Es war alles ein wenig anders wie in den Jahren zuvor. Kleinere Halle, weniger Zuschauer – andere Liga und andere Hauptprotagonisten. Der Kirchzeller Hallensprecher tat alles dafür, um ein wenig glanzvollere Atmosphäre zu schaffen. Und die, die es auf den Stream bei Sportdeutschland.tv geschafft hatten, müssen sich von nun an auch auf eine andere Art der Übertragung einstellen. Wobei man in diesem Bereich durchaus ein Lob in den Odenwald schicken darf. Die Qualität war in Ordnung und gar nicht so weit von zweiter Liga entfernt, wie das was sich phasenweise auf den 800 Quadratmeter Hallenboden abspielte.
Denn auf dem Parkett begann es fahrig, und dazu gesellten sich auf Ferndorfer Seite eine Zeitstrafe und technische Unzulänglichkeiten. So war es nicht verwunderlich, dass die Gastgeber aus dem Odenwald nach gut sechs Minuten auf 5:3 enteilt waren. Und bis auf den zwischenzeitlichen 1:1 Ausgleich durch den Kirchzeller Joshua Osifo, waren bis zum oben angesprochenen Zwischenstand ausschließlich die beiden Hauptprotagonisten der beiden Kontrahenten in Erscheinung getreten. Tim Häufglöckner und Tom Spieß auf der einen, vor allem aber Niklas Diebel und Marvin Mundus auf der anderen Seite. Was sich dann bis zur 8.Minute schon andeuten sollte, wurde erst einmal durch Gabriel Viana und Josip Eres konterkariert. Denn wie auch gegen Mundenheim fehlte wieder gänzlich die Breite im Ferndorfer Spiel. Coach Robert Andersson hatte es unter der Woche angesprochen, doch es fand leider keine Umsetzung beim ersten Auswärtsauftritt der Saison 2022/23. Routinier Lucas Puhl bekam im Tor kaum eine Hand an den Ball, doch ihm fehlte es auch an jeglicher Unterstützung durch die Abwehr. Das war eigentlich Punkt Zwei auf der ToDo-Liste Anderssons für die Arbeit unter der Woche. Doch so recht gelingen wollten die Abläufe im Abwehrverbund noch nicht. Wenn also nicht als Toreverhinderer, so trat Puhl als Torschütze in Erscheinung, als ein Pass zum Tempogegenstoß an Freund und Feind vorbei ins Netz trudelte. Auch der unermüdlich rackernde Mattis Michel bekam aus den Kleingruppen keinerlei Unterstützung. So konzentrierte sich die Torschützen weiter auf die Mannen aus dem Rückraum. Über 6:8 in der 12.Minute und 9:9 in der 18.Minute, hatte Marvin Mundus bis zum 10:11 in der 22.Minute schon fünf Mal genetzt. In der 27.Minute war es dann soweit – Mattis Michel erhielt sein erstes Kreisanspiel. Und auch wenn der Odenwaldexpress, wie sich die Kirchzeller selber nennen, häufig Fahrt aufgenommen hatte und die ständige Führung der Siegerländer egalisieren konnte, waren es am Ende die Andersson-Mannen, die sich kurz vor der Pause mit 13:16 etwas absetzen konnten.
Auch wenn es viele Mankos zu bemängeln gab, so gab es doch einen fortwährenden Lichtblick über sechzig Minuten. Die in großer Schar mitgereisten TuS-Fans sorgten von der ersten bis zur letzten Minute für eine tolle Atmosphäre und hatten ihren Anteil am Erfolg des Teams. Doch zunächst einmal begann die zweite Halbzeit so gar nicht nach dem Geschmack derer, die es mit der TuS-Equipe halten. Die Gastgeber egalisierten den Drei-Tore-Rückstand aus der Halbzeit innerhalb von nur 110 Sekunden (16:16, 32.). Doch irgendwie war dieser Zwischenstand Gift für die Unterfranken. Niklas Diebel, neben Mundus zweiter Hauptprotagonist des Abends, trat nun mehr und mehr in Erscheinung und tankte sich in seiner unnachahmlichen Art ein ums andere Mal durch. Auch wenn die Anspiele an den Kreis fehlten, so muss doch konstatiert werden, dass Mattis Michel riesige Arbeit für die beiden Halbspieler leistete und immer wieder die erforderlichen Lücken riss. Im Deckungsverbund wurde nun besser gearbeitet, auch weil Andersson die notwendigen Korrekturen vornahm. Zwischenzeitlich hatte Tim Hottgenroth seinen Gespannspartner für knapp zwanzig Minuten abgelöst und seine Sache mit einem gehaltenen Siebenmeter und einer wichtigen Parade gut gemacht. Doch kurz vor der Crunch-Time gab es zwei entscheidende Faktoren. Der wieder im Tor stehende Puhl hielt einen Siebenmeter und seine Vorderleute konnten sich zum zweiten Mal an diesem Abend auf vier Tore absetzen. Dieses 21:25 in der 50.Minute gab die erforderliche Sicherheit, um dem Auftakterfolg gegen Mundenheim Sieg Nummer Zwei im zweiten Spiel folgen zu lassen. Über 23:27 (56.) trudelte die Partie ihrem Ende entgegen. 26:30 lautete der Endstand in einer zeitweilig zerfahrenen Partie. Dabei kann resümiert werden, dass vier wichtige Faktoren den Ausschlag gaben. Die beiden überragenden Halbspieler Diebel und Mundus. Eine verbesserte Performance der Torhüter in Halbzeit Zwei. Das breiter angelegte Spiel in den letzten zwanzig Minuten. Und last but not least, die verbesserte Deckung zum Spielende hin.
In den nächsten Wochen kommt es zu einem Novum. Durch einen Tausch des Heimrechts mit der DJK Waldbüttelbrunn trägt der TuS Ferndorf nun drei Heimspiele in Serie aus. Den Auftakt zu dieser Heimspiel-Trilogie macht am 17.September das Match gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II.. Die Zweitvertretung des Bundesligisten HSG Wetzlar stellt sich, wie inzwischen gewohnt, um 19 Uhr im Hexenkessel Stählerwiese vor. Natürlich möchten die Michel & Co. die Möglichkeit nutzen, mit diesen drei Spielen den perfekten Start hinzulegen. Und mit der Unterstützung der herausragenden Ferndorfer Fans kann das auch gelingen. Vielleicht knackt der TuS Ferndorf ja an einem der drei Heimspieltage sogar die 1000 Zuschauer Marke !
Tore: Niklas Diebel (11), Marvin Mundus (10/2), Fabian Hecker, Mattis Michel, Gabriel de Rocha Viana (je 2), Josip Eres, Lucas Puhl, Paul Schikora (je 1)