Von der Papierform her – eine oft genutzte Begrifflichkeit, die so flutschig ist wie ein Spaghetti-Eis in der Mittagssonne. Denn von der Papierform her ist der HBW Balingen-Weilstetten ein genauso hoher Favorit gegen den TuS Ferndorf, wie es der HC Elbflorenz am vergangenen Mittwoch war. Doch von der Papierform her spielt am Sonntagnachmittag eben auch der Tabellenfünfte gegen den Tabellendritten. Was stimmt denn nun – ist der HBW Balingen-Weilstetten haushoher Favorit oder ist es das Topspiel des Spieltages?
Ferndorfs Coach Ceven Klatt hat da eine ganz eigene Sicht auf die Dinge: „Die Balinger haben mich bei ihren Siegen in Dresden und Lübeck wirklich beeindruckt. Sie haben die besten Außen der Liga und sind auch sonst durchweg gut besetzt!“ Und bei dem von Klatt angesprochenen Auswärtsspiel in Lübeck war auch Jannis Schneibel erstmals an Bord der Baden-Württemberger. Durchaus so etwas wie der Königstransfer. Und kein Mann für Liga Zwei. Aber eine schwere Schulterverletzung und ein Kreuzbandriss haben die Karriere von Schneibel ins Stocken gebracht, so dass der ThSV Eisenach ihn für ein Jahr an die Gallier von der Alb ausgeliehen hat. Natürlich war der Abstieg aus der Beletage des deutschen Handballs ein Schlag ins Kontor der Männer von der Westalb. Aber den namhaften Abgängen stehen wiederum hochkarätige Neuzugänge entgegen. Linksaußen Tim Mattes, der von der SC DhfK Leipzig kam und vor allen Dingen Rechtsaußen Sascha Pfattheicher, der beim TVB Stuttgart seine BuLi-Tauglichkeit nachgewiesen hat. Dass wiederum die beiden Kreisläufer Tobias Heinzelmann und Max Santos so reüssieren, hat seinen Ursprung im perfekt umgesetzten Kleingruppenspiel mit dem Rückraum. Und da glänzt seit Saisonbeginn ein Eigengewächs der Gallier. Elias Huber ist Spielgestalter und bester Feldtorschütze. Trainiert wird der aktuelle Tabellendritte vom ehemaligen HBW-Spieler Matthias „Matti“ Flohr, der die letzten zwei Jahre für den TSV Bayer Dormagen an der Seitenlinie stand.
Belastungssteuerung – lt. Klatt das Hauptthema der vergangenen, und das Hauptthema der kommenden Tage. Denn bereits am Dienstag reist der TuS-Tross schon Richtung Thüringen, wo man in Eisenach Station macht. Am Mittwoch geht es dann weiter zum Spielort nach Dessau. Doch erst einmal kommt der Bundesliga-Absteiger Balingen-Weilstetten in die Stählerwiese. Und durch die Belastung aus dem Dresden-Spiel, wo die Michel & Co. erst am frühen Donnerstagmorgen wieder in der Heimat waren, benötigt es wieder einmal der besonderen Magie des Hexenkessels. Will man auch gegen die hoch favorisierten Gäste erfolgreich sein, müssen in schwierigen Phasen die Zuschauer helfen. Helfen würde auch gerne Marko Vignjevic. Doch hier zahlt sich Geduld aus. Mit jeder Woche werden es mehr Einheiten mit dem Team, in denen der Neuzugang Abläufe kennenlernt und sich besser ins Team einfinden kann. Die besten Torschützen im Ferndorfer Team geben ein wenig Aufschluss darüber, wo eventuell der Schuh drückt. Ganz sicher drückt er nicht in der Defensive. Ein oftmals ausgezeichnet agierender Abwehrverbund, mit Torhütern, die Woche für Woche mit Top-Quoten glänzen. Da ist es schon eher die Breite im Spiel. Der Rückraum agiert erfolgreich – ganz besonders in Person von Daniel Hideg. Und auch das Spiel über den Kreis, und somit über den Kapitän Mattis Michel, ist weiterhin ein Erfolgsgarant. Und das, obwohl mit Valentino Duvancic eine wichtige Stütze in Abwehr und Angriff seit Wochen fehlt, und auch noch einige Wochen fehlen wird. Doch ob es bei Tabellenplatz Fünf, und das nach neun Spieltagen, überhaupt Grund zur Kritik gibt? Diese Frage sollte mit Nein beantwortet werden!
Sonntagnachmittag 17:00 Uhr – eine ungewohnte Anwurfzeit für langjährige TuS-Fans. Musste man vor einigen Jahren schon die bittere Pille schlucken, dass die allseits gewohnte Anwurfzeit am Samstagabend von 19:30 Uhr auf 19:00 Uhr geändert wurde, ist es seit dieser Saison noch einmal um einiges wilder geworden. Dadurch, dass wirklich alle Spiele, und man muss konstatieren, in recht hoher Qualität, durch den Streaminganbieter DYN gezeigt werden, ist der Spielplan noch mehr zerpflückt worden. Doch da bereits die Freitagabendterminierung hervorragend angenommen wurde, erhoffen sich die Ferndorfer Verantwortlichen vom Sonntagnachmittag ähnliches. Denn bis dato will es einfach nicht gelingen. Kreuztals beste Stube wird einfach nicht bis auf den letzten Platz voll. Zumindest nicht im Ligabetrieb, denn in den beiden Play-Off-Spielen gegen Oppenweiler/Backnang und Braunschweig passte keine Maus mehr in die Halle. Und so bleibt nur der Aufruf an alle Handballbegeisterten in der Region: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus.
WISSENSWERTES
Gegner: HBW Balingen-Weilstetten
Heimspielstätte: Sparkassen-Arena (2.350 Plätze)
Einwohner Balingen: 35.050 (im Vergleich Ferndorf: 3.900)
Trikotfarbe: blau-rot
Größte Erfolge: drei Aufstiege in die erste Handball Bundesliga
11. Platz 1.HBL 2014/15
28. Platz in der ewigen Tabelle der 1.HBL