Es war der 14. November 2023 – der TuS Ferndorf hatte nach vier langen Jahren nochmal zu einem Sponsorenabend geladen. Viele Freunde und Gönner hatten den Weg in die Krombacher Brauerei gefunden und verbrachten einen geselligen Abend. Was dieser Blick in die Vergangenheit mit dem aktuellen Spielgeschehen zu tun hat, bringt ein Satz von Chefcoach Ceven Klatt auf den Punkt, den dieser im Vorfeld der Lübeck-Partie äußerte: „Die aktuelle Erwartungshaltung entspricht nicht der tatsächlichen Lage in der Liga!“ Und wahrlich, solche Niederlagen wie die vor Wochenfrist in Nordhorn wird es noch einige geben. Bereits an diesem Abend im November 2023 wurde den Sponsoren vor Augen geführt, dass der TuS Ferndorf, bei einem möglichen Aufstieg in die zweite Liga, mit seinem Etat ein kleiner Fisch im Haifischbecken 2.HBL sein wird. Unter diesen Voraussetzungen spielt die Mannschaft um Kapitän Mattis Michel eine berauschende Hinrunde. Heimsiege gegen Dormagen, Großwallstadt, Nettelstedt und Ludwigshafen waren wahre Handball-Festtage in Kreuztals bester Stube. Daran gilt es nun anzuknüpfen, und den etablierten Zweitligisten weiterhin die Stirn zu bieten.
Als nächstes stellt sich eine Mannschaft in der Stählerwiese vor, die so ein bisschen zum Inventar der 2.HBL gehört. Der VfL Lübeck-Schwaratu spielt nun im siebzehnten Jahr hintereinander zweitklassig. Ein 13.Platz in der Saison 2015/16 war dabei die schlechteste Platzierung der Marmeladenstädter. In der aktuellen Runde gelang dem Team vom erst 34-jährigen Trainer David Röhrig ein Start nach Maß. Vier der ersten fünf Begegnungen gestalteten die Hansestädter siegreich, so dass nach Spieltag Fünf Tabellenplatz Zwei der verdiente Lohn war. Seitdem ist etwas Sand im Getriebe, denn nach dem 6.Oktober gelang den Schleswig-Holsteinern kein doppelter Punktgewinn mehr. Unentschieden gegen die Teams aus Dresden, Ludwigshafen und Nordhorn zeigen allerdings, dass sich die Lübecker auch von Problemen nicht aus der Bahn werfen lassen, wie auch Klatt anmerkte: „Sie hatten einige Verletzungsprobleme, haben aber selbst bei den erlittenen Niederlagen nie schlecht gespielt. Sie spielen ein ähnliches Deckungssystem wie wir, sind emotional gut und kommen oft über ihre Zweikampfstärke!“ Janik Schrader, der einige Spiele verletzungsbedingt zuschauen musste, ist Dreh- und Angelpunkt im Lübecker Spiel. Darüber hinaus glänzt das Röhrig-Ensemble durch Torgefahr von allen Positionen. Eine wichtige Rolle im Lübecker Angriffsspiel nimmt Ole Hagedorn ein. Der Hüne im linken Rückraum harmoniert zudem prächtig in der Kleingruppe mit seinem Linksaußen Jan-Eric Speckmann. Die übrigen Rückraumakteure sind stark im Eins gegen Eins und sehen dabei oft auch die besser postierten Kreisläufer und Außenspieler. Zudem wenden auch die Männer von der Lübecker Bucht das taktische Mittel der vier Rückraumspieler an. Alles in allem ein gut austariertes Team, dass dem TuS Ferndorf das Leben schwer machen will.
Dem setzt Klatt mit seinen Jungs Kampf, Emotion und Bereitschaft entgegen: „Wir werden in der Abwehr die Basis für den Erfolg legen müssen. Zudem setze ich natürlich auch auf den Heimvorteil in der Stählerwiese.“ Für dieses Unterfangen stehen dem Aufstiegscoach endlich wieder mehr Spieler zur Verfügung. So war es eine Erwähnung wert, dass unter der Woche im Training endlich wieder Sechs gegen Sechs gespielt werden konnte. Doch nicht alle rekonvaleszenten Spieler werden dabei sein können. Wer allerdings ganz sicher mit an Bord ist, ist Valentino Duvancic. „Er hat in Nordhorn mehr gespielt als geplant war. Aber er hat alles gut verkraftet“, war auch Klatt froh über eine weitere Entlastung. Insbesondere die Innenblockspieler Daniel Hideg, Fabian Hecker und Mattis Michel werden sich über die Rückkehr des 1,96 mtr. großen Kreisläufers freuen, zumal dieser in Nordhorn zuverlässiger knipste als jede handelsübliche Leica. Was dem Trainer allerdings vollkommen gegen den Strich ging, war die Anzahl der technischen Fehler in den ersten dreißig Minuten des Nordhorn-Spiels. Hier war auch einer der Trainingsschwerpunkt gesetzt, denn solch ein Auftritt verhagelt in jedem Zweitliga-Spiel die Chance auf Punkte. Völlig unbeeindruckt davon performt derzeit Jonas Wilde. Der große Blonde hat eine Top-Quote vorzuweisen und war auch in Nordhorn bester Ferndorfer. Elementar wichtig wird es allerdings sein, dass vor den Keepern ein Abwehrverbund seine Arbeit verrichtet, der schnell auf den Beinen ist, Stopfouls erzwingt, perfekt verschiebt und somit den Torhütern gute Chancen zum Auszeichnen gibt.
Mit diesen Voraussetzungen stehen die Chancen auf die Pluspunkte 15 und 16 nicht schlecht. Und die dürften immens wichtig sein. Denn der Dezember hält für die Männer vom Kindelsberg fast nur Hochkaräter parat. Auswärts beim Bergischen HC und GWD Minden warten die aktuell Führenden der Zweitliga-Tabelle auf die Michel & Co.. Dazu kommt das Südwestfalen-Derby in Hagen. Und dass es beim letzten Heimspiel des Jahres 2024, am 21.Dezember gegen Coburg, ebenfalls eine Mammutaufgabe wird, unterstreicht der Einzug der Coburger ins DHB-Pokal Viertelfinale. Es wird auch wieder auf den Faktor Hexenkessel ankommen. Die Mannschaft muss den Funken auf die Tribüne überspringen lassen und die Fans müssen dem Team auch in den Phasen helfen, in denen es mal nicht so läuft. Freitagabend um 19:30 Uhr heißt es dann wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: VfL Lübeck-Schwartau
Einwohner Lübeck: 219.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Hansehalle – 3.200 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge: viermaliger Aufstieg in die 1.Handball-Bundesliga, Gewinn des DHB- Pokals als SG VfL Bad Schwartau