Erste Saisonniederlage für den TuS

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Enttäuschung nach der ersten Saisonniederlage (Foto: M.Lehmann)

Wer kennt es nicht – Tage an denen man erkennt, dass es einfach nicht läuft, egal was man auch wie anpackt. Solche Tage gibt es natürlich auch bei Sportlern. Wenn dann allerdings mehr als nur ein, zwei Spieler diese Attitüde an den Tag legen, wird es für den Coach schwer, die erforderlichen Rädchen passend zu drehen. Passiert ist dies, erstmalig in der Saison 2022/23, den Jungs von Ferndorfs Coach Robert Andersson am gestrigen Abend. Wobei im Grunde genommen, trotz der Niederlage, tabellarisch nicht viel passiert ist. Das Team um Kapitän Mattis Michel grüßt immer noch von der Tabellenspitze. Und, toller Effekt einer englischen Woche, bereits am Samstag kann gegen den aktuellen Tabellenzweiten aus Hanau Wiedergutmachung betrieben werden. Ein wirklich großer Wermutstropfen, dass die Niederlage ausgerechnet an dem Spieltag passiert, an dem erstmals in Liga Drei über 1.000 Zuschauer in der runderneuerten Stählerwiese sind.

Andersson schickte die gleiche Formation aufs Feld, die am vergangenen Samstag in Gelnhausen so gut performt hatte. Allerdings war schon nach wenigen Minuten ersichtlich, dass die Gäste aus Haßloch eine aggressive, gut arbeitende Deckung stellten. Die Führungstreffer des TuS beantworteten die Kurpfälzer umgehend, so dass es bis zum 4:4 in der 11.Minute ein stetes Hin und Her war. Drei der ersten vier Treffer der Gäste erzielte deren Kreisläufer Lino Messerschmidt. Durch diese Personalie lässt sich erahnen, dass die größten Probleme der TuS-Equipe an diesem Abend nicht im Tore erzielen lagen, sondern eher im Tore verhindern. Zu ersten personellen Umstellungen war Andersson bereits nach acht Minuten gezwungen. Bei Josip Eres ging es nicht weiter, so dass Paul Schikora auf Rechtsaußen übernahm, und sich auch gleich mit dem Treffer zum 5:4 einführte. Beim 8:5 nach einer Viertelstunde waren die Weichen gestellt. Fabian Hecker traf nun doppelt und stellte für seine Farben auf 11:7. Ein doppelter Spezialistenwechsel funktioniert dagegen im modernen Handball nicht mehr. Da der TuS aber genau das probierte, war ein Absetzen auf vier oder fünf Tore nicht möglich. Im Gegenteil – die Gäste aus Rheinland-Pfalz liefen Tempogegenstöße und gute erste Wellen, und kamen damit durchweg zu einfachen Toren. Auf Ferndorfer Seite war es in diesen Minuten Rostyslav Polyshchuk, der mit zwei Versuchen zwei Tore erzielte und seine Farben somit die Führung sicherte. Einer der wenigen Höhepunkte in Durchgang Eins war dann das Zuspiel von Linus Michel auf Rene Mihaljevic in der 27.Minute zum 15:12. Am Ende der ersten dreißig Minuten prangte eine 16:14 Führung auf der Anzeigetafel. Aber nicht wenige der 1024 Zuschauer hatten das Gefühl, die schlechteste Heim-Halbzeit 2022/23 gesehen zu haben.

Julius Fanger und Marvin Mundus eröffneten den Torreigen in der zweiten Hälfte, bevor sich eben jener Mundus beim Stande von 18:14 (34.) einen seiner wenigen Fehlwürfe von der Strafwurfmarke leistete. Doch sein Gespannsmann auf Halbrechts, Hecker, und der schon vor der Halbzeit treffende Polyshchuk machten aus dem Halbzeitstand bis zur 36.Minute ein 21:16. Alles lief in den vorhergesagten Bahnen und der TuS Ferndorf steuerte auf Saisonsieg Nummer Acht zu. Haßloch hatte schließlich viele Spieler erst seit kurzem nach Verletzung und Coronaerkrankung wieder im Kader. Da würde sich irgendwann auch der Kräfteverschleiß bemerkbar machen. Doch irgendwie war es, aus welchen Gründen auch immer, ab diesem Zeitpunkt vorbei mit der Ferndorfer Herrlichkeit. In der Abwehr bekamen die Andersson-Mannen nun überhaupt keinen Zugriff mehr. Festgenagelt auf sechs Meter, ohne jede Bewegung, konnten die Gäste fast ungehindert aus sieben Meter schießen. Vier Tore in Folge musste man schlucken. Wäre nicht das Schweizer Uhrwerk auf Linksaußen, Gabriel Viana, so treffsicher gewesen, wer weiß ob das Spiel nicht schon zu diesem Zeitpunkt in Richtung der Haßlocher gekippt wäre. So dauerte es noch bis zur 47.Minute, bis die Gäste beim 25:25 das erste Mal nach dem 4:4 wieder ausgleichen konnten. Ein schneller Gegenstoß, eine erste und zweite Welle nach der anderen rollte auf das Ferndorfer Tor zu. Während sich die Michel & Co. jedes Tor hart erarbeiten mussten, war es für die Gäste ein leichtes Unterfangen Tore zu erzielen. Die Keeper Tim Hottgenroth und Lucas Puhl konnten einem Leid tun. Zu oft von ihrer Abwehr im Stich gelassen, kamen beide Torhüter nicht wirklich ins Spiel. Bis zur 56.Minute stellte der Gast, angetrieben vom überragenden neunfachen Torschützen Jan Triebskorn, auf den Zwischenstand von 28:31. Das Ferndorfer Trainerteam versuchte mit einer Auszeit gegenzusteuern. Und wahrhaftig bot sich achtzig Sekunden vor Schluss die Chance auf 30:31 zu verkürzen. Doch Mundus sollte das Pech weiter an den Fingern kleben. Er vergab seinen zweiten Strafwurf, was gleichbedeutend mit der ersten Heimniederlage der Saison 2022/23 war. Fangers sehenswerter Treffer zum 30:31 Endstand sechzehn Sekunden vor Schluss war nicht mehr als Ergebniskosmetik. 

Endlich hat die Stählerwiese die 1.000 Besucher Marke in der aktuellen Saison geknackt. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet dann kein Heimsieg gelingt. An der wieder einmal herausragenden Atmosphäre kann es nicht gelegen haben. Vielleicht war es wirklich der ungewohnten Anwurfzeit an einem Dienstagabend geschuldet. Aber wie auch immer – schon am kommenden Samstag steht der Kracher der 3.Liga Süd-West auf dem Plan. Im Spitzenspiel Erster gegen Zweiter haben die Mannen vom Kindelsberg die Möglichkeit einiges wieder gerade zu rücken. Dabei braucht das Team aber weiterhin die Unterstützung von den Rängen. Und bei diesem Spitzenspiel sollte es doch möglich sein, die Zuschauerzahl vom Haßloch-Spiel noch einmal zu toppen.  

Tore: Fabian Hecker (5), Marvin Mundus (4/2), Julius Fanger, Mattis Michel, Jörn Persson, Rostslav Polyshchuk, Paul Schikora, Gabriel de Rocha Viana (je 3), Rene Mihaljevic (2), Linus Michel (1)


Fotos: H.Burbach / M. Lehmann

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