Björn Dunkerbeck, 12-facher Windsurf-Weltmeister, ist auf dem Surfbrett unerreicht. Wobei ihm die aktuelle Equipe des TuS Ferndorf das Wasser reichen könnte. Es scheint nämlich so, als hätten die Mannen von Ceven Klatt beim Heimspiel gegen Großwallstadt am 20.September eine Erfolgswelle erwischt, die sie von Woche zu Woche, von Sieg zu Sieg trägt. Beim aktuellen Blick auf die Tabelle reiben sich alle die, die es mit dem TuS Ferndorf halten, verwundert die Augen. Und hoffen gleichzeitig, dass die Michel & Co. diese Welle noch möglichst lange reiten. Lohn der bisherigen Mühen: Die Nacht von Samstag auf Sonntag thronte der Aufsteiger aus dem Siegerland auf Platz Zwei der Zweitligatabelle.
Ein sehr spielfreudiger Janko Kevic sorgte zu Beginn des Spiels für die ersten Highlights. Zwei Mal netzte er selbst, einmal setzte er Mattis Michel am Kreis in Szene, der einen Siebenmeter erzwang. Eben dieses Siebenmeter-Tor von Josip Eres markierte das 3:4 in der 6.Minute. Und es sollte für lange Zeit die letzte Führung der Mannen von Coach Ceven Klatt gewesen sein. „Ich bin nicht zufrieden mit der Abwehrleistung des Teams“, zog Klatt nach dem Spiel Bilanz und goss ein wenig Wasser in den Wein, indem er unter anderem die fehlenden Stopfouls anmahnte. Und wahrlich – man hatte zu Beginn und in der Mitte der ersten Halbzeit das Gefühl, die Jungs vom Kindelsberg würden in Unterzahl spielen. Zu groß waren die Lücken, zu unbeweglich der Abwehrverbund. Immer wieder gelang es den Hausherren über die treffsicheren Außen abzuräumen. Das Spiel wieder zu drehen gelang den TuS-Jungs nicht, weil man im Angriff immer wieder schlechte Wurfsituation nahm. Über die wurfgewaltigen Halbspieler kamen die Hammer allerdings kaum zum Zuge. In der 16.Minute nahm Klatt seine erste Auszeit, in der er auch gleich mal einen wichtigen personellen Wechsel vornahm. Daniel Hideg betrat das Feld und fortan stabilisierte sich der Abwehrverbund etwas. Jonas Wilde im Tor kam auch immer besser ins Spiel. Einer Parade folgte ein gehaltener Siebenmeter. Doch genau in dieser Phase (13:11, 22.) kam es bei einem Zusammenprall, mit dem einen Tempogegenstoß laufenden Fabian Huesmann, zu einer Kollision Knie auf Knie. Can Adanir übernahm. Und um es vorweg zu nehmen – es sollte wahrlich keine Schwächung sein. Der 14:12 Anschlusstreffer des TuS war wieder einmal eine Kevic/Michel-Produktion. Die zwei harmonierten wie schon in der Vorwoche und stellten die Hammer Abwehr ein ums andere Mal vor Probleme. Eine doppelte Unterzahl – Gabriel Viana hatte seine zweite Zwei-Minuten-Strafe bekommen und auch Fabian Hecker kassierte eine Hinausstellung – überstanden die Klatt-Mannen unbeschadet. Nachdem Wilde schon einen Siebenmeter halten konnte, tat es ihm Adanir in der Schlusssequenz der ersten Hälfte gleich. Und so ging es schiedlich, friedlich mit einem 16:16 in die Pause.
