Nach einem verlorenen Spiel nach Umständen zu suchen, die zur Niederlage geführt haben, ist meist sehr müßig. Und man sollte nach dem am Abend Erlebten auch nicht nach Ausflüchten suchen. Es war weder der gestörte Spielfluss durch das abgesagte Rimpar-Spiel, noch die verspätete Anreise weil auf dem Weg nach Wilhelmshaven ein Stau den nächsten jagte.
„Das waren einfach zu viele technische Fehler“, wollte auch Ferndorfs Coach Robert Andersson nicht um den heißen Brei herumreden. Dabei hatte die Begegnung für den TuS gut begonnen. Nach der Wilhelmshavener 2:1 Führung übernahmen die Rot-Weißen das Heft des Handelns in der Nordfrost-Arena. „Da haben wir im Angriff gute Lösungen gefunden“, war auch Andersson mit der Offensivleistung seines Teams einverstanden. Doch schon zu diesem frühen Zeitpunkt prägten hüben wie drüben viele technische Fehler und Ballverluste das Spiel. Es wollte gar nicht so recht ein Spielfluss aufkommen, was auch an der manchmal etwas eigenartigen Regelauslegung des Schiedsrichter-Gespanns Klinke/Klinke lag. Als nach gut einer Viertelstunde beim 8:8 bereits sechs Mal von der Siebenmeter-Linie genetzt wurde, kam das Ferndorfer Spiel in Schwung. Man hatte den Eindruck, dass die Schneider & Co. das Wilhelmshavener Abwehrsystem entschlüsselt hatten. Ein stark aufspielender Torben Matzken und eine Traumkombination über Andreas Bornemann und Josip Eres sorgten für eine beruhigende 8:13 Führung. Diese sollte bis zum Pausenstand von 13:17 Bestand haben. Auch, weil sich Tim Hottgenroth wieder als sicherer Rückhalt erwies und den ein oder anderen wichtigen Ball entschärfte.
Weiter ging der wilde Ritt in Halbzeit Zwei. Die Anzahl der Fehler auf beiden Seiten sollte sich nicht erheblich verbessern. Was nach dem 14:19 besser wurde war allerdings das Abwehrspiel der Gastgeber. Der mit viel Erfahrung ausgestattete Jens Vortmann im Tor bekam immer öfter eine Hand an den Ball. Und da der TuS es dazu versäumte, auf 14:20 davon zu ziehen, nahmen die Norddeutschen die Einladung dankend an. Ein Tempogegenstoß nach dem anderen rollte auf den Ferndorfer Kasten zu, in dem einem Tim Hottgenroth fast schon leid tun konnte. Innerhalb von neun Minuten hatten die Gastgeber auf Gleichstand gestellt – mit einem 21:21 ging es in die Schlussviertelstunde. „Nach einfachen Fehlern werden wir noch zu schnell unsicher“, hatte Andersson nicht nur ein Manko erkannt: „Eigentlich spielen wir die zweite und dritte Welle richtig gut. Dann hören wir auf einmal damit auf und machen keinen Druck mehr.“ Nach dem sechsten oder siebten Steal der WHV’er sorgte Matej Kozul für die 23:22 Führung. So ging es in die von Ferndorfer Seite oft dominierte Crunch-Time. Kalt wie eine Hundeschnauze sorgte Matzken für die erneute Zwei-Tore-Führung. Danach gelang der rot-weißen Equipe allerdings nur noch ein Treffer in den letzten vier Minuten. An sich nicht allzu tragisch – ja wenn, ja wenn man den Gegner in der gleichen Spielzeit nicht zu vier Toren einlädt. Und so kam es wie es kommen musste. Am Ende des Spiels leuchtete ein 28:27 auf der Anzeigetafel auf. Der Aufsteiger konnte sein Glück kaum fassen, währenddessen die Ferndorfer Spieler ungläubig gen Ergebnistafel blickten.
Nun gilt es ganz schnell das Motto „Mund abwischen und weitermachen“ zu finden, denn schon Samstagabend wartet in der Stählerwiese die nächste schwere Aufgabe auf die Andersson-Schützlinge. Denn dann heißt der Gegner HSV Hamburg. Und nicht wenige Experten trauen dem Team um Coach und 2007-er Weltmeister Torsten „Toto“ Jansen diese Saison den ganz großen Wurf, sprich den Aufstieg in die Bundesliga, zu. Vielleicht hat Andersson dann aber wieder eine Option mehr an Bord. Denn schon heute saß der Capitano Lucas Puhl zumindest mit auf der Bank.
Tore: Josip Eres (9/5), Torben Matzken (8/3), Andreas Bornemann, Toni Sario, Julian Schneider, Lucas Schneider (je 2), Mattis Michel, Lukas Pechy (je 1)