Trotz Verletzungssorgen einen Punkt ergattert

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Fünf Treffer steuerte Christoph Neuhold für den TuS bei (Foto: H. Burbach)

Wenn Spielglück vom Himmel fällt, sollte man Gläser parat haben. Scheinbar waren nicht ausreichend gespülte Gläser beim TuS Ferndorf im Schrank. Denn in einem Spiel mit einigen Wirrungen und Wendungen waren am Ende Kleinigkeiten ausschlaggebend. Und da scheint neben dem angesprochenen Spielglück auch ein wenig die spielerische Linie, ja sogar die Souveränität, aus den Spielen in Hagen, gegen Emsdetten oder Rostock, verloren gegangen zu sein.

Die Überraschungen des Abends trugen ein rotes T-Shirt sowie ein TuS-Trikot mit der Nummer 35. Denn während auf der einen Seite Andreas Bornemann mit muskulären Problemen passen musste und nur auf der Tribüne weilte, lief unter großem Jubel Rutger ten Velde mit der Mannschaft ein. Erst zweieinhalb Wochen waren seit seinem Bänderriss beim Auswärtsspiel in Lübeck vergangen. Das Spiel begann mit zwei unterschiedlich agierenden Abwehrreihen. Auf Seiten der Rot-Weißen statisch agierend und mit großen Lücken beim Verschieben, war auf Seiten der Auer eine aggressive, offensive Abwehrreihe auf dem Feld, die der TuS-Equipe von Beginn an den Schneid abkaufte. So war es nur folgerichtig, dass nach acht Minuten ein 1:5 die Anzeigetafel zierte. Ein dickes Brett, welches es da für die Andersson-Schützlinge zu bohren galt. Doch nach gut zehn Minuten war auch Christoph Neuhold im Spiel angekommen. Ein herausragendes Anspiel auf Mattis Michel bedeutete das 3:5. Und nur 67 Sekunden später netzte Neuhold selbst zum 4:6 (12.). Die Partie war inzwischen wieder offen und der TuS Ferndorf im Spiel. Beim 7:8 (16.) gelang Lucas Schneider der erstmalige Anschlusstreffer. Der jüngere der beiden Schneider-Brüder musste die halbrechte Angriffsseite, nach den Ausfällen Bornemanns und Voss-Fels‘, alleine beackern. Michel verwarf nach langer Zeit nochmal einen Siebenmeter, so dass es nach 17 Minuten richtig laut wurde in der Stählerwiese. Rutger tenVelde kam zum Einsatz, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen – Tore aus sieben Metern. Rechtsaußen Tim Rüdiger war es danach, der beim 9:9 (19.) den ersten Ausgleich erzielte. Und spätestens als Lucas Puhl nach 23 Minuten den zweiten Auer Siebenmeter entschärfte, kam der Hexenkessel allmählich auf Betriebstemperatur. Doch in der Phase zwischen der 24. und 30.Minute unterliefen den Männern in Rot und Weiß zu viele technische Fehler. Aue nutzte diese Unzulänglichkeiten und stellte den Spielstand kurz vor dem Pausentee auf 12:15. Ten Veldes drittes Siebenmeter-Tor rettete zumindest den 13:15 Halbzeitstand, wobei Robert Andersson nach dem Spiel ganz klar die Abwehrleistung bemängelte: „15 Gegentore sind einfach zu viel. In der zweiten Halbzeit haben wir dann besser verteidigt.“


Michel eröffnete den Torreigen in Halbzeit Zwei. Und spätestens mit dem Rüdiger-Tor zur erstmaligen Führung beim 17:16 (35.) war er voll da – der Hexenkessel Stählerwiese. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr und die Fans waren der festen Überzeugung, dass die TuS-Jungs nun die Ernte einfahren werden. „Wir brauchen viel zu lange um nach der Pause wieder rein zu kommen“, diktierte Aues Verantwortlicher Kirsten Weber den Pressevertretern in den Notizblock. Zwischen der 40. und 50. Spielminute überboten sich dann aber beide Teams an technischen Unzulänglichkeiten. Irgendwie beschlich den Zuschauer das Gefühl, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen wird, die als erste ihre Nerven wieder in den Griff bekommt. Auch die in den vergangenen Wochen so stark agierenden Puhl & Rottschäfer konnten ihren Vorderleuten keine Stabilität verleihen. In einem vom Schiedsrichtergespann Biehler/Dietz ausgezeichnet geleiteten Spiel ging es mit einer 22:20 Führung in die Crunch-Time. Niklas Diebel hatte zwei Mal unnachahmlich genetzt und ten Velde seinen fünften Siebenmeter verwandelt. Doch schon in der 54. Minute hatten die Erzgebirgler wieder ausgeglichen. Ein Abnutzungskampf war es nun, wobei die Betonung auf Kampf, resp. Krampf liegen sollte. Die 23:22 Führung durch Julian Schneider (54.) egalisierten die Blau-Weißen postwendend. 90 Sekunden vor Schluss forderten die 968 Zahlenden vehement einen Siebenmeter. Doch Michel hatte den Ball in der Aktion nicht gänzlich unter Kontrolle, so dass der Pfiff ausblieb. Als dann der Versuch Lukas Sieglers am Außennetz landete, Aues Kammlodt im Gegenzug das 23:24 erzielte, sah es eine Minute vor dem Ende bitter aus für die Mannen vom Kindelsberg. Doch der international erfahrene Neuhold nahm sein Herz in die Hand und erzielte 40 Sekunden vor dem Ende den Ausgleich für seine Farben. Für Aue ein perfektes Zeitfenster, um den letzten Angriff, unter Zuhilfenahme der dritten Auszeit, herunter zu spielen. Und es gelang den Männern aus dem Osten der Republik perfekt – fast, denn beim letzten Wurf, eine Sekunde vor Schluss, war Puhl zur Stelle und sicherte seinem Team zumindest einen Punkt. Aues Trainer Weber drückte es sehr passend aus, als er sagte: „Was dieser eine Punkt für Ferndorf oder Aue wert ist, werden wir am Ende der Saison sehen.“ Für sein Pendant auf Ferndorfer Seite war der Ausfall Bornemanns ein schwerer Schlag ins Kontor. „Mit der zur Verfügung stehenden Mannschaft müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein“, machte Andersson aus seinem Herzen keine Mördergrube.

Es ist weder Fisch noch Fleisch, und so kommt die österliche Spielpause vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. Denn während man beim nächsten Auswärtsspiel am 22. April in Nordhorn noch befreit aufspielen kann, wird es nur vier Tage später in Eisenach ernst. Anschließend biegt die Saison auf die Zielgerade ein. Und wer weiß, am Ende gibt es vielleicht wirklich den großen Showdown am 11.Juni in Dormagen. Und in dieser Crunch-Time der Saison 2021/22 müssen alle an einem Strang ziehen, damit es auch nächste Saison wieder heißt: Gemeinsam dabei in Liga Zwei !!

Tore: Christoph Neuhold (5), Rutger ten Velde (5/5), Mattis Michel (4), Niklas Diebel, Tim Rüdiger, Julian Schneider, Lucas Schneider (je 2), Jörn Persson, Lukas Siegler (je 1)


Fotos: Heiko Burbach

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