Der 21. Dezember 2024 wird definitiv ein Tag für die Ewigkeit. Zumindest für die betagte Kreuztaler Sporthalle Stählerwiese, die an diesem Tage erstmals den Rekordbesuch von 1.400 Zuschauern in einem Ligaspiel vermelden konnte – ausverkauft! Dass nun ausgerechnet an einem solchen Abend der Motor der TuS-Equipe ins Stottern kommt ist die eine tragische Seite der Medaille. Denn die andere Seite macht die Niederlage noch ein bisschen bitterer. Denn dass die zweite Liga unglaublich nah beieinander ist, und man nach zwei, drei Niederlagen am Stück weit nach unten durchgereicht werden kann, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Und genau deshalb machen die Siege der beiden „Kellerkinder“ Großwallstadt und Ludwigshafen die Niederlage noch schmerzvoller.
Dabei war der Auftakt in die letzte Heimpartie des Jahres 2024 durchaus vielversprechend. Gabriel Viana betätigte sich in der Abwehr als Ballklauer und versenkte den Tempogegenstoß höchstselbst. Die ersten beiden Coburger Tore resultierten aus Siebenmetern. Die Abwehr der Rot-Weißen machte zu Beginn der Partie einen tollen Job – man war im Abwehrverbund flink auf den Füßen, konnte somit gut verschieben und man zog auch immer wieder Stopfouls gegen den physisch starken Rückraum der Gäste aus Oberfranken. Der Kapitän, Mattis Michel, stach hierbei in besonderem Maße heraus. Doch ausgerechnet Michel verletzte sich nach rund zehn Minuten, es stand 4:4, an der Hand und machte Platz für Valentino Duvancic. Coburgs Coach Anel Mahmutefendic hatte die Seinen vor dem Spiel gewarnt: „Wir hatten damit gerechnet, dass Ferndorf loslegt wie die Feuerwehr.“ Und das taten die Klatt-Mannen auch. Wobei, da wo gehobelt wird fallen bekanntlich Späne. Und diese produzierte Ferndorf im Spielaufbau nun immer öfter. Einzig Marvin Mundus zeigte sich davon unbeeindruckt. Oben rechts, unten links – der Halbrechte traf nach Belieben. Nach dem 6:6 (12.) legten die Nordsiegerländer jeweils vor und die Gäste glichen aus. Bis zum 8:8 nach einer Viertelstunde war es für die Zuschauer ein kurzweiliges Spiel. Doch die Anzahl der technischen Fehler der TuS-Equipe bewegte sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt auf einem ähnlichen Niveau wie in Hagen nach sechzig Minuten. Und während auf Seiten des Gastgebers die Torwartleistung stetig nach unten ging, zeigte die Formkurve des Coburger Keepers steil nach oben. Der griechische Nationalspieler Petros Boukovinas schlich sich mehr und mehr in die Köpfe der TuS-Spieler. Im Angriff trafen die Michel & Co. nun immer häufiger falsche Entscheidungen und die Abwehr agierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so griffig wie in den ersten Minuten. Janis Pavels Valkovskis traf mit einem Tor zum Zunge schnalzen zum 8:11. Der Stählerwiese war zum ersten Mal hörbar der Stecker gezogen. Eine Auszeit Klatts sollte die Dinge dann neu ordnen. Doch an den Kräfteverhältnissen sollte das erst einmal nichts ändern. Über 9:13 (24.) lief bis zum 12:17 (28.) erst einmal weiter alles Richtung HSC Coburg 2000. In der Abwehrformation hatten die „großen Jungs“ übernommen – Fabian Hecker, Valentino Duvancic und Marko Vignjevic. So gelang bis zur Halbzeitsirene, durch Treffer von Vignjevic und Julius Fanger, noch eine Ergebniskorrektur zum 14:17.
