Oftmals ist im Vorfeld solcher Partien, wie der in Großwallstadt, die Rede von Vier-Punkte-Spielen. Da ist die Frage erlaubt: Wie viele Punkte gibt es denn für ein Unentschieden in einem Vier-Punkte-Spiel? Alle die, die es mit dem TuS Ferndorf halten, dürften sich am späten Samstagabend die Frage nach dem gewonnenen oder dem verlorenen Punkt gestellt haben. Um Positiv zu bleiben: Auch im sechsten Spiel in Folge ist der TuS Ferndorf nicht als Verlierer vom Feld gegangen. Die Serie hält, und die Mannen von Trainer Robert Andersson basteln weiterhin am vor Wochen nicht für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Platz 15 steht aktuell zu Buche – Platz 17 würde zum Klassenerhalt reichen.
Es ging vielversprechend los in der altehrwürdigen Untermainhalle. Unterstützt von knapp 50 Fans ging die TuS-Equipe 0:1 in Führung. Doch danach plätscherte das Spiel ein wenig vor sich hin. Beiden Mannschaften war die große Nervosität und die Wichtigkeit des Spiels anzumerken. Allerdings war schon früh erkennbar, dass die beiden Unparteiischen den Spielern keine Linie an die Hand geben konnten. Entscheidungen die auf der einen Seite gefällt wurden, wurden auf der anderen Seite oftmals anders bewertet. Die ersten Unterzahlsituationen lösten die Andersson-Schützlinge sehr gut, so dass nach einer ausgeglichen Anfangsviertelstunde beim 6:8 (20.) erstmals eine Zwei-Tore-Führung erzielt werden konnte. Andreas Bornemann hatte sich ein Herz genommen und zwei Mal unnachahmlich genetzt. Sein Mannschaftskamerad Valentino Duvancic musste danach zum zweiten Mal mit einer Zwei-Minuten-Strafe das Feld verlassen, doch auch diese Unterzahlsituation konnte unbeschadet überstanden werden. Im Gegenteil – vorne spielte man die Abwehr der Gastgeber auseinander, und Josip Eres nutzte den Freiraum zum zwischenzeitlichen 8:11 (26.). Die TuS-Abwehr agierte nun öfters auf 7, 8 Meter, war äußerst beweglich und zwang die Rückraumschützen der Großwallstädter vermehrt zu unvorbereiteten Abschlüssen, die dann immer öfter zur Beute des gut aufgelegten Lucas Puhl im Ferndorfer Kasten wurden. Eben jener Puhl war es dann auch, der mit der Halbzeitsirene einen Siebenmeter von Pierre Busch entschärfen konnte. 9:13 lautete der Halbzeitstand und die Ernte war bereit eingefahren zu werden.
Nach langer Verletzungspause führte Simon Strakeljahn wieder den Taktstock auf der Mitte. Der 23-jährige Niedersachse suchte immer wieder die Verantwortung und übernahm selbige. Danach trat Duvancic in Erscheinung, als er erst selber netzte und im darauffolgenden Angriff den Ex-Ferndorfer Thomas Rink derart düpierte, dass sich dieser nur mit einem zeitstrafenwürdigen Foul zu helfen wusste. Doch statt den möglichen Strafwurf zum 11:16 zu verwandeln, half man dem zur Halbzeit eingewechselten Can Adanir im Großwallstädter Tor ins Spiel zu finden. Doch erst einmal spielten weiterhin nur die Rot-Weißen. Wie aus einem Guss schraubten Eres, Bornemann, wieder Eres und dann Strakeljahn das Ergebnis auf 13:19 (42.). Die Untermainhalle war stimmungstechnisch in Ferndorfer Hand. Die mitgereisten Fans, die während der gesamten Spielzeit das Team lautstark unterstützten, liefen zur Höchstform auf. Leider tat dies nun auch der Zerberus im Kasten der Großwallstädter. Adanir schwang sich zu einer überragenden Leistung auf, und stellte selbst Puhl in den Schatten, der trotzdem am Ende eine herausragende Quote zu Buche stehen hatte. Innerhalb von nur sechs Minuten stellten die Gastgeber auf 18:20. Das Spiel war wieder völlig offen. Ein weiterer Bruch im Ferndorfer Spiel war dann die 49.Minute. Eres wurde auf Außen angegangen und musste unter Schmerzen das Spielfeld verlassen. Den folgenden Siebenmeter entschärfte Adanir. Da war sie wieder, die altbekannte und längst vergessen geglaubte Schwäche beim Verwandeln der Siebenmeter. Die Halle wurde zum Faktor und mit einem Tor Unterschied gingen die Kontrahenten Kopf an Kopf in die Crunch-Time. Man hatte das Gefühl, dass die Rot-Weißen dem Kraftakt von Lübeck am vergangenen Mittwoch nun Tribut zollen mussten. Immer wieder kam es seitens der Gastgeber zu Durchbrüchen, die die Schiedsrichter allesamt mit Siebenmeter bestraften. Eine Regelauslegung, die zu vermehrten Testosteron-Schüben auf der Ferndorfer Bank führte. Gegen den Siebenmeterschützen der Unterfranken war kein Kraut gewachsen. Und so verwandelte Großwallstadts Busch beim 22:22 (54.) zum ersten Gleichstand seit dem 6:6 in der 17.Minute. Im Anschluss Duvancic zum 22:23. Siebenmeter Großwallstadt – und dieses Mal bleibt der Teufelskerl Puhl Sieger. Doch keine 20 Sekunden später markieren die Gastgeber den erneuten Ausgleich. Ein Nervenspiel in den letzten 240 Sekunden, bei dem es weder die Halle, noch die vor dem heimischen TV-Gerät mitfiebernden Fans auf ihren Sitzen hielt. Doch die letzten Sekunden waren geprägt von technischen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten und Meister ihres Fachs zwischen den Pfosten. Es sollte kein Treffer mehr fallen, so dass am Ende eine gerechte Punkteteilung zu Buche stand. Für die Großwallstädter fühlte es sich etwas mehr nach einem gewonnenen Punkt an, während man auf Ferndorfer Seite der Phase hinterher trauerte, als man den Sack nicht zumachen konnte.
Die nächste Gelegenheit, die beeindruckende Serie von sechs Spielen ohne Niederlage fortzusetzen, haben die Andersson-Schützlinge bereits am kommenden Mittwoch. Dann gastiert der TuSEM aus Essen in der Stählerwiese. Sicherlich eine ganz schwere Aufgabe. Doch wie es Andersson schon im Vorfeld der letzten englischen Woche formulierte: Mit den Fans im Rücken ist alles möglich. Deshalb an dieser Stelle der Aufruf, den Kämpfern in Rot und Weiß zur Seite zu stehen, um gemeinsam den Tabellenvierten ins Wanken zu bringen.
Tore: Andreas Bornemann (6), Valentino Duvancic (5), Simon Strakeljahn (4), Josip Eres (3), Mattis Michel (2/1), Niklas Diebel, Christoph Neuhold, Tim Rüdiger (je 1)
Fotos: M. lehmann