Derbysieg für die Geschichtsbücher

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Christopher Klasmann überzeugte gegen den VfL mit sechs Treffern (Foto: H.Burbach)

Es hatte für den Verein TuS Ferndorf schon was Besonderes, gegen den VfL Gummersbach in einem Pflichtspiel anzutreten. Wovon man Jahrzehnte nur träumen durfte, wurde bereits in der vergangenen Saison Wirklichkeit. Und zog man damals noch unter tragischen Umständen, einem Siebenmeter in der Schlusssekunde, den Kürzeren, so konnte am 13.April 2021 erstmals der VfL Gummersbach in einem Pflichtspiel bezwungen werden. Das wird den Protagonisten dieses Abends keiner mehr nehmen können. Und ein Eintrag in die Ferndorfer Handball-Annalen sei ihnen gewiss.

Es begann zäh in der Kreuztaler Stählerwiese. Nach fünf Minuten stand es 2:1 für die in rot gekleideten Gastgeber. Torben Matzken verwarf den ersten Siebenmeter und nach zwölf Minuten stand es 4:4. Immer noch keine Torflut. Was auf der einen Seite an einer gut aufgelegten Deckung, und auf der anderen Seite an einem gut aufgelegten Matthias Puhle im Gummersbacher Tor lag. Im Anschluss legten die Gäste mit zwei Toren vor. Was daran lag, dass das Auffüllen mit dem sechsten Feldspieler, Julian Schneider saß mit einer Zeitstrafe auf der Bank, so gar nicht klappen wollte. In der 23.Minute hatte man sich aber wieder heran gekämpft, und konnte im Anschluss auch endlich wieder in Führung gehen. Tim Hottgenroth im Ferndorfer Kasten bekam nun immer öfter seine Hände an den Ball. So taten sich die oberbergischen Gäste schwer, gegen eine gut organisierte Ferndorfer Deckung, die immer noch auf ihren etatmäßigen Abwehrchef Branimir Koloper verzichten musste, Tore aus dem Rückraum zu erzielen. Das wiederum gelang nun der Andersson-Equipe, so dass zur Halbzeitpause eine 12:11 Führung die Anzeigetafel zierte.

Lucas Schneider war ein wichtiger Faktor im Derby gegen den VfL und erzielte fünf Treffer (Foto: H.Burbach)

Zu Beginn von Durchgang Zwei setzte ein Spieler Akzente – Christopher Klasmann. Er übernahm Verantwortung und lenkte das Ferndorfer Spiel. Doch weder nach dem 14:12, noch nach dem 16:14 gelang es den Gastgebern auf drei Tore weg zu ziehen. Im Gegenteil – in dieser Phase überboten sich beide Teams mit Fehlwürfen. Auf Ferndorfer Seite sicherlich verzeihlich, ließen hingegen die Gäste nicht nur in dieser Phase vermissen, warum sie der Aufstiegsfavorit Nummer eins sind. Dabei kamen die Blau-Weißen schneller wieder in Tritt und legten ihrerseits auf 16:18 vor. Zu diesem Zeitpunkt waren 45 Minuten gespielt und es sollte so etwas wie der Knackpunkt der Partie sein. Denn Ferndorfs Coach Robert Andersson nahm mit all seiner Erfahrung genau zum richtigen Zeitpunkt die Auszeit. Justierte hier und da an ein paar Stellrädchen und unterbrach vor allen Dingen den Gummersbacher Lauf. Es folgten die Minuten des Lucas Schneider. Er drückte in dieser Phase der Partie seinen Stempel auf und drehte das Spiel auf 20:18, was wiederum Gudjon Valur Sigurdsson auf der anderen Seite zu einer Auszeit zwang. Die Ferndorfer Abwehr hatte weiterhin gute Beine und das Zusammenspiel zwischen selbiger und Hottgenroth klappte immer besser. Insbesondere aus dem Rückraum gelang es dem Altmeister nur äußerst selten Chancen zu kreieren. Und wenn, wurden sie allzu oft Beute des Ferndorfer Zerberusses.

So ging es Kopf an Kopf in die Crunchtime. Als der große Favorit und Aufstiegsaspirant das Spiel beim 23:24 in der 57.Minute gedreht hatte, wurde der ein oder andere Fan im rot-weißen Lager unruhig. Nicht so die TuS-Equipe, die in Person von Torben Matzken das nächste Highlight setzte. Traumpass auf Klasmann, der rechtzeitig wieder das Spiel an sich riss und drei eminent wichtige Tore beisteuerte. Am Ende gab es bei den Gästen einen tragischen Helden. Der erst 18-jährige Mathis Häseler, der dreizehn Tore erzielte und alle seine Siebenmeter verwandelte, wurde von seinen Mitspielern gesucht und er übernahm auch die Verantwortung. Während einmal der Pfosten die Ferndorfer Führung rettete, war es am Ende Hottgenroth, der mit einer überragenden Parade den Sack zu machte. So war der Treffer zum 27:25 Endstand durch Niklas Diebel nur noch so etwas wie Ergebniskosmetik. Da fällt eigentlich der Treffer von Lukas Pechy zum 3:2 gar nicht ins Gewicht. Ja wenn da nicht der Spielberichtsbogen gewesen wäre. Auf dem war Pechy komischerweise nicht aufgeführt. Wurde von, den über die komplette Spielzeit sehr ans Regelwerk angelehnt pfeifenden, Julian Koppl und Denis Regner zurecht mit der gelben Karte verwarnt und anschließend auf die Tribüne beordert. Wenige Sekunden Spielzeit, in denen Lukas Pechy aktiv war. Die allerdings ein Nachspiel haben könnten. Denn die Gummersbacher haben wegen dieses vermeintlichen Regelverstoßes Protest eingelegt. Sicherlich eine legitime Vorgehensweise – andererseits aber eine solche Tragweite für den gesamten deutschen Handball besitzen kann, aber ebenso für den TuS Ferndorf, der schon durch die mehrfachen Quarantäne-Zeiten für corona-infizierte Spieler arg gebeutelt ist.

So bleibt bei dem Sieg für die Geschichtsbücher ein fader Beigeschmack. Nichts desto trotz haben alle Ferndorfer Spieler da weiter gemacht, wo sie am Freitagabend in Hamm aufgehört haben. Sie haben gekämpft wie die Löwen, jeden Quadratzentimeter Hallenboden beackert und sind dadurch auch der verdiente Derbysieger !! So darf und muss es weitergehen. Schon am Samstagabend, zu gewohnter Ferndorfer Handballzeit, geht es im richtungsweisenden Kellerduell gegen den Tabellenvorletzten aus Konstanz. Das Schlusswort gehört dem Trainer des Derbysiegers: „Wir haben sicherlich heute mal das Quäntchen Glück auf unserer Seite gehabt. Die Jungs haben super gekämpft, die Abwehr hat gut gestanden und vorne haben wir wieder fast 30 Tore gemacht.“

Tore: Christopher Klasmann (6), Josip Eres (6/4), Lucas Schneider (5), Torben Matzken (4/1), Niklas Diebel (2), Lukas Pechy, Thomas Rink, Julian Schneider, Toni Sario (je 1)


Fotos H. Burbach

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