Auf der Suche nach der Leichtigkeit

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„Es könnt alles so einfach sein, isses aber nicbt“, singen die Fantastischen Vier in ihrem Song „Einfach sein“. Eine Dublette zum Handballsport, die auch gerade für die Handballer des TuS zutrifft. Es könnte doch alles so einfach sein. Aber irgendwie ist es denn dann doch nicht. In den vergangenen Spielen waren die rot-weißen Mannen um Trainer Michael Lerscht immer wieder nah dran an Punktgewinnen. Aber irgendwie ist die Leichtigkeit, die das Team in der Vorsaison so hat strahlen lassen, verloren gegangen. Und damit diese Leichtigkeit wieder zurückkehrt, sagt Lerscht über das anstehende Auswärtsspiel bei der SG BBM Bietigheim: „Bietigheim ist in der Pflicht gewinnen zu müssen. Wir sind beim Bundesligaabsteiger frei von Druck. Alles kann – nichts muss !“


Die SG BBM Bietigheim ist sowohl auf den ersten wie auch auf den zweiten Blick ein höchst interessanter Gegner. Zum einen ist da die Handballabteilung als Ganzes. Ein Damenteam, welches noch erfolgreicher daherkommt wie das Herrenteam. Zwei Teams in Liga Eins, wie in der Saison 2018/19 geschehen, stellt ein Novum im deutschen Handball dar. Nicht weniger als die Deutschen Meisterinnen 2017 und 2019 kommen aus Bietigheim. Die Spielgemeinschaft aus dem Süden wurde erst 1997 aus der Taufe gehoben. Begonnen hat die erste Mannschaft im Herrenbereich in der Landesliga. 2005 folgte der Aufstieg in die 2.Liga, dem man 2014 den ersten Aufstieg in die Bundesliga folgen ließ. Zum anderen ist da der Weltmeister, Deutsche Meister und Champions-League Sieger Michael „Mimi“ Kraus, der an guten Tagen immer noch in der Lage ist ganze Abwehrreihen alt aussehen zu lassen. Doch weder er, noch der im Februar dazugestoßene Trainer Hannes Jon Jonsson, konnten mit ihren Persönlichkeiten den Abstieg aus der deutschen Eliteliga verhindern. Wer erinnert sich nicht an das Drama am 9.Juni diesen Jahres, als die Eulen aus Ludwigshafen an den verdutzt dreinblickenden Bietigheimern und Gummersbachern vorbeizogen und eben diese in Liga Zwei verbannten. Und als Absteiger hat man andere Ziele als den Klassenerhalt, wie Michael Lerscht anmerkt: „Bietigheim ist eine Mannschaft, die mit großen Ambitionen in die Saison gestartet ist und sich den Wiederaufstieg auf die Fahne geschrieben hat. Was aufgrund ihrer personellen Besetzung auch eine durchaus berechtigte Zielsetzung ist.“

Und leicht wird die Aufgabe wahrlich nicht. Auch wenn die Bietigheimer immer noch nicht wirklich in der 2.Liga angekommen sind, so bringen sie doch enorme Qualität auf die Platte. „Sie spielen eine aggressive, offensiv ausgerichtete 6:0 Abwehr. Sehr zweikampfbezogen, anders als gewöhnlich“, will sich Lerscht mit seinen Jungs in dieser Trainingswoche Lösungen für genau diese Aufgaben erarbeiten. Dazu verweist der Coach der Rot-Weißen auf die Angriffswucht der Jonsson-Schützlinge, wenn er sagt dass „viele Handlungen auf die individuellen Stärken von Link, Dahlhaus und Kraus abzielen“, und man sich „auf ein gutes Kleingruppen-Spiel mit dem Kreis einstellen müsse.

Andererseits gilt es nicht nur auf den Gegner zu schauen, sondern auch die eigenen Stärken heraus zu arbeiten. So zählt der TuS-Coach am Freitagabend vor allen Dingen wieder auf das, was die rot-weiße Equipe in der Vergangenheit so stark gemacht hat: „Wir müssen uns in den Zweikämpfen im Deckungsbereich stabilisieren und gezielte Angriffe spielen, um Bietigheim ärgern zu können.“ Nicht mitwirken bei diesem Vorhaben wird aller Voraussicht nach Marijan Basic. Allerdings ist Julius Lindskog Andersson zur Zeit in bestechender Form, so dass der Ausfall Basics hoffentlich kompensiert werden kann. Ansonsten kann Lerscht aus dem Vollen schöpfen und hat somit genug Alternativen an der Hand für die weite Fahrt nach Baden-Württemberg.

Gespielt wird übrigens nicht in der, den meisten Fans aus der Vorsaison bekannten, EgeTrans-Arena. Die SG BBM Bietigheim hat ihr Heimspiel gegen den TuS Fenrdorf als „Retrospiel“ auserkoren und zieht dazu in ihre altehrwürdige Spielstätte, die Halle am Viadukt. 1300 Zuschauer fasst die Sporthalle und wird Freitagabend aus allen Nähten platzen. Für die mitreisenden TuS-Fans bietet sich allerdings nochmal die Gelegenheit in Nostalgie zu schwenken. Fernab der hochmodernen Arenen landauf, landab werden die Holzbänke und der durch die Halle wabernde Geruch von Leberkäse den ein oder anderen in Erinnerungen an längst vergessene Zeiten schwelgen lassen. Wer weiß, vielleicht spielt ja auch unser TuS in ein paar Jahren mal ein Nostalgiespiel in der Stählerwiese. Jetzt heißt es aber Daumen drücken für unser Team. Und wer nicht live vor Ort sein kann, dem sei das Mitfiebern auf sportdeutschland.tv empfohlen.


WISSENSWERTES ÜBER BIETIGHEIM
Entfernung: 325 Kilometer
Fahrzeit: ca. 3 ½ Stunden
Halle: Sporthalle am Viadukt
Gäste-Block: A
Eintritt: 9,- bis 22,-€
Sehenswürdigkeiten: Enztalviadukt, Städtische Galerie, Weihnachtsmarkt in der Altstadt

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