Ein Wolfsrudel unter dem Kindelsberg

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Wenn der Tennisprofi in seinem Spiel über drei Gewinnsätze die ersten beiden Sätze verliert, so ist es schon ein ungeheurer Kraftakt, das Spiel noch zu drehen. Ähnlich verhält es sich bei den Fußballern. Einen 0:2 Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln, bedarf neben viel Können auch extrem viel Aufwand. So oder so ähnlich fühlt sich die Lage auch beim TuS Ferndorf an. Man ist im Verlauf der Hinrunde ins Hintertreffen geraten. Dieses Tabellenbild so zu drehen dass man am Ende über dem Strich steht, bedarf nun einer gehörigen Kraftanstrengung, verbunden mit mehr Spielglück und weniger Verletzungspech. Die erste Gelegenheit zur Aufholjagd zu blasen bietet sich der TuS-Equipe am Samstagabend, wenn die Rimparer Wölfe, zum ersten von noch vier ausstehenden Spielen im Dezember, in der Stählerwiese zu Gast sind.

„Rimpar hat gute Spieler, die auf einem hohen Level agieren. Es wird ein hartes Spiel gegen einen Gegner auf Augenhöhe“, ruft TuS-Coach Robert Andersson schon ein erstes kleines Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt aus. Respekt muss man vor allen Dingen vor dem spiel- und wurfstarken Rückraum der Oberfranken haben. Neben Steffen Kaufmann, seit Jahren ein Torgarant im Spiel der Grün-Weißen, und Yonatan Dayan, gilt dies vor allem für den Lenker und Denker des Rimparer Spiels, Patrick Schmidt. 102 Mal hat er diese Saison schon für seine Farben genetzt und steht damit auf Platz Zwei der Torschützenliste. Waren die Begegnungen mit den Rimparer Wölfen in der Vergangenheit selten ein Torfestival, so hat sich das unter dem neuen, erst 29 Jahre alten Coach Julian Thomann grundlegend geändert. Dabei gehört der 2 Meter große Abwehrspezialist Philipp Meyer, seit 2016 im Wölferudel, immer noch zum Team und hält den Laden hinten zusammen. Verlassen kann sich die Abwehr des Tabellensiebzehnten weiterhin auf einen starken Torhüter. Nachdem die Rimparer Torwartlegende Max Brustmann im Sommer 2020 Adieu sagte, konnten die Süddeutschen Marino Mallwitz aus Lübeck verpflichten. Dieser gehört gehört zu den absoluten Ausnahmekönnern in der zweiten Liga. „An einem guten Tag hat er auch mal 20, 25 Paraden“, weiß Andersson was da auf seine Männer zukommt.

Dieses dicke Brett gilt es für einen Kader zu bohren, der am Samstagabend auf zwei Rückkehrer hoffen darf. Während Keeper Lucas Puhl noch nicht ganz so weit ist wie erhofft, hat sich die Verletzung von Mattis Michel als nicht ganz so gravierend herausgestellt. Er wird wohl ebenso mit von der Partie sein können wie Sommer-Neuzugang Kim Voss-Fels. Das bringt Andersson die dringend benötigte Entlastung für die anderen Akteure. Und die Wurfkraft aus dem Rückraum wird vonnöten sein, wie der Schwede betont: „Die Rimparer Abwehr ist gut im Eins gegen Eins“. Somit braucht man die einfachen Tore aus dem Rückraum. In Richtung eben jener Akteure schickt er gleich eine Ansage hinterher, wenn er sagt, dass die Shooter in den Reihen der Rot-Weißen sich „die Schüssen nehmen können, sollen, ja sogar müssen“. Natürlich wird es auch wieder auf die Spielgestalter wie Jörn Persson und Simon Strakeljahn ankommen. Zudem braucht Linksaußen Rutger ten Velde wieder seine Nervenstärke vom Siebenmeterpunkt. Und wenn es der Abwehr um Chef Branimir Koloper dann noch gelingt so wenig wie möglich Unterzahlsituationen zu kreieren, dann ist was Zählbares in Reichweite. Denn was die Männer aus dem Landkreis Würzburg haben, hat der TuS Ferndorf seit einigen Partien auch. Einen erstklassigen Keeper. Tim Hottgenroth hält seit vier Partien konstant über dreißig Prozent der Bälle die da auf sein Tor geflogen kommen. 

Was aber genauso hilft wie die Rückkehr der ersten Rekonvaleszenten ist die Hilfe der heimischen Zuschauer. Bereits gegen Nordhorn und Coburg entfachte die, nur zu zwei Drittel gefüllte, Stählerwiese ihre Wirkung. Letztes Jahr bereits stark vermisst, freuen sich die Spieler über jeden Fan auf der Tribüne. Und wenn dann noch der Funke überspringt, ist die Stählerwiese bald wieder das, was sie über Jahre hinweg war – ein echter Hexenkessel. Für alle Fans des Siegerländer Traditionsteams gilt am Samstagabend auf jeden Fall wieder: Scream for your team !


WISSENSWERTES
Gegner:  DJK Rimpar Handball
Einwohner Rimpar: 8000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Trikotfarbe:  grün/schwarz
größter Erfolg:  Zweitliga-Aufstieg 2013    Platz 4 in der Saison 2016/17 

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