Halbzeit Zwei ging in den ersten sechs Minuten so weiter wie der Großteil der ersten Hälfte. Der ASV Hamm-Westfalen legte vor und der TuS Ferndorf glich aus. Wobei die 32.Minute Erwähnung finden muss. Hideg erzielte sein zweites Tor im Spiel und das erste in den zweiten dreißig Minuten. In der 37.Minute konnte der TuS beim 19:20 zum ersten Mal seit dem 3:4 in Führung gehen. Was dann folgte war eine lange Phase in der die Michel & Co. vorlegten, mal mit ein, mal mit zwei Toren, und die Mannen aus dem östlichen Ruhrgebiet immer wieder ausglichen, resp. verkürzten. Höhepunkt in dieser Phase ein Doppel-Kempa der Hammer, den Linksaußen Fabian Huesmann verwandelte. Nach einer Dreiviertelstunde war auf der Anzeigetafel ein 25:27 Zwischenstand zu sehen. Klatt, der im Vorfeld der Partie noch davon gesprochen hatte, dass man sich für den jeweiligen Spieltagsgegner auch im Angriffsspiel immer wieder Lösungen erarbeitet, stellte auf die vielbeachtete Variante mit vier Rückraumspielern um. Das Ergebnis dieser Umstellung war die erste Drei-Tore-Führung der Nordsiegerländer beim 25:28 (48.). Diese Art der Spielführung ist wie gemacht für Spieler wie Hendrik Stock. Bis dahin ausschließlich gesessen, kam er rein und machte es sofort zu seinem Spiel. Doch anstatt die Chance auf eine Vier-Tore-Führung zu Beginn der Crunch-Time zu nutzen, und dem Spiel eine Vorentscheidung zu geben, lud man die Gastgeber ein, wieder am Spiel teilzunehmen. Hamm konnte auf 30:31 (54.) verkürzen. Yonatan Dayan und Ian Hüter, die beiden schnellen Spieler im Rückraum, rissen das Spiel nun an sich. Und auch wenn ein Spiel in Wellenbewegungen verläuft, und das Momentum nun auf Seiten der Gastgeber lag, so hatte man die Rechnung ohne Hideg gemacht. „Daniel Hideg übernimmt Verantwortung. Genau das ist seine Qualität“, lobte ihn sein Coach nach dem Spiel. Und wahrlich – die letzten Minuten des Spiels wurden zur Hideg-Show. Im Abwehrverbund war er gemeinsam mit Philip Würz dafür verantwortlich, dass die Lücken nicht zu groß wurden. Und im Angriff setzte er erst Gabriel Viana sehr gut in Szene, um dann die beiden entscheidenden Tore selbst zu erzielen. Mit seinen Treffern acht und neun in diesem Spiel. Davon acht Tore zwischen der 32. und 60.Minute. Und so blieb Hamms Trainer Michael Hegemann nach dem Spiel nichts anderes übrig, als zu konstatieren, dass ihnen „momentan die Leichtigkeit und die Automatismen fehlen“. „Unser Anspruch ist es, zu Hause zu gewinnen. Und 33 selbst erzielte Tore müssen dazu auch reichen“, war Hegemann angefressen ob der Defensivleistung seiner Mannen. Klatt hingegen war der strahlende Gewinner: „Ich freue mich unheimlich und ich denke, dass wir hier nicht unverdient gewonnen haben!“
In der Fußball Bundesliga spricht man oft davon, dass Mannschaften vierzig Punkte haben müssen, um am Ende nicht abzusteigen. In der 2.HBL liegt diese Benchmark weit darunter. Mindestens zwanzig Punkte, so ist oft der Sprech bei den Aufsteigern, müsse man schon haben, um auch in der folgenden Saison dabei zu sein. Zehn Punkte haben die Jungs in Rot und Weiß nun schon eingesammelt. Nach gerade einmal sechs Spieltagen. Ein geradezu phänomenal anmutendes Ergebnis harter Arbeit, was nun endlich mit dem 11-Buchstaben-Wort belohnt werden muss: Ausverkauft! Es wäre der verdiente Lohn für die Michel & Co., wenn die Stählerwiese im kleinen Derby gegen den TV Hüttenberg erstmals ausverkauft wäre in dieser Saison. Bereits in den ersten drei Heimspielen herrschte eine fantastische Atmosphäre in Kreuztals bester Stube. Doch das muss nun noch einmal getoppt werden. Alle Handballfans in der Region Südwestfalen müssen sich noch ein Ticket sichern. Dabei sein, wenn der Hexenkessel seine Magie versprüht. Dabei sein, wenn es am kommenden Samstagabend um 18:00 Uhr heißt: Alle dabei in Liga Zwei!
Tore: Daniel Hideg (9), Janko Kevic, Mattis Michel (je 5), Josip Eres (4/2), Julius Fanger (3), Marvin Mundus, Hendrik Stock, Gabriel Viana (je 2), Hampus Dahlgren (2/1)
Fotos: Mathias Lehmann