Das ewig junge Südwestfalen-Derby

0

Umgekehrte Vorzeichen erwarten den südwestfälischen Handballfan, wenn am Freitagabend der VfL Eintracht Hagen auf den TuS Ferndorf trifft. Hatten die Ferndorfer Jungs doch die, in den späten 80-er Jahren vehement ans Tor zur Bundesliga klopfenden, Blau-Gelben aus dem südlichen Ruhrgebiet ein klein wenig abgehängt – so waren zumindest die Kräfteverhältnisse im letzten Jahrzehnt verteilt. Doch während sich die Siegerländer Jungs mit fortschreitender Saison 21/22 gedanklich mehr und mehr auch mit der dritten Liga auseinandersetzen müssen, fahren die Hagener auch zweigleisig – und träumen dabei heimlich still und leise vom ganz großen Coup, dem Aufstieg in die Bundesliga.

Da ist die Favoritenrolle am 21.Spieltag klar verteilt. Denn bei den Hagenern scheinen viele Spieler, die zuvor einen recht sprunghaften Charakter beim Thema Vereinswechsel hatten, im Wohlfühlmodus vor Anker gegangen zu sein. Stabile Torhüter und treffsichere Kreisläufer bilden die Achse des Teams. Daneben agieren treffsichere und schnelle Außen – auf der linken Angriffsseite der Ex-Ferndorfer Daniel Mestrum, und auf der rechten Angriffsseite Damian Toromanovic, der aus der Gummersbacher Handballakademie stammt. Apropos rechte Angriffsseite. Dort bilden die beiden Halbrechten, Philipp Vorlicek und Jan-Lars Gaubatz, eine ganz starke Kleingruppe mit Toromanovic. Über 200 Tore haben die drei auf ihrem Konto. Da gerät der Star auf der Königsposition fast in Vergessenheit. Der weitgereiste Iraner Pouya Norouzi ist Dreh- und Angelpunkt im Team von Coach Stefan Neff. Alles in allem ein Team mit ganz wenig Schwächen und einer großen mannschaftlichen Geschlossenheit. Nichts desto trotz ist die Serie kein Freund der Hagener. Denn nach dem, durch das Gummersbacher Pokalmatch gegen Erlangen, ausgefallenen Rückrundenauftakt gegen eben jenen VfL wartet das Neff-Team seit dem 18.Dezember vergangenen Jahres auf einen Sieg. Die beiden letzten Spiele vor der langen EM-Pause gingen gegen Bietigheim und in Dresden verloren.

Beim TuS Ferndorf ist die Stimmung eher in Moll. So viel hatten sich die Mannen von Coach Robert Andersson für den Rückrundenauftakt gegen den ThSV Eisenach vorgenommen. Und so viel schien auch zu gelingen. Ja bis, bis im inzwischen ominösen Zeitraum zwischen der 40. und 50.Minute zum wiederholten Male in dieser Saison der Faden verloren ging. Entscheidungen wurden nicht mehr ganz so zielstrebig gesucht, und wenn das Handgelenk ein klein wenig „zu macht“, dann geht der Wurf halt eher neben als ins Tor. Doch Eisenach war gestern – jetzt steht ein Derby vor der Tür. Und auch diesbezüglich haben die Männer in Rot und Weiß noch was gut zu machen. Der Derbyauftritt beim VfL Gummersbach kurz vor Weihnachten war grauenvoll. Doch die Mannschaft ist gewillt, ein anderes Gesicht zu zeigen und da weiter zu machen, wo man in den ersten vierzig Minuten gegen Eisenach begonnen hatte. Bei diesem Unterfangen wird auch Josip Eres wieder mit an Bord sein, der am vergangenen Samstag ein außerordentlich gutes Comeback gefeiert hat. Nicht mit an Bord sind weiterhin der Langzeitverletzte Jonas Faulenbach sowie die Rekonvaleszenten Simon Strakeljahn, Lucas Schneider und Tim Hottgenroth. Vermutlich kommt das Spiel auch für Andreas Bornemann noch etwas zu früh. Eine Chance für unseren Neuen im linken Rückraum zu zeigen, warum er 42 Länderspiele für sein Heimatland Österreich bestritten hat. Christoph Neuhold hatte nun eine Woche Zeit, Abläufe im Team sowie selbiges besser kennen zu lernen. Die unbestrittene Qualität, die der gebürtige Steirer ohne jeglichen Zweifel mitbringt, soll schon kurzfristig zu mehr Torgefahr aus dem linken Rückraum führen.

Aufgeben – dieses Wort ist in und um Ferndorf zum Unwort deklariert worden. Denn eines wird die rot-weiße Equipe ganz bestimmt nicht tun, und das ist, sich aufzugeben. Woche für Woche bietet sich die Chance auf einen Sieg. Warum soll in dieser verrückten zweiten Liga nicht ausgerechnet ein Derbysieg der Beginn einer Serie sein? Und so hofft man im Lager der Andersson-Mannen auf lautstarke Unterstützung in der Krollmann-Arena. Wer denkt nicht gerne an legendäre Ferndorfer Auswärtsauftritte am Ischeland zurück? Deshalb auch am Freitagabend wieder die Bitte: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner:  VfL Eintracht Hagen
Einwohner Hagen:  189.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte:  Ischelandhalle – Krollmann-Arena
Trikotfarbe:  grün-gelb

Kommentare sind geschlossen.