Der TuS bittet zum letzten Heimspiel-Tanz in 2024

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2024 war ein berauschendes Sportjahr für den TuS Ferndorf. Dem ersten Platz in der Süd-West-Staffel Ende Mai, ließen die Schützlinge von Coach Ceven Klatt vier weitere ungeschlagene Spiele in den Play-Offs und den damit verbundenen Aufstieg in die zweite Handball Bundesliga folgen. Der Spielplan zu eben dieser 2.HBL ließ am Anfang einiges erhoffen. Zwei, drei Siege hatten sich die Verantwortlichen ausgemalt, um einigermaßen entspannt in den Herbst zu kommen. Dass man etwas unentspannt wurde, hatte dann eher mit dem unverhofften Erfolg der Michel & Co. zu tun. Die Auswärtsniederlage in Essen ausgeklammert, eilten die Klatt-Mannen an den ersten sechs Spieltagen von Erfolg zu Erfolg. 10:2 Punkte, Berichte im bundesdeutschen Boulevard und Träume vom THW Kiel und dem SC Magdeburg bei den Fans. Man hatte alle Hände voll zu tun, den Fokus Woche für Woche auf dem großen Ziel zu belassen, welchem die TuS-Jungs nun immer näher kommen. Platz 16 oder besser, um auch in der Saison 2025/26 in der zweithöchsten deutschen Spielklasse an den Start gehen zu dürfen.

Diesem Ziel in den Weg stellt sich am Samstagabend ein Gegner, der sein Saisonhighlight bereits am vergangenen Mittwoch hatte. Ein Sieg trennte den HSC Coburg 2000 noch vom DHB-Pokal-Final4 in der Lanxess Arena Köln. Nach Siegen gegen den TuS Ferndorf, den TVB Stuttgart und dem TBV Lemgo, war der Ligarivale aus Balingen-Weilstetten aber Endstation. Und wer dieses Spiel, welches erst in der Verlängerung entschieden wurde, gesehen hat, weiß was auf die Jungs vom Kindelsberg zukommt. Ein bärenstarker Rückraum, ein physisch ungemein starkes Team und dazu ein Keeper aus dem oberen Regal. Doch der Reihe nach. Im Rückraum laufen die Fäden bei dem erst 21-jährigen Mikael Helmersson zusammen. An seiner Rechten spielt mit Merlin Fuß ein technisch sehr gut ausgebildeter Halbrechter, den Handballfans eventuell noch aus seiner Hüttenberger Zeit kennen. An Helmerssons linker Seite, auf der Königsposition im linken Rückraum agiert eines der größten Talente der 2.HBL. Janis Pavels Valkovskis ist Coburgs großes Versprechen auf die Zukunft. 78 Feldtore hat der Lette bereits auf seinem Konto. Und auch die meisten Assists darf der erst 20-jährige auf sich verbuchen. In der Kleingruppe sind alle drei Genannten in der Lage, besser postierte Mitspieler ins Spiel einzubinden. Klatt bringt die starke Physis der Coburger auf den Punkt: „Uns erwartet eine körperlich starke, ausgeglichene Mannschaft, die aus einer beweglichen 6:0 Abwehr in der Lage ist, sechzig Minuten Tempo-Handball zu spielen.“ Eine großgewachsene Abwehr muss in Bewegung gebracht werden. Und ist dieses Abwehrbollwerk geknackt, steht da noch ein Nationalspieler zwischen den Pfosten. Der Grieche Petros Boukovinas, der in Diensten Großwallstadts 2022/23 sogar MVP der 2.HBL war. Völlig unverständlich also, warum das Team vom letztjährigen Co-Trainer  Gudjon Valur Sigurdssons beim VfL Gummersbach, dem Bosnier Anel Mahmutefendic, nur auf Platz Neun der Zweitliga-Tabelle rangiert.

„Natürlich haben wir einen Vorteil in Sachen Spielvorbereitung“ – Klatt weiß nur allzu genau, dass der Fokus des Coburger Teams bis zum späten Mittwochabend ausschließlich der Mission DHB-Pokal galt. Bezüglich der eigenen Vorbereitung ergänzt der Aufstiegscoach: „Wir haben auch in dieser Trainingswoche wieder Schritte nach vorne gemacht, um die gesamte Tiefe des Kaders nutzen zu können. Zudem haben wir nun adaptiert, was das Thema Physis in dieser Liga bedeutet!“ Valkovskis, Coburgs Shootingstar, will der Ferndorfer Coach eventuell etwas offensiver attackieren. Sollten seine Jungs eine ähnliche Bereitschaft zum Abwehrspiel an den Tag legen wie in Hagen, werden auch für die Gelb-Schwarzen die Trauben sehr hoch hängen in Kreuztals bester Stube. Zu einem Abwehrverbund der beim Derbyerfolg in Hagen, wie Klatt es ausdrückte, „nahezu am Optimum“ agierte, gehört natürlich auch ein gut aufgelegter Keeper. Jonas Wilde, der sich unter der Woche per neuem Vertrag zu einem weiteren Jahr bei den Rot-Weißen bekannt hat, war in Hagen minutenlang gar nicht mehr zu bezwingen. Ob nun Wilde oder sein Gespannspartner Can Adanir. Auch gegen Coburg wird es am Ende ganz entscheidend auf die Performance der Torhüter ankommen. Nicht dabei helfen werden die beiden Langzeitverletzten Fynn Herzig und Philip Würz. Und auch für Hampus Dahlgren kommt ein Einsatz wohl zu früh, so dass Gabriel Viana die Hauptlast auf Linksaußen trägt. Für Herzig ist es das Wiedersehen mit seinem Ex-Verein. Umso glücklicher ist der gebürtige Gummersbacher, dass er gesundheitlich wieder so weit auf dem Damm ist, dass er dem Spiel live beiwohnen kann. 

Axel Hellmann, Vorstandsmitglied bei Eintracht Frankfurt, hat einmal etwas sehr einprägsames gesagt, was auch auf den TuS Ferndorf anwendbar ist: „Unser Stadion muss eine Festung sein. Kein Gegner darf gern hierherkommen. Für den sportlichen Erfolg brauchen wir die Begeisterung von den Rängen – und in der Abwehr muss es dem Gegner auch mal wehtun!“ Eins zu eins umzusetzen auf das handballverrückte Dorf aus dem Nordsiegerland. Man muss nur das Wort Stadion durch Halle ersetzen. Und abseits der Diskussion, ob denn nun endlich mal ein Spiel ausverkauft ist oder nicht, sollte es der Anspruch der Ferndorfer Fanschaft sein, auch gegen Coburg die Stählerwiese wieder zum Hexenkessel zu machen. Dann heißt es wieder für alle die, die es mit dem TuS Ferndorf halten: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !


WISSENSWERTES
Gegner: HSC 2000 Coburg
Einwohner Coburg: 41.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: gelb-schwarz
größte Erfolge: Bundesliga-Aufstiege 2016 + 2020
DHB-Pokal Viertelfinale 2024

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