 heran. Leider machte dann in der Schlussminute der oben erwähnte Claus den Deckel aus Bietigheimer Sicht auf das Spiel. Der Siebenmetertreffer von Mattis Michel mit der Schlusssirene kam zu spät. Das dritte Auswärtsspiel in Folge mit einem Tor verloren. „Mir tut es leid für die Jungs. Aber wir hatten auch letzte Saison so eine Phase, aus der wir uns wieder heraus gekämpft haben. Die Mannschaft lebt und wir werden gegen Bad Schwartau einen neuen Anlauf unternehmen, uns das Glück zu erkämpfen“, war Ferndorfs Coach mit dem Gesamtauftritt seines Teams durchaus einverstanden.

Einen Dank richtete Lerscht explizit an die anwesenden TuS-Fans, die das Team unterstützt hatten. Schade dass das Spiel auf den Freitagabend verlegt wurde. Für den Termin am Samstagabend hätte sich das Team auf den zusätzlichen Support der beiden Fanclubs freuen dürfen. So gilt es am kommenden Samstagabend zur gewohnten Ferndorfer Handballzeit, die Stählerwiese wieder beben zu lassen. „Wir brauchen am Samstag die Unterstützung unserer Zuschauer“, will Lerscht selbigen einen Sieg im letzten Heimspiel 2019 schenken. Bei diesem Vorhaben hilft die Stählerwiese hoffentlich mit, so dass wir einen versöhnlichen Heimspiel-Abschluss im überaus ereignisreichen Handballjahr 2019 feiern können.

Tore: Julius Lindskog Andersson (8/5), Julian Schneider, Patrick Weber (je 5), Mattis Michel (4/2), Tim Rüdiger, Lucas Schneider (je 2), Andreas Bornemann, Magnus Neitsch, Lucas Puhl (je 1)

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