Die Ruhrpott-Schmiede ist zu Gast

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OSC Dortmund, DSC Wanne-Eickel, OSC Rheinhausen – die Liste der Ruhrgebietsvereine, die in den 80-er Jahren in der Handball-Bundesliga spielten, ist wahrlich nicht klein. Überstrahlt wurde dieses Trio allerdings von einem Verein, der Ende der Achtziger / Anfang der Neunziger eine (seine) goldene Ära geprägt hat. Mit Spielern wie Jochen Fraatz, Alfred Gislason, Stefan Hecker und „Sascha“ Tutschkin erspielte sich TuSEM Essen drei deutsche Meisterschaften, drei deutsche Pokalsiege und den Europapokal der Pokalsieger. Was im darauffolgenden Jahrzehnt folgte, war der Absturz in die Drittklassigkeit und das Rückbesinnen auf alte Tugenden.

Aktuell befindet sich das Team von der Margarethenhöhe auf Kurs Konsolidierung. Letzte Saison hat man nach dem unverhofften Aufstieg 2020 nochmal Bundesligaluft geschnuppert. Inzwischen hat sich der TuSEM in der Spitzengruppe der zweiten Liga festgesetzt. Die heißgehandeltste Personalie der Essener sitzt auf der Bank. Jamal Naji, Trainer der Rot-Weißen und Handball-Enthusiast, wird im Sommer die Nachfolge Sebastian Hinzes beim Bergischen HC antreten. Doch auch seine Schützlinge haben durchaus gehobene Qualität. So wird der Dreh- und Angelpunkt des Essener Spiels, Eloy Morante Maldonado, ausgebildet in Opladen und Dormagen, seinem Trainer ein Jahr später folgen – er wechselt 2023 zum BHC. Die torgefährlichen und wieselflinken Außenspieler, wie Lukas Becher und Felix Klinger, werden oft genug vom starken Rückhalt Sebastian Bliß auf die Reise geschickt. Der spielt wiederum seine zwölfte Saison im TuSEM-Trikot und glänzt nicht selten mit Quoten jenseits der 30%. So verwundert es nicht, dass Ferndorfs Coach Robert Andersson über die Ruhrpott-Schmiede sagt: „Auch wenn da mal Spieler ausfallen, hat Essen immer noch eine richtig gute Mannschaft.“


Ein richtig gutes Team hat man aber auch unter dem Kindelsberg beisammen. Schaut man sich die sozialen Medien an, so hat sich auch die allgemeine Skepsis bzgl. der Ferndorfer Klassenerhalts-Träume, von „abenteuerlich“ bis hin zu „ganz sicher“ gewandelt. Inzwischen traut man den Puhl & Co. landauf, landab den Verbleib in Liga Zwei zu. Und das hat ganz klar mit dem Auftreten in den Spielen nach der Winterpause zu tun. Wichtige Spieler sind aus dem Verletzten-Status zurückgekehrt, und wie vergangene Saison scheint Andersson auch dieses Jahr die richtigen Hebel angesetzt zu haben. Jonas Faulenbach, Tim Hottgenroth, Julian & Lucas Schneider, Rutger ten Velde und Kim Voss-Fels werden weiterhin fehlen. Bei Josip Eres hingegen hat sich die Verletzung als nicht ganz so dramatisch herausgestellt, wie es die ersten Bilder aus Großwallstadt hätten vermuten lassen. „Natürlich tun uns die Ausfälle weh“, will Andersson mit seiner Gefühlslage gar nicht hinter dem Berg halten, „und natürlich werden wir einen guten Tag und viele Tore brauchen“, sieht er sein Team aber nicht chancenlos gegen den Tabellenvierten. Das liegt ganz klar an der tollen Verfassung, in der sich das Team aktuell befindet. Wenn auch in Großwallstadt hinten raus ein wenig die Luft fehlte, so zeigt die Formkurve der Andersson-Schützlinge weiterhin steil nach oben. Gerade die beiden Kreisläufer im Innenblock, Valentino Duvancic und der aktuell auf Linksaußen aushelfende Mattis Michel, machen einen richtig guten Job und stellen gemeinsam mit Lucas Puhl und/oder Kai Rottschäfer eine gute Abwehr aufs Parkett. Im Angriff hat seit zwei Spielen Simon Strakeljahn wieder den Taktstock in der Hand. Im Übrigen Ferndorfs bester Feldtorschütze mit 64 Treffern. Doch gerade die Ausgeglichenheit bei den Torschützen zeigt die große Stärke der TuS-Equipe. Man ist für den Gegner kaum ausrechenbar, da man von allen Positionen Torgefahr ausstrahlt.

1.000 Zuschauer – eine Zahl, der man in Reihen der Ferndorfer Verantwortlichen ein wenig hinterherhechelt. Wie gerne möchte man in der runderneuerten Stählerwiese mal die Marke knacken, die in Vor-Corona-Zeiten oft genug für Hexenkessel-Atmosphäre sorgte. Denn genau das ist es, was den Protagonisten auf dem Feld helfen kann, eine Top-Mannschaft wie TuSEM Essen in die Knie zu zwingen. Deshalb der Aufruf an die Siegerländer Handballfans. Helft mit, damit die Serie Bestand hat – macht die Stählerwiese zum Hexenkessel und tragt die Rot-Weißen zum Heimsieg. Anwurf ist am Mittwochabend um 19:30 Uhr. Dann heißt es für alle die es mit dem TuS Ferndorf halten wieder: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner: Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe
kurz: TuSEM Essen
Einwohner Essen: 591000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte: Sporthalle „Am Hallo“ – 2600 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge: Deutscher Meister ’86, ’87 + ’89, Deutscher Pokalsieger ’88, ’91 + ’92, Europapokal der Pokalsieger ’89, EHF-Pokal 2005

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