Noch ein letztes Mal Vollgas im Jahre 2024

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Für die ältesten unter den TuS-Fans dürfte das Weihnachtsspiel anno 2024 auch eine kleine Reise in die Vergangenheit sein. Denn wenn man an Feldhandball im Jahre 1971 denkt – dann denkt man an Handball-Festtage am Sportplatz Rosenkamm in Ferndorf, wo der TuS nicht selten vor mehreren tausend Zuschauern spielte. Und natürlich an die Feldhandball-Bundesliga, deren Puzzleteil 1971 auch der Turn- und Spielverein Ferndorf war. Gegen den späteren deutschen Meister vom TSV Grün-Weiß Dankersen (heute: GWD Minden) zog man allerdings mit 9:13 und 12:18 den Kürzeren. Man erinnert sich also gerne an die Duelle mit den Ostwestfalen, auch wenn sich de Wege im Hallenhandball nur noch sehr selten kreuzten.

„Individuell große Klasse. Sie setzen mit den (Nach-)Verpflichtungen ein klares Zeichen, wo man hin will“, ist sich Ferndorfs Aufstiegscoach Ceven Klatt der Schwere der Aufgabe mehr als bewusst. Dass den Gastgebern aus Minden mit Alexander Weck ihr Dreh- und Angelpunkt beim Jahresabschlussspiel nicht zur Verfügung steht, macht die Aufgabe allerdings nicht leichter. Denn der noch torgefährlichere Ian Weber harmoniert in der Kleingruppe mit dem Kreis, dass das Zuschauen eine wahre Freude ist. Apropos Kreis: Da gelang den Mindener Verantwortlichen mit dem November-Neuzugang Adam Nyfjäll vom TSV Hannover-Burgdorf ein spektakulärer Coup. Die Erfahrung aus rund 100 Bundesligaspielen transportiert der schwedische Kreisläufer nahezu perfekt nach Ostwestfalen. Neben Weber und Nyfjäll befinden sich im Kader der Ostwestfalen noch einige weitere Spieler mit Bundesliga-Erfahrung und/oder Erfahrung aus Jugend-Nationalmannschaften. Hervorheben muss man sicherlich noch den Mann auf der halbrechten Position, Philipp Vorlicek. Mit reichlich Erfahrung aus erster und zweiter Liga ausgestattet, bietet er seinem Trainer Aaron Ziercke ein perfektes Gesamtpaket. Ein weiterer, wenn nicht sogar der wichtigste, Spieler bei GWD Minden, steht zwischen den Pfosten. Malte Semisch der, nach dem GWD-Abstieg 2023 und dem nicht erreichten Wiederaufstieg, sicherlich einige Angebote aus der Beletage des deutschen Handballs auf dem Tisch liegen hatte, bekennt sich trotz Zweitklassigkeit zu „seinen“ Mindenern. Der 2,08 mtr. große Semisch ist mit seinen Qualitäten in nahezu jedem Spiel in der Lage, diesem seinen Stempel aufzudrücken. Eine saisonübergreifende Quote von über 30%, bei reichlich Spielzeit, spricht da eine eindeutige Sprache.

The trend is your friend. Eine Weisheit, die die TuS-Jungs schleunigst beiseite schieben sollten. Der Spielplan ließ zwar erahnen, dass im November und Dezember die Trauben sehr hoch hängen. Dass man allerdings nach dem Sieg gegen die Eulen aus Ludwigshafen am 17.November nur noch in Hagen reüssieren würde, ist für die Psyche eines Sportlers nicht gerade förderlich. Doch davon will der TuS-Coach nichts wissen und hat auch zum Spiel in Minden eine klare Meinung: „Wir wussten, dass wir einen schweren Dezember vor der Brust haben. Aber wir werden in jedes Spiel gehen um zu punkten. Und wenn ein Gegner von der Kragenweite Mindens mal nicht bei einhundert Prozent ist, dann wollen wir bereit sein!“ Der „Go-to-Guy“ des TuS Ferndorf, Julius Fanger, hat inzwischen die meisten Feldtore innerhalb des Teams erzielt. Mr. Wurfeffektivität spielt allerdings auf einer gänzlich anderen Position. Kapitän Mattis Michel versenkt diese Saison rund 84% seiner Würfe im gegnerischen Tor. Bei 61 Wurfversuchen eine atemberaubend gute Ausbeute für den Mann aus dem eigenen Nachwuchs. Apropos Wurfeffektivität – das war einer der Schlüsselpunkte mit denen der Coach nach dem Spiel gegen Coburg haderte. Sowie das ewig junge Thema des Torwartduells. Auch da war man zuletzt, bis auf das Spiel in Hagen, unterlegen. Wenn man sich die Statistiken anschaut, hat das Duell der Keeper einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Spielausgang. Somit wird es am zweiten Weihnachtsfeiertag ganz besonders auf die Performance von Can Adanir und Jonas Wilde ankommen. Im Angriff muss die Anzahl der technischen Fehler so gering wie möglich gehalten werden. Und die Abwehr sollte sich an der Leistung vom Spiel in Hagen orientieren, wo man flink auf den Beinen war, gut in die Helfersituationen kam und den gegnerischen Spielfluss mit zahlreichen Stopfouls unterbrach. 

Ja, dann, vielleicht ist es dann wirklich möglich, eines der Spitzenteams bis in die Schlussminuten hinein zu fordern. Denn in der Crunch-Time ist immer alles möglich, zumal dann auch die Nerven eine Rolle spielen. 230 Kilometer Richtung Norden, bis an die Landesgrenze zu Niedersachsen – es gibt sicherlich angenehmere Fahrten für ein Auswärtsspiel an Weihnachten. Und auch wenn die Unterstützung dadurch etwas weniger als gewohnt ist, so drücken hoffentlich viele Siegerländer Handballfans vor dem Bildschirm die Daumen, wenn zu bester Kaffee- und Kuchenzeit die TuS-Equipe in die Kreissporthalle Lübbecke einläuft. Denn dann heißt es wieder: Scream for your team – mit der #familieferndorf, mit der #familietus !


WISSENSWERTES
Gegner: GWD (Grün-Weiß Dankersen) Minden
Einwohner Minden: 83.100 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Trikotfarbe: grün-weiß
größte Erfolge: Deutscher Meister 1971 + 1977
Deutscher Pokalsieger 1975, 1976 + 1979

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