Mit Namen wie Kurt Klühspies, Sigi Roch, Jackson Richardson, Dominik Klein und Andreas Wolff können sie in Unterfranken die Halle tapezieren. Alles Ex-Großwallstadt-Spieler – allesamt Spieler von Weltklasse-Format, die über mehrere Jahre den deutschen Handball geprägt haben. Doch der TV Großwallstadt erleidet seit über zehn Jahren das gleiche Schicksal wie viele Traditionsvereine in unterschiedlichsten Sportarten. Für in der Vergangenheit errungene Meriten lässt sich in der Gegenwart nichts kaufen. Großartige Europacupsiege verblassen vor dem Hintergrund des aktuellen Zweitligaalltags. Und so möchten die Bayern gerne wieder dahin, wo über Jahrzehnte ihr angestammtes Revier war – die Beletage des deutschen Handballs. Dazu hat man sich in den vergangenen Jahren entsprechend ausgerichtet und den Kader inklusive Staff dahingehend verstärkt.
Nils Holger Kretschmer – 18 Tore in zwei Spielen – 72% Wurfquote – Innenblockspieler, Initiator jeder gefährlichen Aktion des TV Großwallstadt und der Zweitliga-Handballer mit den meisten Followern auf Instagram. Doch den freitäglichen Gegner auf Kretschmer zu reduzieren, wäre vermessen und auch nicht richtig. „Körperlich eine der größten Mannschaften der Liga. Da kommt eine physisch sehr starke Mannschaft auf uns zu“, hat Ferndorfs Coach Ceven Klatt durchaus Respekt vor den Mannen aus dem Landkreis Miltenberg. Angeführt vom Mann auf der Bank, dem 62-jährigen Alt-Internationalen Michael Roth, haben die Blau-Weißen ein gut austariertes Team. Mit Stefan Hanemann und Jan-Steffen Minerva hüten zwei Meister ihres Fachs das Tor. Und während Roth am Kreis, u.a. mit Neuzugang Patrick Gempp, den Klatt seinerzeit bei den Rimpar Wölfen gecoacht hat, auf körperlich sehr starke Spieler zurückgreifen kann, ist der Rückraum auf jede Eventualität ausgerichtet. Ob großgewachsen mit Shooter-Qualitäten oder eher kleiner, dabei aber stark im Eins gegen Eins – der TuS Ferndorf wird sich im eigenen Abwehrverbund auf unterschiedliche Formationen einstellen müssen. Das erste Spiel der Saison verloren die Roth-Mannen in Lübeck. Lange Zeit auf Augenhöhe mussten sie in der Crunch-Time abreißen lassen. Beim Heimspiel gegen den Dessau-Roßlauer HV war es dann umgekehrt. Angeführt von Kretschmer und Gempp drehten die Franken das Spiel in der Crunch-Time und gewannen mit einem Tor. Beste Voraussetzungen also für ein spannendes Duell mit dem Altmeister. Zumal es bei Spielen zwischen Großwallstadt und Ferndorf in der Vergangenheit des öfteren heiß her ging.
„Wir haben nicht an die Leistung aus dem Dormagen-Spiel anknüpfen können. Wir haben das Essen-Spiel aber aufgearbeitet und wir sollten wegen dieses einen Spiels auch nicht den Stab über den Jungs brechen!“ Ceven Klatts Worte aus der Pressekonferenz untermauern nochmals die Tatsache, dass am vergangenen Freitag in Essen der Großteil des Kaders nicht an seinen Leistungszenit heran gekommen war. Und auch in Bezug auf das neuerliche Freitags-Spiel bittet er nochmal explizit um Hilfe von außen: „Natürlich macht die Anwurfzeit am Freitagabend einen großen Unterschied. Viele unserer Jungs müssen tagsüber noch arbeiten. Im Gegensatz zu einem arbeitsfreien Samstag fehlen dann unter Umständen ein paar Prozent, die wir dann aber mit den Fans im Rücken kompensieren können!“ Personell kann der TuS-Coach wieder auf den gleichen Kader zurückgreifen, der ihm auch bei den ersten beiden Saisonspielen zur Verfügung stand. Also auch mit dem bis dato besten Torschützen, Daniel Hideg, sowie dem Kopf des Ferndorfer Teams, Janko Kevic. Viel wird sicherlich auch wieder von der Performance der Torhüter abhängen. Wenn das Zusammenspiel mit der Abwehr stimmt und man am Ende das Torwart-Duell für sich entscheidet, könnte dies das berühmte Zünglein an der Waage sein. Große Verantwortung also für Jonas Wilde und den Ex-.Großwallstädter Can Adanir. Doch damit die Keeper über sich hinauswachsen können, benötigen sie die Hilfe der Abwehrspieler. Im Gegensatz zum Auftritt im Ruhrgebiet muss viel konsequenter in den Helfersituationen gearbeitet werden und die Rot-Weißen müssen flinker auf den Beinen sein, um den gegnerischen Spielfluss mit Stopfouls zu unterbrechen.
Die große Verantwortung liegt aber auch bei den Zuschauern. Alle gemeinsam haben sich zwei Jahre lang die zweite Liga zurück gewünscht. Nun ist es auch an den Fans, Heimspieltag für Heimspieltag die Stählerwiese in einen Hexenkessel zu verwandeln und der Mannschaft so ein Stück weit Sicherheit zu geben und ihr in schwächere Phasen zu helfen. Denn am Ende wird das große Ziel Klassenerhalt wahrscheinlich über die Heimstärke der einzelnen Teams entschieden. Schon die ersten beiden Spieltage in der 2.HBL sind von Überraschungen geprägt. Manch hochgehandelter Verein hat bei vermeintlichen Underdogs Federn gelassen. Und deshalb wird es für die Michel & Co. eminent wichtig sein, auch bei solchen Spielen wie gegen den TV Großwallstadt Punkte einzufahren für das große Ziel. Die Zuschauerzahl wird sich wieder bei weit über der Eintausender-Marke bewegen. Und alle die ab 19:30 Uhr am Freitagabend Kreuztals beste Stube zum Hexenkessel machen, sei mit an die Hand gegeben: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: TV Großwallstadt
Einwohner Großwallstadt: 4100 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Heimspielstätte: Untermainhalle, Elsenfeld – 2500 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: blau-weiß
größte Erfolge: 2x Europapokalsieger der Landesmeister,
6x Deutscher Meister, 4x DHB-Pokalsieger