Der Pokal bildet den Aufgalopp in die Saison 2024/25

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Man kann die Sprüchekiste rauskramen und zur 1.Pokalrunde und zum Saisonauftakt die altbekannten Plattitüden raushauen. Oder man bringt es auf den Punkt, so wie Ferndorfs Mann auf der Kommandobrücke, Ceven Klatt. Angesprochen auf den Start in den Wettkampfmodus machte dieser aus einem „endlich geht es los“ ein weniger spektakulär klingendes „es geht los“. Um anschließend zu ergänzen: „Ich bin mit weiten Teilen der Vorbereitung zufrieden. Ergebnisse waren dabei eher zweitrangig. Vielmehr ging es um das Testen von neuen Dingen und die Integration der neuen Spieler. Aber wir haben auch noch Arbeit vor uns.“

Doch das gesamte Ferndorfer Umfeld dürstet nach dem Auftakt. Zwei Jahre war man Drittligist. In beiden Jahren wurden die Kräfte gebündelt, um schnell wieder im Konzert der Großen mitspielen zu können. Mit dem vielumjubelten Aufstieg am 15. Juni hat sich der TuS Ferndorf wieder in den erlauchten Kreis der 2.HBL gespielt. Und ein neuer Dauerkartenrekord, sowie ein vielversprechend laufender Vorverkauf für das erste Heimspiel gegen Bayer Dormagen am 7.September, lassen das Herz der Siegerländer Handballfans höher schlagen. So manches Handballfest wird in den nächsten neun Monaten in der Stählerwiese gefeiert. Und beginnen sollen die Feierlichkeiten am besten schon mit einem Pokalerfolg gegen den HSC Coburg 2000.

Dass solch ein Erfolg allerdings in den Bereich einer Sensation gerückt würde, unterstreicht der Kader der Oberfranken. Klatt charakterisiert den Gegner folgendermaßen: „Uns erwartet eine körperlich starke, ausgeglichene Mannschaft, die aus einer beweglichen 6:0 Abwehr in der Lage ist, sechzig Minuten Tempo-Handball zu spielen.“ Und dass es sich bei den Coburgern um ein Spitzenteam der 2.Liga handelt, unterstreichen auch zwei weitere Fakten. Zum einen der sechste Tabellenplatz aus der Vorsaison – aber auch der Derbysieg im Testspiel gegen den Bundesligisten HC Erlangen ließ im Frankenland die Euphorie steigen. Doch auch bei den samstäglichen Gästen gilt es, Neue im Team zu integrieren. So wechselte Trainer Jan Gorr, der letztes Jahr Trainer und Geschäftsführer in Personalunion war, komplett in die Geschäftsführung. Der neue Coach der Coburger kommt indes aus Gummersbach. Anel Mahmutefendic, letztes Jahr noch Co-Trainer von Gudjon Valur Sigurdsson beim VfL Gummersbach, übernahm die Coburger im Sommer. Einen ebenfalls sehr wichtigen Wechsel haben die Coburger Verantwortlichen im Tor vorgenommen. Dem besten Keeper der letztjährigen Zweitliga-Saison, Kristian van der Merwe, folgte der MVP aus der Saison 2022/23 – der griechische Nationalspieler Petros Boukovinas. Doch auch auf anderen Positionen glänzen die Gelb-Schwarzen mit ganz viel Qualität. Sei es der gebürtige Gummersbacher Felix Jäger im linken Rückraum, der gebürtige Hüttenberger Merlin Fuß im rechten Rückraum oder aber die schwer zu haltenden Kreisläufer. Doch alles wird überragt von Mr. Coburg, Florian Billek. Beim TV Hüttenberg handballerisch ausgebildet, spielt der Rechtsaußen nun seine elfte Saison beim HSC Coburg. Und in all den Jahren zählte Billek immer zu den herausragenden Spielern auf seiner Position.

