Tolle Teamleistung beim Auswärtscoup in Konstanz

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Es war ziemlich genau vor sechs Jahren, als ein Aufsteiger die zweite Handball-Bundesliga durcheinander wirbelte. Es war der TuS Ferndorf. Ein 7:1 Punkte Start war es seinerzeit. 6:2 Punkte sind es heuer. Eine wahrlich famose Leistung der Michel & Co., die den Auswärtssieg beim Mitaufsteiger am Bodensee auch ausgiebig zelebrierten. Der Trainer war in seiner Analyse kaum zu verstehen ob der Lautstärke in der TuS-Kabine, aber ein Satz blieb definitiv hängen: „Wir sind wirklich stolz auf den tollen Saisonstart!“ Doch Ceven Klatt wäre nicht Ceven Klatt, würde er nicht sofort hinterherschieben, dass ab Dienstag die konzentrierte Vorbereitung auf das Nettelstedt-Spiel beginnt.

In Konstanz war der Spielbeginn aus Ferndorfer Sicht alles andere als optimal. Run&Gun-Handball möchte man aus Nordsiegerländer Sicht eigentlich vermeiden. Doch genau darauf zielten die ersten Minuten des Spiels ab. Die Gastgeber standen brutal auf dem Gaspedal und gaben dem TuS keine Chance, die Gelb-Blauen in den Positionsangriff zu zwingen. So stand es bereits nach vier Minuten 5:2. Doch die Klatt-Mannen kämpften sich zurück in die Partie und beim 5:5 (7.) war alles wieder pari. Gabriel Viana sorgte dann beim 6:7 für die erste Ferndorfer Führung im Spiel. Und um es vorweg zu nehmen. Es sollte für lange Zeit die letzte Führung der Jungs aus dem handballverrückten Dorf im Siegerland sein. In der 18.Minute nahm Klatt die erste Ferndorfer Auszeit und ordnete einige Dinge neu. Und wahrlich – wo vorher eine Viertelstunde lang nur der Innenblock funktionierte, keine Stopfouls gezogen wurden, war auf einmal mehr Bewegung und Intensität. „In der Anfangsviertelstunde sind wir viel zu passiv. Mit den dann folgenden 45 Minuten kann ich mit der Abwehrleistung leben“, freute sich der Coach darüber, wie seine Jungs die Vorgaben umzusetzen wussten. Kevic spielte ein wenig zu viel für die Galerie und war nicht effektiv genug. Und so lief man weiterhin einem ein bis zwei Tore Rückstand hinterher. Schrecksekunde für alle die es mit dem TuS Ferndorf halten dann in der 21.Minute. Valentino Duvancic, der so formidabel in die Saison gestartet war, wurde vom Ex-Ferndorfer Nikita Pliuto in einen Zweikampf verwickelt und umgerissen. Im Zuge dessen knickte Duvancic um, musste verletzt raus und das Spiel bis zum Ende von der Bank aus betrachten. Für ihn kam der 20-jährige Philip Würz in den Innenblock, der seine Aufgabe wieder einmal mit Bravour löste. Beim 14:14 konnte man erneut remisieren. Doch bis zur Pause gelang es nicht, die Führung zurück zu erobern. Aber im Gegensatz zu den Heimspielen gegen Dormagen (15:16) und Großwallstadt (15:17) ging es dieses Mal mit einem Remis (15:15) zum Halbzeittee.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Verwirrspiel von Hampus Dahlgren, der Viana auf Linksaußen ablöste, und Mattis Michel, an dessen Ende Dahlgren für die erste Ferndorfer Führung seit der achten Minute sorgte. Danach war es Fabian Hecker, der früh in der Partie von Marvin Mundus übernahm und hinten wie vorne durchspielte, der zwei Mal traf. Dazu ein Tor des Kapitäns und Josip Eres‘ Treffer ins verwaiste Konstanzer Tor sorgten für die erste Zwei-Tore-Führung der Rot-Weißen (20:22, 41.). Eres zeigte sich im Übrigen wieder einmal eiskalt von der Siebenmeter-Marke und war auch aus dem Feld am Ende ohne Fehlwurf. Echte Gamechanger spielten sich dann rund um die 40.Minute ab. Es begann mit einer berechtigten roten Karte gegen Daniel Hideg. Dann verlor man beim Stande von 20:23 (43.) eine Überzahl mit 2:1, was Klatt zu einer Auszeit bewog. Diverse Umstellungen für den Deckungsverbund. Aber in der Offensivfraktion möchten die Klatt-Jungs anscheinend Geschichte schreiben. Angelehnt an den alten Bud-Spencer-Klassiker aus den 70-ern arbeiten die Jungs vom Kindelsberg gerade an dessen Fortsetzung: Vier Rückraumspieler für ein Hallelujah! Klatt nahm Dreier-Wechsel in Abwehr/Angriff vor und ließ fortan mit vier Rückraumspielern und ohne Kreisläufer agieren. Die Konstanzer hatten sich zwar sehr gut auf diese Situation vorbereitet, doch die äußerst spielstarken Julius Fanger und Hendrik Stock fanden immer wieder Lösungen, so dass es mit einem 23:26 in die Crunch-Time ging. Weiterer Pluspunkt auf Ferndorfer Seite: Jonas Wilde, der nach rund zwanzig Minuten von Can Adanir übernommen hatte, hatte sich mit vielen Paraden in die Köpfe der Gastgeber gespielt. Beim 25:28 hätte die Partie nochmal ins Wanken kommen können, doch Stock machte mit dem 25:29 den Deckel drauf. Hecker, der seine tolle Leistung mit dem 26:30 krönte, zeigte bei dieser Aktion seine Nehmer-Qualitäten. Doch egal, ob der Sauerländer nun eine blutige Lippe oder eine blutige Nase mit nach Hause nimmt – es ist eine Siegertrophäe, wie es die äußerst sachkundigen und toll moderierenden Kommentatoren nannten. Für Hecker und Würz hatte Klatt dann auch noch ein Sonderlob parat. Zum Spiel mit vier Rückraumspielern ergänzte Ferndorfs Übungsleiter: „Wir haben den Kreisläufern damit auch Pausen gegeben für das intensive Abwehrspiel.“ 

Mit rund 1100 Zuschauern war die Schänzle-Halle nur gut zur Hälfte gefüllt. Keine Play-Off-Atmosphäre, wie es sich das Heimteam im Vorfeld gewünscht hatte. Dafür sorgten gut zwei Dutzend Ferndorfer für eine tolle Auswärtskulisse im 500 Kilometer entfernten Konstanz. Sicherlich eine Quantität und Qualität wie sie nicht viele Zweitligisten in den Konstanzer Auswärtsblock zaubern. Doch nicht nur auswärts hilft den Michel & Co. die Unterstützung ungemein. Nein, auch bei den Heimspielen in der Stählerwiese freut sich das Team jedes Mal aufs Neue auf die Hexenkessel-Atmosphäre. Und wer weiß, vielleicht kann der befreit aufspielende TuS einen der Ligafavoriten, der zur Zeit in stürmischer See segelt, ja am kommenden Samstag um 18 Uhr mit Hilfe der Fans zum Wanken bringen. Denn dann heißt es in Kreuztals bester Stube wieder: Alle dabei in Liga Zwei!

Tore: Josip Eres (8/3), Fabian Hecker (6), Julius Fanger (4), Janko Kevic, Hendrik Stock (je 3), Daniel Hideg, Marvin Mundus, Gabriel Viana (je 2), Hampus Dahlgren, Valentino Duvancic, Mattis Michel (je 1)


Fotos: HSG Konstanz/2.HBL

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