Mehr als die halbe Liga steckt im Abstiegskampf. Und trotzdem machen sich die Kaderplaner ligaweit an ihr Werk und basteln an den Teams für die Saison 2025/26. Oftmals ohne Gewissheit darüber zu haben, in welcher Liga man denn in der kommenden Saison antritt. Ferndorfs sportlicher Leiter Michael Lerscht ist weiter auf der Suche nach eventuell noch fehlenden Puzzleteilen, wenngleich unter der Woche mit Nico Schnabl schon einmal der Kevic-Nachfolger vorgestellt wurde. Beim samstäglichen Gegner Nettelstedt, einem Dorf mit ähnlicher Struktur wie Ferndorf, sind es dagegen schon die ganz großen Räder die gedreht werden. Neuzugänge aus der Bundesliga und namhafte Verstärkungen aus der 2.HBL. Beim TuS N.-Lübbecke werden die Weichen gestellt für eine extrem erfolgreiche Saison 2025/26.
Die sollte es auch diese Saison schon werden. Doch der Saisonstart ist mit dem Begriff holprig noch sehr geschönt umschrieben. Topscorer Fynn Hangstein zog es nach nur einem Jahr zurück nach Eisenach. Der 2007-er Weltmeister Michael Haaß, wurde noch vor dem fünften Spieltag, dem Match in der Kreuztaler Stählerwiese, von seinen Aufgaben entbunden. Nach sieben Spieltagen standen die Ostwestfalen mit 2:12 Punkten auf dem vorletzten Platz. Doch mit einem Sieg gegen Dormagen am 23.Oktober und dem Derbysieg gegen GWD Minden in der darauffolgenden Woche wendete sich das Blatt. Unter Neu-Coach Piotr Przybecki fanden die Männer vom Wiehen immer besser in die Spur. Inzwischen stehen die Rot-Schwarzen mit 18:24 Punkten nur noch zwei Punkte hinter der TuS-Equipe. Auch Ferndorf-Coach Ceven Klatt hat Respekt vor den Nettelstedtern: „Eine individuell unglaublich starke Mannschaft. In der Abwehr stellen sie mit einer tiefen 6:0 oder einer hohen 5:1 ihre Gegner vor Probleme. Gerade die Spiele gegen die direkte Konkurrenz gestalten sie aktuell erfolgreich.“ In der Abwehr bilden oft die 2 Meter großen Modellathleten vom Kreis, Yannick Dräger und Tin Kontrec, einen physisch starken Innenblock. Im Angriffsspiel verfügen die Ostwestfalen auf den Halbpositionen sowohl über echte Shooter als auch über spielerisch starke Eins gegen Eins Spieler. Gefährlich wird es, wenn man den Akteuren aus dem Nordosten NRW’s zu viele Freiräume gestattet. Linksaußen Alexander Schulze, und vor allen Dingen Top-Torjäger Tim Wieling auf Rechtsaußen, freuen sich über jede Gegenstoßaktion, respektive jede schnelle Mitte oder erste Welle.
Das zu verteidigen wird ein echter Lackmustest für die Jungs vom Kindelsberg. „Wir müssen gallig sein und giftig verteidigen“, gibt Klatt die Marschrichtung vor, verweist in diesem Zusammenhang aber auch nochmal auf das gelungene Heimdebüt von Neuzugang Malte Nolting, der ihm „nochmal neue Möglichkeiten“ gibt. Zur Verfügung haben wird der Ferndorfer Aufstiegscoach den gleichen Kader wie in der Vorwoche. Denn über Karneval gab es „nur Erschöpfte, keine Verletzten“, wie der Coach amüsiert zu Protokoll gab. Auf Ferndorfer Seite grüßt inzwischen ein Spieler von der Spitze der Torschützenliste, der dort diese Saison noch nicht stand. Marvin Mundus ist in den letzten Spielen immer mehr zum Faktor geworden, hat sich in der zweiten Liga akklimatisiert und hat den Schlüssel zum (Tor-)Erfolg gefunden. Seinen x-ten Frühling erlebt dagegen der Kroate auf der Mitte. Mit Janko Kevic, der mit seinen unnachahmlichen Bewegungen ganze Abwehrformationen narren kann, steht und fällt das Ferndorfer Spiel. Hoffen wir, dass Kevic die Saison verletzungsfrei beenden und sich mit dem Klassenerhalt aus dem Siegerland verabschieden kann. „Für die Tabellenposition Best of the Rest können wir uns nichts kaufen. Aber wir wollen uns natürlich nicht verrückt machen lassen. Auch wenn der Vorsprung auf den Abstiegsplatz noch weiter zusammenschrumpft müssen wir die Ruhe bewahren“ – Klatt weiß, dass der Lauf zum Klassenerhalt eher Marathon als Sprint wird, und mahnt weiterhin, in jedem Spiel bis über die Schmerzgrenze hinaus zu gehen, damit am Ende das große Ziel Klassenerhalt gefeiert werden kann.
Wie auch schon zum Weihnachtsspiel bei GWD Minden, die ihre Heimspiele ebenfalls in der Kreissporthalle Lübbecke austragen, wird sich wieder eine kleine Kolonie TuS-Fans auf den Weg machen. Alle wollen ihr Scherflein dazu beitragen, dass auch nächste Saison wieder Zweitliga-Handball in der Kreuztaler Stählerwiese gespielt wird. Ob Spieler, Trainer, Offizielle, Ehrenamtler oder Fans. Jeder gibt Woche für Woche sein Bestes, damit auch im Herbst 2025 die Michel & Co. im Unterhaus der besten Liga Europas spielen. Dazu benötigen die Jungs aus dem handballverrückten Dorf im nördlichen Siegerland ganz besonders die Unterstützung der Fans. Und egal ob live vor Ort in Lübbecke, vor dem Bildschirm bei der Übertragung des Streamingdienstes DYN oder vielleicht auch nur im Herzen – überall heißt es am Samstagabend um 18 Uhr: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: TuS N.-Lübbecke
Einwohner Nettelstedt: 2.800 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Merkur Arena – 3.030 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: rot-schwarz
größte Erfolge: DHB-Pokalsieger 1981, Europapokalsieger der Pokalsieger 1981, EHF-Cup Sieger 1997 + 1998