Erste Handball-Bundesliga – ein Traum, den man sich in Ludwigshafen-Friesenheim erfüllen wollte. Sechs Saisons lang war man auch Teil der Beletage des deutschen Handballs. Und möchte lieber heute als morgen wieder dorthin zurück. Zweite Handball-Bundesliga – ein Traum den man sich im Kreuztaler Stadtteil Ferndorf erfüllen wollte. Sieben Saisons, zzgl. der gerade laufenden, war man nun schon ein Teil dieser Liga. Und man möchte keinesfalls zurück in Liga Drei. Da wo von außen betrachtet Aufstiegs- gegen Abstiegskampf drauf steht, steckt pure Abstiegsdramatik drin. Der Tabellendreizehnte empfängt den Tabellenzwölften. Zwei, resp. drei Punkte trennen diese beiden Teams von der roten Linie. Es spitzt sich also von Spieltag zu Spieltag immer weiter zu.
Abstiege sind nie schön. Im Falle der Eulen Ludwigshafen käme ein Abstieg allerdings einem Kollateralschaden gleich. Denn die Zweitvertretung der Eulen spielt in Liga Drei und müsste bei einem Abstieg der Profis den Zwangsabstieg in Kauf nehmen. Doch das sind ungelegte Eier, über die sich auch Ferndorfs Coach Ceven Klatt keine Gedanken machen will: „Wir erwarten ein Spiel, das von den Abwehrreihen dominiert wird. Die Eulen haben in 2025 erst ein Heimspiel verloren. Wie bei uns die Stählerwiese, macht in Ludwigshafen die Eberthalle auch nochmal ein paar Prozent extra aus.“ Doch nicht nur das begeisterungsfähige Publikum gilt es leise zu spielen. Das Team von Eulen-Coach Johannes Wohlrab hat eine hohe Qualität im Kader. Und der qualitativ Beste ist sogleich die Achillesferse. Denn Mex Raguse, Top-Torschütze der Gastgeber, fällt mit Meniskus-Problemen bis Saisonende aus. Doch gerade solche Ausfälle machen Mannschaften noch unbequemer zu bespielen. Marc-Robin Eisel und Sebastian Trost fangen den Ausfall Raguses im Kollektiv auf. Dazu haben die Eulen mit Frederic Stüber einen, wie es Klatt sagt, „emotionalen, kampfstarken Kreisläufer“. Über die Qualitäten des Teufelskerls zwischen den Pfosten, Mats Gruppe, können sie in Nordhorn und Lübeck, den beiden letzten Eulen-Gegnern, ein Lied singen. Über jeweils sechzig Minuten im Einsatz, stand Gruppe gegen Nordhorn bei 41% gehaltener Bälle und in Lübeck bei sagenhaften 46% gehaltener Bälle. Und so kommt Klatts Einschätzung zum Spielausgang nicht von ungefähr: „Das Torwart-Duell wird sehr entscheidend sein. Und die Mannschaft, die am Ende weniger Fehler macht, wird das Spiel gewinnen!“
Im Heimspiel gegen den Dessau-Roßlauer HV konnten die Rot-Weißen mit einem Bestwert an Stopfouls glänzen. Und der zuletzt so glänzend aufgelegte Abwehrverbund der Mannen vom Kindelsberg lässt das Selbstbewusstsein weiter wachsen. „Wir fahren zu den Eulen, um dort die ersten Auswärtspunkte 2025 zu holen“ – Klatt hat im Spiel gegen Dessau „viele gute Dinge gesehen“ und will, dass sich sein Team nun endlich auch mal für die zuletzt so couragierten Auswärtsauftritte belohnt. Mithelfen bei diesem Unterfangen will einer, der aus dem Dunstkreis der Eulen kommt und von 2018-2020 das Trikot der Ludwigshafener getragen hat – Daniel Hideg. Die badische Ballkanone steht aktuell bei 84 Feldtoren, und möchte am Donnerstagabend noch einige folgen lassen. Ein weiterer Spieler hat, analog übrigens zu Hideg, seinen grippalen Infekt ad acta gelegt und sprüht wieder vor Spielfreude – der Denker und Lenker des Ferndorfer Spiels, Janko Kevic. Für weitere Freude im Lager der TuS-Equipe hat die Nachricht gesorgt, dass bei Gabriel Viana nichts Strukturelles kaputt ist. Der Linksaußen, der gegen Dessau verletzungsbedingt früh ausgeschieden war, wird die Fahrt in die Eberthalle mit antreten, und wohl auch spielen können. Und bei aller Offensivpower darf ein Duo nicht vergessen werden, dass aktuell den Innenblock bildet und dort einen Wahnsinns-Job verrichtet. Valentino Duvancic und Mattis Michel – die beiden Kreisläufer sind zentraler Bestandteil der rot-weißen Abwehrformation. Und während Kapitän und Identifikationsfigur Michel in puncto Torabschluss weiter das Maß aller Dinge ist, ist es bei Duvancic die Kategorie Blocks, die er mit weitem Abstand anführt.
Auch Klatt wird nicht müde zu betonen, dass in dieser zweiten Liga keine Mannschaft unschlagbar ist. Insbesondere in der heimischen Stählerwiese sieht der Aufstiegscoach seine Jungs in der Lage, jeden Gegner schlagen zu können. Das wird auch vonnöten sein, denn das Spiel in Ludwigshafen ist das vorletzte Duell gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte. Stand jetzt folgen dann bis zum Schluss, mit Ausnahme des Spiels in Lübeck, nur noch Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Vier Mal treten die Klatt-Mannen dabei noch in der Stählerwiese an. Vier Mal in denen auch der Hexenkessel wieder zum Faktor werden muss. Nächste Gelegenheit, den Michel & Co. notwendigen Support zu geben, gibt es an einem völlig ungewohnten Spieltag – am Montag, den 28.April um 19:30 Uhr gegen Nordhorn-Lingen. Doch erst einmal gilt die volle Konzentration dem Duell mit dem Tabellennachbarn. Auf den Rängen wird zahlreich mitgefiebert werden, dass haben viele TuS-Fans schon durchklingen lassen. Doch auch daheim müssen die Daumen gedrückt werden, wenn es am Gründonnerstag um 20:00 Uhr wieder einmal heißt: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !
WISSENSWERTES
Gegner: Eulen Ludwigshafen
Einwohner Ludwigshafen: 179.000 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte: Friedrich-Ebert-Halle (2.268 Plätze)
Trikotfarbe: rot-weiß
größte Erfolge: Erstliga-Aufstiege 2010, 2014 + 2017