Das Schwelgen in Erinnerungen hat in den letzten Wochen Spaß gemacht. Und da die Mannen von Erfolgscoach Ceven Klatt die Welle des Erfolges fleißig weiter reiten, reisen wir zurück in die Vergangenheit und machen einen Sprung ins Jahr 2012. Die erste Zweitliga-Saison des TuS Ferndorf war gerade einmal am zweiten Spieltag angekommen, da titelten die Siegerländer Gazetten: „Sensation – TuS gewinnt in Hamm“. Es war ein Freitagabend im September, an dem die Siegerländer Handballer sensationell zwei Punkte aus der Hammer Arena entführten. Angekommen im Jahre 2024 gastiert allerdings der aktuelle Tabellendritte beim Tabellenachten. Somit ist die Favoritenrolle gar nicht so eindeutig verteilt wie noch vor dreizehn Jahren. Doch der aktuelle Blick auf die Tabelle trügt. Denn während man in Hamm weiter hohe Ambitionen hegt und sich am Ende im oberen Tabellendrittel platzieren möchte, ist man beim TuS Ferndorf weiterhin bodenständig und weiß, dass die eingesammelten acht Punkte, acht Punkte gegen den Abstieg sind.
Die Saison 2022/23 verbrachten die Handballer des ASV Hamm-Westfalen in der Beletage des deutschen Handballs. Zwar ging es wie 2010/11 nach einem Jahr wieder zurück in Liga Zwei, aber Handballfeste gegen Magdeburg und Kiel werden ewig in Erinnerung bleiben. Auf der Kommandobrücke hat die Ferndorfer Legende Michael Lerscht an den Ex-Profi Michael Hegemann übergeben. Und Hegemann, der auch auf 57 Spiele mit dem Adler auf der Brust verweisen darf, steht eine erste Sieben zur Verfügung, die durchaus das Zeug für eine Platzierung ganz weit oben in der Tabelle hat. Besondere Beachtung verdient die rechte Seite der samstäglichen Gastgeber. Auf Rechtsaußen performt der tschechische Nationalspieler Jakub Sterba. Auf Halbrechts finden sich zwei „wufrgewaltige Spieler“, wie es Klatt ausdrückt. Tom Jansen, holländischer Nationalspieler und der Ex-Ferndorfer Andreas Bornemann. „Mit Außenspielern die Erstliga-Format haben, einem der besten Angriffs-Kreisläufer der Liga und dem wurfgewaltigen Rückraum ist das eine ganz starke Truppe“, weiß Klatt durchaus, welch schweres Brett seine Jungs am Samstagabend zu bohren haben. Komplettiert wird der wurfgewaltige Rückraum von Julius Meyer-Siebert. 2019 wurde er mit der deutschen U19 Nationalmannschaft, an der Seite von Julian Köster und Nils Lichtlein, Vize-Weltmeister. Eine Hammer Institution spielt auf Linksaußen. Seit zwölf Jahren brilliert dort Fabian Huesmann Jahr für Jahr mit tollen Quoten und ist so etwas wie Mr. Zuverlässig im Kader der Hammer. Am Kreis spricht Klatt vom Ex-Gummersbacher Jonas Stüber, der aufgrund seiner Physis kaum zu halten ist, aber im Abwehrverbund Schwächen aufweist.
Schwächen und Abwehrverbund – zwei Worte, die man in Ferndorf seit über einem Jahr kaum mehr im Zusammenhang gehört hat. Denn seit Klatt das Ruder übernommen hat, rührt der Abwehrverbund der Siegerländer Handballer nicht selten Beton an. In Kombination mit Can Adanir und Jonas Wilde im Kasten, die sich Woche für Woche gegenseitig zu Höchstleistungen pushen, wird auch am nordöstlichen Rand des Ruhrgebiets „die Abwehr die Basis“ sein, wie es der Coach formuliert und weiter ausführt: „Natürlich wollen wir auch die Euphorie nach dem tollen Heimauftritt mitnehmen. Das Selbstvertrauen der Jungs ist groß – berechtigterweise groß!“ Entgegen einer durchwachsenen Trainingswoche vor dem Nettelstedt-Spiel, standen ihm unter der Woche, bis auf die beiden länger verletzten Spieler, alle seine Mannen zur Verfügung. Top-Torschütze Daniel Hideg war zu Beginn der Woche noch leicht grippal angeschlagen, ist aber bis Samstag wieder einsatzbereit. In der Pressekonferenz vor dem Spiel prägte der TuS-Coach einen Satz, der sehr treffend wiedergibt, warum es unter dem Kindelsberg aktuell so rund läuft: „Ein Teil unseres Erfolgs ist die Eingespieltheit und der fortlaufende Prozess der Weiterentwicklung.“ Und gerade beim Thema der Weiterentwicklung fallen dem Siegerländer Handballfan sofort Beispiele ein. Fabian Hecker, Hendrik Stock, Philip Würz – alles Spieler, bei denen nicht klar war, ob der Sprung in Liga Zwei ohne Probleme gelingt. Doch alle Drei haben inzwischen recht eindeutig klar gemacht, dass sie nicht nur das Zeug zum Zweitliga-Spieler haben. Sie haben es bereits auf der Platte nachgewiesen. Valentino Duvancics Fußverletzung ist ein Schlag ins Kontor gewesen. Aber der bereits erwähnte Würz mit toller Arbeit in der Defensive und der Kapitän, Mattis Michel, fangen das derzeit herausragend auf. Insbesondere der Kapitän geht vorneweg, spielt einen herausragenden Abwehrpart und gehört im Angriff zu den Kreisläufern mit der besten Quote der ganzen Liga.
Dass man rund um den Kindelsberg inzwischen sogar an Auswärtserfolge bei Spitzenteams glaubt, zeigt auch die Anzahl derjenigen, die die 130 Kilometer auf sich nehmen wollen. Die TuS-Equipe wird, wie eigentlich immer in den vergangenen Jahren, wieder von vielen Fans begleitet werden. Und Mannschaft wie Trainer werden nicht müde zu betonen, dass diese Unterstützung das Zünglein an der Waage sein kann. Wobei das unvergleichliche Stählerwiesen-Feeling erst wieder in einer Woche Thema sein wird, wenn der TV Hüttenberg zum kleinen Derby nach Kreuztal reist. Jetzt gilt die ganze Konzentration der Männer aus dem Handballdorf dem Spiel in der Westpress-Arena. Und egal wo am Ende mitgefiebert wird – live vor Ort, beim Streamingdienst DYN oder auch nur im Herzen. Samstagabend um 19:30 Uhr heißt es wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: ASV Hamm-Westfalen
Einwohner Hamm: 180.800 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Westpress-Arena – 2.650 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: rot
größte Erfolge: Aufstiege in die Handball-Bundesliga 2010 + 2022