Wenn man beim TuS Ferndorf auf das Thema Teamgeist, Teamspirit und mannschaftliche Geschlossenheit zu sprechen kommt, schwärmt Erfolgscoach Klatt in höchsten Tönen von seinen Jungs. Alle Neuzugänge sind bestens aufgenommen und integriert. Und auch wenn es immer mal wieder Ausfälle zu beklagen gab, so haben die Mannschaftskameraden das in den Vorbereitungsspielen im Kollektiv aufgefangen. Den Ex-Coburger Fynn Herzig wird man noch nicht im rot-weißen Trikot sehen. Und auch Marvin Mundus wird frühestens beim Ligaauftakt gegen Dormagen wieder eine Alternative sein. Aber gerade auf der Position im rechten Rückraum, wo Fabian Hecker den Alleinunterhalter spielen muss, sind mit Neuzugang Hendrik Stock und „Aufstiegsexperte“ Daniel Hideg zwei Spieler in die Bresche gesprungen, die das in den Vorbereitungsspielen sehr gut gelöst haben. Schwerpunkt der Vorbereitung war sicherlich die Weiterentwicklung des Prunkstücks aus der Vorsaison – die sehr gute 6:0 Abwehr. „Diese haben wir den Herausforderungen angepasst und sie soll natürlich wieder die Grundlage unseres Erfolgs sein“, verweist Klatt allerdings auch auf den Fakt, dass man versuchen wird, aus dieser guten Abwehr heraus ins Tempospiel zu kommen. Dabei mithelfen wird, mit Ausnahme Mundus‘, der Aufstiegskader der Vorsaison. Auch wieder mit dabei ist somit Julius Fanger, der sich im ersten Spiel der Aufstiegsrelegation in Oppenweiler verletzt hatte. Mit Spannung erwartet wird natürlich der Auftritt der Neuen. Und da ist ein Kleiner ein ganz Großer – Linksaußen Hampus Dahlgren, den sein Trainer in den höchsten Tönen lobt. Und gerade mit Schweden hat der TuS Ferndorf in den vergangenen Jahren viele gute Erfahrungen gemacht.

Ein echter Härtetest und Gradmesser wird das Spiel allerdings nicht nur für die Spieler in Rot und Weiß. Auch der neue Hallenboden feiert am Samstagabend seine Premiere. Anfang der Woche angeliefert, werden die Michel & Co. noch eine Trainingseinheit auf dem blauen Geläuf absolvieren können, was laut Aussage vom Coach gar nicht so unwichtig ist: „Auf dem alten Hallenboden wussten die Spieler anhand diverser Linien genau wo sie stehen. Da wird man sich etwas umstellen müssen. Zudem ist der neue Boden etwas weicher, aber auch ein bisschen stumpfer. Die Bälle springen demzufolge auch anders.“ Der Gegner ist den Boden gewohnt und auch qualitativ ein Stück weit entfernt. Doch so chancenlos wie gegen den Bundesliga-Aufsteiger Bietigheim im Vorjahr sieht man sich aktuell nicht, wie der Coach betont: „Wir haben Automatismen und Mechanismen an der Hand, um nicht noch einmal so deutlich zu verlieren wie gegen die SG BBM Bietigheim!“ Dazu braucht es allerdings den achten Mann. Die Zuschauer, die den TuS Ferndorf bereits in der Vorsaison so oft zu Höchstleistungen getragen haben, sind auch dieses Mal wieder gefordert. Sechzig Minuten Vollgas, eventuell ein paar Minuten extra, da das Spiel einen Sieger finden muss. Mithelfen, um an der Pokalsensation zu schnuppern – und vielleicht geht ja noch ein bisschen mehr.


WISSENSWERTES
Gegner: HSC 2000 Coburg
Einwohner Coburg: 41.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Trikotfarbe: gelb-schwarz
größte Erfolge: Bundesliga-Aufstieg 2016 + 2020

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