Solch einen entspannten Handballabend wie am vergangenen Samstag durften die Fans des TuS Ferndorf lange nicht mehr erleben. Die Mannschaft inklusive der Neuzugänge hatte keinerlei Schwierigkeiten in der neuen Saison anzukommen. Die beiden Keeper Lucas Puhl und Tim Hottgenroth erwiesen sich als wieder einmal gute Rückhalte. Und während in der Abwehr gut gearbeitet wurde, waren es im Angriff die beiden Kanoniere auf den Halbpositionen, Niklas Diebel und Marvin Mundus, die mit neun bzw. acht Toren erste Duftmarken in der neuen Liga setzten. Und während sich nach dem Spiel die Spieler unter die Fans mischten, war schon so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren. Die gilt es nun mitzunehmen auf die 220 Kilometer weite Fahrt nach Kirchzell, wo am Samstagabend der gastgebende TV auf den TuS Ferndorf wartet.
Ein Gegner, der sicherlich mit dem Messer zwischen den Zähnen aufläuft. Ist doch der Ärger über verschenkte Punkte am 1.Spieltag noch nicht verraucht. Einen Fünf-Tore-Rückstand vor der Halbzeit glichen die Mannen des Trainer-Duos Alexander Hauptmann und Andreas Kunz innerhalb von zwölf Minuten aus. Acht Minuten vor dem Ende führten die Kirchzeller dann sogar mit drei Toren, um am Ende mit leeren Händen dazustehen. Ein bitterer Auftakt für die Männer aus dem Odenwald. Und diese verlorenen Punkte wollen sich die Unterfranken im Duell mit dem TuS zurückholen. Wichtiger Faktor soll dabei das Heimpublikum der Kirchzeller sein. Des Weiteren sollten die Rot-Weißen vor zwei, drei Hauptakteuren bei den Gastgebern auf der Hut sein. Da ist zum einen die Abteilung „Tore verhindern“ – allen voran Zerberus Tobias Jörg, der oft genug entscheidender Faktor beim TVK ist. Torhüterspiel hat zudem Tradition in Kirchzell. Berühmteste Söhne der Handballabteilung sind immerhin Europameister Andreas Wolff und Weltmeister Carsten Lichtlein. Zum anderen ist da noch die Abteilung „Tore werfen“ – hier zeichnen sich immer wieder Linksaußen und Eigengewächs Tim Haufglöckner sowie der ehemalige Großwallstädter Aufbauspieler Tom Spieß aus. Ferndorfs Coach Robert Andersson sieht eine schwere Aufgabe auf die Seinen zukommen: „Kirchzell wird stärker sein als Mundenheim. Sie spielen eine etwas offensiver ausgelegte Abwehr als der Gegner von letztem Samstag. Aber ansonsten ähneln sich beide Teams, wobei Kirchzell die höhere spielerische Qualität hat.“ Was beide Vereine und vor allen Dingen das Umfeld eint, ist die Handballbegeisterung in Kirchzell und Ferndorf. Beides kleine Dörfer mit 2400, resp. 3900 Einwohnern, wo viele Ehrenamtliche hüben wie drüben exzellente Arbeit leisten.
Bei der TuS-Equipe hat das erste Spiel gezeigt, dass die Neuzugänge nicht nur menschlich, sondern auch spielerisch schon integriert sind. Mundus mit seinen acht Treffern, Paul Schikora der für die Zungenschnalzer zuständig war oder aber Rene Mihaljevic, der über fast sechzig Minuten den Deckungsverbund mitorganisierte. Wenn dann noch langjährige Leistungsträger wie Lucas Puhl, Mattis Michel und Niklas Diebel ihre Leistung abrufen, wird es für jedes Team ein schweres Unterfangen Punkte gegen die Mannen aus dem Siegerland einzufahren. Doch Andersson wäre nicht selbst ein solch erfolgreicher Handballer gewesen, wenn er nicht auch im Erfolg noch Dinge sieht die verbesserungswürdig sind. So monierte er, dass ihm „die Breite im Spiel gefehlt“ habe – zudem hat er in der Trainingswoche intensiv daran gearbeitet das Deckungsverhalten zu optimieren. Und zu guter Letzt möchte der TuS-Coach auch „ein besseres Umschaltspiel“ seiner Mannen sehen.
Was beim TuS Ferndorf ebenso ausgezeichnet funktionieren wird wie in den vergangenen Jahren, ist die Unterstützung der reisefreudigen Fanschar. Den Weg zum Samstagabend-Event in Miltenberg werden wieder Dutzende Fans aus dem Siegerland antreten. Die, die den Weg nicht auf sich nehmen, können das Auswärtsspiel trotzdem verfolgen. Zwar hinter einer Bezahlschranke, die allerdings dem einen oder dem anderen Verein zugute kommt (auf die Wahlmöglichkeit achten und den TuS Ferndorf wohlwollend bedenken), kann man sich wie gewohnt auf der Homepage von Sportdeutschland.tv zum gewünschten Spiel navigieren. Und wie in den letzten Jahren, gilt der Zusammenhalt der Ferndorfer Fans auch in Liga Drei, wenn es wieder heißt: Scream for our team !
WISSSENSWERTES
Gegner: TV Kirchzell
Einwohner Kirchzell: 2.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Trikotfarbe: rot
größte Erfolge: Aufstieg in die 2.Liga 2000 & 2006