Ein gebrauchter Tag gegen Dormagen

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Drei Treffer gegen Dormagen – Jan Wicklein (Foto: H.Burbach)

Es gibt viele Phrasen die man nach solch einem Abend dreschen kann. Doch all das würde dem Geschehenen nicht gerecht. Und so drückte es auch Ferndorfs Coach Michael Lerscht aus, als er nach dem Spiel resümierte: „Dormagen war heute einfach bereiter als wir. Ich lasse auch keine Ausreden zu !“

Und doch gab es schon vor dem Spiel die ersten Hiobsbotschaften zu vermelden. Denn so prall wie der Kader sich Mitte der Woche noch aufgestellt hatte, so dezimiert war er am Spieltag. Branimir Koloper war noch nicht soweit. Thomas Rink hatte sich im Training verletzt. Bei Jonas Faulenbach hatte die Grippe zugeschlagen. Und bei Moritz Barwitzki wollte der Ferndorfer Coach, bei dem Spielverlauf, kein Risiko eingehen. Vor allen Dingen der fehlende, etatmäßige Innenblock mit Koloper und Rink sollte dem Ferndorfer Spiel am schmerzhaftesten fehlen.


Nehmen wir den positiven Aspekt vorweg. Während viele andere Handball-Hallen bei solchen Spielverläufen einer Beerdigungsgesellschaft gleichen, war das gestern in der Stählerwiese anders. Auch beim Spielstand von 14:24 in der 44.Spielminute erhoben sich bei einer Unterzahl, so wie es inzwischen usus ist beim TuS, die Zuschauer von ihren Sitzen und unterstützen die Lerscht-Sieben. Auch in dieser Hinsicht ist der TuS Ferndorf ein außergewöhnlicher Verein in Liga 2.

Ein Name muss dem Spielbericht vorweg gestellt werden: Sven Bartmann. Ein Spiel, von dem er sicherlich seinen Enkeln noch erzählen wird. Denn der Dormagener Keeper hatte bereits nach einer Viertelstunde unzählige Paraden vorzuweisen und begann, sich langsam aber sicher in den Köpfen der Ferndorfer Spieler festzusetzen. Denn egal ob es die Lerscht-Mannen über die Halbpositionen oder die Außen versuchten, Sven Bartmann schien tausend Hände zu haben und war immer irgendwie im Weg. Die Tatsache, dass Bartmann zum Helden werden könnte, schien sich früh abzuzeichnen. Beim Spielstand von 1:1 hielt der Tausendsassa im Dormagener Tor und leitet mit einem Tempo-Gegenstoß das 1:2 ein. Um nur kurze Zeit später einen Tempo-Gegenstoß von Lucas Schneider spektakulär zu entschärfen. Schon nach 12 Minuten zog Lerscht die Auszeit, um seine Mannen neu zu ordnen. Was nicht gelang, denn Dormagen zog, gestützt auf eine gute Abwehr und einen weiter stark haltenden Bartmann, auf 4:11 davon. Eine kurze gute Phase des TuS, in der vor allen Dingen Julius Lindskog Andersson sich hervortat, konnte zum 8:12 Zwischenstand genutzt werden. Doch anstatt weiter zu verkürzen, ließ man die Rheinländer bis zur Pause auf 8:15 enteilen.

Für die zweiten dreißig Minuten hatten sich die Rot-Weißen neu sortiert und wollten eine Aufholjagd starten. Aber das Spielgeschehen war eine Blaupause zu Halbzeit Eins. Bartmann hatte sich inzwischen bei allen Ferndorfer Spielern in die Köpfe gebrannt und kaum ein Ball fand den Weg in die Maschen des Dormagener Tores. Man hat wahrscheinlich noch nie einen solch verzweifelten Michael Lerscht auf der Ferndorfer Trainerbank gesehen. „Da fällt mir nicht viel zu ein. Wir alle müssen uns der berechtigten Kritik stellen“, war Lerscht überhaupt nicht einverstanden mit dem Gesehenen. So kam der TuS auch in Halbzeit Zwei nie an die in blau-weiß gekleideten Dormagener heran. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass den Weber, Lindskog Andersson oder Schneiders etwas einfällt, um den Gegner in Verlegenheit zu bringen. Die 70 mitgereisten Dormagener unter den 1060 Zuschauern feierten ihr Team zurecht für eine famose Leistung. 22:34 – bis zu diesem Endstand plätscherte das Spiel in den letzten zehn Minuten vor sich hin.

Einziger Aufreger war in dieser Zeit eine Auszeit des Dormagener Coaches Dusko Bilanovic drei Minuten vor dem Ende. Diese Auszeit stand ihm regeltechnisch zu, ist aus rein sportlicher Sicht bei einem Spielstand von 21:31 aber sicherlich unnötig wie ein Kropf.

Am Ende ist das passiert, was Lerscht unbedingt vermeiden wollte. Die Mannschaft geht mit einer Niederlage in die Pause vor dem Hüttenberg-Heimspiel am 01.November. „Ich hoffe, dass bis dahin ein paar Jungs zurückkommen“, will Lerscht das Geschehene in der kommenden Trainingswoche mit seiner Mannschaft aufarbeiten und die richtigen Schlüsse ziehen. Sicherlich wichtig und richtig, denn mit den Spielen gegen Hüttenberg, und knapp eine Woche später in Gummersbach, stehen immens wichtige Partien auf dem Programm, nach denen sich auch in der Tabelle erste Trends festmachen lassen. Und da bei aktuell 8:10 Punkten noch nichts Dramatisches passiert ist, heißt es für die Lerscht-Equipe: Abhaken, Mund abputzen und gegen Hüttenberg zwei wichtige Punkte holen.

Tore: Julius Lindskog Andersson (7/4), Jan Wicklein (3), Marijan Basic, Mattis Michel, Jonas Müller, Lucas Schneider (je 2), Magnus Neitsch, Tim Rüdiger, Julian Schneider, Patrick Weber (je 1)


Fotos: H.Burbach

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