Ein Gegner mit ruhmreicher Vergangenheit gibt sich die Ehre

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Es sind schon einige klangvolle Namen in der zweiten Handball-Bundesliga zu finden, die das Herz von Handball-Nostalgikern höher schlagen lassen. Großwallstadt, Eisenach, Hüttenberg, Nettelstedt – ja, und natürlich unser Nachbar aus dem oberbergischen Kreis. Der VfL Gummersbach – ein Begriff, der jeden Handballfan noch heute in Verzückung versetzt. Nicht wegen der aktuell gezeigten Leistungen, aber auf jeden Fall wegen der erfolgsgeschwängerten Vergangenheit. Für die sich der zwölfmalige deutsche Meister ebenso wenig kaufen kann, wie der TuS Ferndorf für seine ansprechende Leistung am vergangenen Freitag in Hamm. 

„Heimat des Handballs“ – ein Slogan den der VfL Gummersbach in die Hallen Deutschlands trägt, und der auch deutlich sichtbar in seiner sportlichen Heimat, der Schwalbe-Arena, zu sehen ist. Fragt man allerdings die die es mit dem VfL halten, nach den sportlichen Leistungen in der Rückrunde, so treibt es dem ein oder anderen Tränen in die Augen. Spazierte das Team noch bis Mitte Februar mit einer gehörigen Portion Leichtigkeit durch die Liga, scheint diese in den neun Partien seit dem 17.Februar vollkommen abhanden gekommen zu sein. In den letzten neun Spielen musste man vier Mal dem Gegner den Vortritt lassen. Teils dem Verletzungspech geschuldet, weil es den Top-Torschützen Alexander Hermann mit mehrfachen Brüchen im Mittelgesicht außer Gefecht gesetzt hat. Teils aber auch am eigenen Anspruch gescheitert. Denn das trotz des Hermann-Ausfalls exquisit bestückte Star-Ensemble aus Gummersbach, sollte trotzdem in der Lage sein, die meisten Gegner der Liga zu dominieren. Vor dem statistisch gesehen besten Keeper der Liga, Matthias Puhle, strahlt vor allen Dingen die rechte Seite Gefahr aus. Neben dem trickreichen, gegenstoßorientierten Rechtsaußen Lukas Blohme, wirft der österreichische Nationalspieler auf Halbrechts, Janko Bozovic, an einem guten Tag den Gegner in Grund und Boden. Nicht zu vergessen das harmonische Kleingruppen-Spiel mit dem Kreis. Dort sorgen regelmäßig Ellidi Vidarsson und Jonas Stüber für Torgefahr. Auch der Rechtsaußen, Raul Santos, sollte jedem Handballfan ein Begriff sein. Wenngleich selbiger seit einigen Spielen auf der Suche nach seiner Topform ist. Was dem VfL Gummersbach in den letzten Jahren wesentlich besser gelang als früher, ist die Integration der Akademiespieler in den Seniorenbereich. Hat man in der Vergangenheit viele talentierte, junge Spieler nach ihrer handballerischen Ausbildung ziehen lassen, tummeln sich inzwischen ein halbes Dutzend hochveranlagte, junge Spieler im Kader. Haben diese Zeit, hinter den Etablierten zu reifen, kann man dem VfL zum eingeschlagenen Weg nur gratulieren.


Wer am Freitagabend aufmerksam den Kader des TuS Ferndorf studiert hat, dem wird aufgefallen sein, dass wichtige Eckpfeiler des Teams nicht zur Verfügung standen. Aber auch ohne einige wichtige Spieler, stellvertretend seien Andreas Bornemann und Jonas Faulenbach genannt, hat sich das Team mit einer kämpferisch eindrucksvollen Vorstellung in Hamm zurückgemeldet. Andere Spieler sind in die Bresche gesprungen und konnten beweisen, dass das Vertrauen in sie gerechtfertigt ist. Zum Spiel gegen den Altmeister haben sich die nächsten Spieler angesagt, die zurück in den Kader drängen. „Die Jungs sind gut drauf und wollen spielen. Wir werden wieder ein, zwei Option mehr auf der Bank haben“, sagt Ferndorfs Coach Robert Andersson. Kein Geheimnis machte er aus der Tatsache, dass sowohl Marin Durica wie auch Lucas Puhl große Fortschritte machen. „Wir brauchen eine sehr gute Torhüterleistung. Dann haben wir eine kleine Chance“, gibt Andersson zu Protokoll und schiebt direkt hinter: „Wir wollen in der Abwehr einige Dinge besser machen. Zudem sind die Jungs willig und wollen sich stetig verbessern.“ Das wird im Derby auch vonnöten sein. Im Besonderen das Zusammenspiel der Abwehr mit dem Keeper muss funktionieren. Und wenn die Ferndorfer Abwehr eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legt, schnelle Beine hat und unnötige Zeitstrafen vermeidet, ist selbst gegen den großen Aufstiegsfavoriten etwas möglich. In den Vordergrund gespielt hat sich am Freitagabend Toni Sario. Allzu oft stand sich der Spanier selbst im Weg. Doch inzwischen scheint er in Ferndorf angekommen zu sein und wird hoffentlich mit noch größerer Konstanz unter Beweis stellen, warum er U21-Nationalspieler seines Heimatlandes war.

Es wäre für jeden Fan des TuS Ferndorf ein Fest gewesen – einmal in der Stählerweise um Punkte gegen den VfL aus Gummersbach spielen ; ein jahrelanger Traum, den Corona nun zum Platzen bringt. Hoffen wir alle gemeinsam, dass Corona am Ende nicht auch mitverantwortlich ist für den sportlichen Abstieg im Jahre 2021. Dafür gilt es nun, noch enger in der #familieferndorf, #familietus zusammen zu rücken. Die Mannschaft und auch das Team um das Team sind dankbar für Unterstützung in jeglicher Form. Bleiben sie in den kommenden, schweren Wochen dem Team gewogen. Das Derby wird selbstverständlich in gewohnter Manier bei sportdeutschland.tv übertragen. Und egal wo sie am Ende mitfiebern – denken sie daran: Scream for our team !


WISSENSWERTES
egner:  VfL Gummersbach
Einwohner Gummersbach:  51000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte:  Schwalbe-Arena – 4132 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe:  blau-weiß
größte Erfolge:  11x Europapokalsieger (Landesmeister, Pokalsieger + EHF), 12x Deutscher Meister, 5x DHB-Pokalsieger

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