Anwurf TuS zu Beginn der zweiten Halbzeit. Chance, aus einem 12:17 sehr schnell auf 15:17 zu verkürzen. Doch es kam erst einmal anders. Coburg legte wieder auf vier Tore vor und es dauerte bis zur 36.Minute, bis der TuS beim 17:19 wieder im Spiel war. Es war die Phase, in der der Hexenkessel ganz langsam auf Betriebstemperatur kam. Die Abwehr hatte wieder die Griffigkeit aus der ersten Viertelstunde und im Angriff fielen nun auch wieder einfachere Tore. Doch innerhalb von nur 180 Sekunden gelang den schwarz-gelb gekleideten Gästen, aus einem 20:22 (39.) ein 20:25 zu machen. Boukovinas nahm einen Ball nach dem anderen weg, während bei den Jungs vom Kindelsberg weder Can Adanir, noch Jonas Wilde eine Hand an den Ball bekamen. Klatt hadert dann auch mit dieser Phase der Partie: „Wir scheitern an uns selber, wenn man die Chancenverwertung sieht. Mit über zwanzig Fehlwürfen hat man keine Chance. Wir haben dann viel versucht, aber Coburg hatte immer eine passende Antwort parat!“ Und wahrlich, ob die Variante mit vier Rückraumspielern oder auch mal ein Sieben gegen Sechs – Ceven Klatt und seine Jungs versuchten wirklich alles, um den Vorsprung der Bayern einzudampfen. Auch die ausverkaufte Stählerwiese war trotz des Rückstands da und gab Alles, um dem eigenen Team den Rücken zu stärken. Die Hereinnahme von Hendrik Stock war ein durchaus belebendes Moment, aber nachhaltig Wirkung zeigte auch diese Personalie nicht. Nicht verwunderlich, dass der Gästecoach stolz auf sein Team war: „Wir spielen es sehr erwachsen und bringen es professionell zu Ende.“ Was überhaupt nicht zur sehr souveränen Vorstellung der Gäste passte, waren die Gesten von Rechtsaußen Florian Billek, der nach seinen Toren wiederholt den Finger auf den Mund legte und mit seinen Gesten das Publikum provozierte. Eingangs der letzten zehn Minuten traf eben dieser Billek zum 22:27 und machte bereits frühzeitig den Deckel auf das Spiel. Denn auch wenn die Abwehr der Rot-Weißen ihr letztes Hemd gab, so fanden die Würfe der Gäste immer wieder ihr Ziel. Und da das Torhüterduell haushoch an die Gäste ging, war es nicht verwunderlich, dass es hinten heraus sogar zu deutlich wurde. So blieb auch Aufstiegscoach Ceven Klatt nicht anderes übrig, als die Leistung der Franken anzuerkennen: „Großen Respekt an die Mentalität der Coburger!“ Über ein 24:29 (56.) ging es bis zum
Endstand von 26:33.
Den Stab sollte man nun wahrlich nicht über der Truppe brechen. Dafür hat das Sportjahr 2024 aus Ferndorfer Sicht zu viele Highlights geboten. Viele tolle Handballfeste wurden in der Stählerwiese gefeiert und man hat, auch vor dem abschließenden Spiel der Hinrunde, eine fantastische Punkteausbeute mit aktuell 16:16 Punkten. Einige Male haben in der Vergangenheit bereits diese sechzehn Pluspunkte für den Klassenerhalt gereicht. Das wird diese Saison anders sein. Und deshalb heißt es Daumen drücken für den zweiten Weihnachtsfeiertag, wenn die Michel & Co. zum Weihnachtsspiel nach Minden reisen. Nur am heiligen Abend dürfen sich die Klatt-Mannen ganz auf die Familie konzentrieren. An allen anderen Tagen steht Training und die Vorbereitung auf das letzte Spiel vor der WM-Pause an. Erst am 7.Februar geht es dann mit dem Spiel bei Bayer Dormagen weiter. Deshalb heißt es für alle TuS-Fans die Daumen zu drücken am 26.Dezember um 16 Uhr, wenn es noch ein letztes Mal in 2024 heißt: Alle dabei in Liga Zwei!
Tore: Julius Fanger, Gabriel Viana (je 5), Josip Eres (4/3), Marvin Mundus (3), Janko Kevic, Valentino Duvancic (je 2), Fabian Hecker, Mattis Michel, Paul Schikora, Hendrik Stock, Marko Vignjevic (je 1)
Fotos: M. Lehmann und RGR/TuS Ferndorf