Endlich wieder Derby-Zeit

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Den VfL Eintracht Hagen mit der SG Flensburg-Handewitt zu vergleichen ist relativ hanebüchen. Doch Stop – denkt man an die Saison 1991/92 zurück, ist der Vergleich gar nicht mal so weit hergeholt. Durch die nach der Wende neu zu integrierenden Vereine aus der ehemaligen DDR gab es in dieser einen Saison drei Zweitliga-Staffeln. Und in der Staffel Mitte setzte sich Eintracht Hagen als Tabellenerster durch. Die berühmten Basketballer aus der Zwieback-Stadt mussten sich damals hinten anstellen. In der Ischelandhalle regierte der Handball. Bis zu 1700 Zuschauer drängten sich in die damals 1400 Zuschauer fassende „Ische“. Am Ende der o.a. Saison musste eine Aufstiegsrelegation in zwei Gruppen gespielt werden. Und während die Hagener in ihrer Gruppe recht chancenlos waren, eroberte in der Parallel-Gruppe die erst 1990 gegründete SG Flensburg-Handewitt den vakanten Aufstiegsplatz. Wer weiß wie die Dinge verlaufen wären – aber lassen wir das, denn das Leben ist nun mal kein Konjunktiv.

Aktuell sind die Grün-Gelben fester Bestandteil von Liga Zwei und wurden von nicht wenigen Experten vor der Saison als möglicher Aufstiegskandidat gehandelt. Doch nach einem katastrophalen Saisonstart mit 2:8 Punkten zog der Verein früh die Notbremse und trennte sich vom langjährigen Coach Stefan Neff. Es übernahm Pavel Prokopec. Siebenfacher tschechischer Nationalspieler und zuletzt Trainer der Hagener A-Jugend. Und unter dem neuen Coach haben sich die Hagener gefangen. So holte man aus den letzten vier Spielen 7:1 Punkte. Hierbei glänzte vor allem der Rückraum. Der Halblinke Pouya Norouzi, der erst vor wenigen Tagen ein neues Arbeitspapier unterzeichnete welches ihn bis 2028 an die Grün-Gelben bindet, dürfte den Handballfans noch aus seinen vorherigen Stationen ein Begriff sein. Sein Pendant auf der rechten Angriffsseite, Jan von Boenigk, hat dem TuS schon zu seinen Hammer Zeiten manches Rätsel aufgegeben. In Szene gesetzt werden die Beiden vom immer stärker werdenden, bundesligaerfahrenen Max Öhler, durch den das Eintracht-Spiel noch mehr an Tempo und Tiefe gewonnen hat. Und dass in Hagen gute Torleute zwischen den Pfosten stehen ist wahrlich kein Geheimnis. Von der guten Statistik, die letzten zwei Ligapartien in Hagen hat der TuS Ferndorf für sich entscheiden können, lässt sich TuS-Coach Ceven Klatt indes nicht blenden: „Wir spielen gegen ein Team mit hoher individueller Qualität. Wenn sie das abrufen was sie können, wird es für jedes Team in der Liga schwer sie zu schlagen.“

Probieren will das Klatt mit Qualitäten, die man in solchen Spielen an den Tag legen muss: „In einem Derby sind gewisse Tugenden ganz wichtig. Eine gewisse Grundaggressivität gehört dazu. Und der Wille, um jeden Quadratzentimeter Hallenboden zu kämpfen.“ Personell wird es bei dem ein oder anderen Spieler ein Ritt auf der Rasierklinge, ob er denn fit wird bis zum Spiel. Bereits in Wuppertal am vergangenen Sonntag waren einige Spieler leicht grippal angeschlagen. Die Jahreszeit erhöht zwangsläufig die Anfälligkeit, so dass alle Teams der Liga mit diesem Laster zu kämpfen haben. Was sich der Coach für den Donnerstagabend erhofft, ist der bedingungslose Rückhalt von der Tribüne. Quantitativ war Klatt sogar ein wenig enttäuscht vom Support beim Bergischen HC, stellte aber sogleich heraus, dass die die da waren alles rausgehauen und für tolle Unterstützung gesorgt haben. Aber gerade in einem Derby geht da noch ein bisschen mehr. „Die guten Phasen aus dem BHC-Spiel mitnehmen und von Anfang an da sein“ – der Coach der Rot-Weißen weiß nur allzu gut, dass seine Jungs insbesondere in den engen Momenten oder wenn es nicht so läuft wie gewünscht, die Unterstützung von der Tribüne brauchen. In Watte gepackt wird dieser Tage Janko Kevic, damit der Kopf des Ferndorfer Spiels am Donnerstagabend zu 100% fit ist und dem Team helfen kann. „Mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld“, adelt Klatt den Kroaten. Mehr und mehr ins Rollen kommt auch ein weiterer Kroate im Trikot der Siegerländer – Josip Eres. Von der Siebenmeter-Linie eiskalter Vollstrecker, gelingt ihm nun auch aus dem Spiel heraus immer mehr, so dass man dem steigenden Selbstbewusstseins Eres‘ quasi zuschauen kann. 

Wer sich noch auf den Weg in die Ischelandhalle machen will, sollte vorher noch einmal die Ticketsituation überprüfen. Sitzplätze sind ausverkauft, es gibt nur noch Stehplatz-Tickets. Die Hintertor-Tribünen, die beim Hagen-Gastspiel des Tabellenführers BHC am 22.Dezember geöffnet sind, bleiben gegen die Jungs vom Kindelsberg geschlossen. Vielleicht findet diesbezüglich noch ein Umdenken bei den Hagener Verantwortlichen statt, so dass auch noch der ein oder andere Kurzentschlossene dem Derby beiwohnen kann. Das Team um Mannschaftskapitän Mattis Michel brennt jedenfalls auf den Klassiker und hofft auf knisternde Atmosphäre. Und ganz egal wo die Fans dann dem Spiel beiwohnen – ob live vor Ort, beim Streamingdienst DYN oder nur im Herzen. Überall heißt es dann wieder:  Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !


WISSENSWERTES
Gegner: VfL Eintracht Hagen
Einwohner Hagen: 190.500 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Ischelandhalle – Krollmann-Arena
Trikotfarbe: grün-gelb
größte Erfolge: vier Aufstiege in die 2.HBL,
Sieger der Staffel Mitte 2.HBL 1992 

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