May the Fourth be with you – Sonntag, 4.Mai 2025 ; was für ein Tag für den Siegerländer Sport. Die Kicker der Sportfreunde Siegen steigen, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder in die Regionalliga auf. Und der TuS Ferndorf ergattert einen immens wichtigen Auswärtssieg beim Tabellenvorletzten aus Lübeck, den mehr als fünfzig mitgereiste TuS-Fans ausgiebig mit der Mannschaft feiern. Der Coach der Hansestädter, David Röhrig, suchte in der Pressekonferenz nach jugendfreien Worten für das, was bereits am Freitag und Samstag in der 2.HBL passiert ist: „Was für ein bescheidenes Wochenende.“ Die drei Teams auf den Tabellenplätzen 15-17 punkteten doppelt und stürzten die Marmeladenstädter vor dem Sonntagabend-Spiel auf einen direkten Abstiegsplatz. Damit war der Druck auf Seiten der Gastgeber noch einmal erhöht worden, während Ferndorfs Mann auf der Kommandobrücke, Ceven Klatt, mit seiner Laune auf der anderen Seite der Gefühls-Skala unterwegs war: „Ich habe den Jungs gerade eben in der Kabine gesagt, dass wir nun mit einem Bein schon in der Zweitliga-Saison 2025/26 sind!“
Der Beginn war zäh in der mit 1962 Zuschauern gut gefüllten Hansehalle. Einziges Highlight in der Anfangsphase war das Anspiel Daniel Hidegs, hinter dem Rücken, auf Valentino Duvancic, welches dieser humorlos zum 0:1 (3.) versenkte. Während die in Blau und Weiß gekleideten Gastgeber ihre Angriffe lange ausspielten und viel Breite im Spiel hatten, waren es auf Seiten der TuS-Equipe zwei Probleme, mit denen die Michel & Co. zu kämpfen hatten. Zum einen waren da zahlreiche Versuche des Kreisanspiels, welche nicht funktionierten. Zum anderen hatte man zu wenig Bewegung im Angriffsspiel, was in keinerlei Torgefahr aus dem Rückraum mündete. Über 4:2 ging die Anfangsphase weiter an die Lübecker die, nach einer Viertelstunde, beim 6:3 auf drei Tore enteilt waren. Klatt nahm eine Auszeit, um die Dinge neu zu ordnen: „Danach wird unsere Abwehrleistung besser, wir kommen in die Stopfouls und geben den Lübeckern schlechtere Würfe!“ Dazu übernahm nun Julius Fanger von Janko Kevic, was als belebendes Element im Ferndorfer Spiel wahrnehmbar war. Hideg schweißte dann beim 6:4 den ersten Ball aus dem Rückraum ins Lübecker Tor. Und innerhalb von rund fünf Minuten egalisierten die TuS-Jungs zum 7:7 (19.). Es war so etwas wie ein Neustart in die Partie. Die Abwehr stand weiterhin mehr als passabel und im Angriff waren die Rot-Weißen nun wesentlich beweglicher als zu Beginn der Partie. Man erzeugte Torgefahr von allen Positionen. Paradebeispiel der Führungstreffer Gabriel Vianas zum 8:9 in der 25.Minute, als sehr gut auf Linksaußen abgeräumt wurde. Bei den Gastgebern, die mit Ole Hagedorn auf einen ihrer besten Torschützen verzichten mussten, wurde der im Hinspiel noch so auffällige Janik Schrader von der Ferndorfer Abwehr frühzeitig attackiert und somit seiner Stärken beraubt. Und obwohl Lübecks Keeper Paul Dreyer das Torhüter-Duell in der ersten Halbzeit für sich entscheiden konnte, gingen die Jungs vom Kindelsberg mit einer 10:11 Führung in die Kabine.
Der Beginn in die zweiten dreißig Minuten war wieder Duvancic vorbehalten. Ein Anspiel Hidegs nutzte der Kreisläufer, zog den Siebenmeter und eine Zeitstrafe gegen die Hansestädter. Doch Sicherheit verlieh das den Rot-Weißen nicht. Denn nur 120 Sekunden später war aus einem 10:12 wieder ein 12:12 geworden. Schlimmer noch – die Lübecker gingen in Führung und Viana, der noch am Abend zur portugiesischen Nationalmannschaft reiste, kassierte innerhalb von vier Minuten zwei Zeitstrafen, was nach seiner ersten Zeitstrafe aus Halbzeit Eins in der roten Karte mündete. Fanger war es dann, der mit zwei Energieleistungen dafür sorgte, dass die TuS-Equipe in Schlagdistanz blieb. 16:15 lautete der Zwischenstand in der 40.Minute. Die Gastgeber zogen ihren Abwehrverbund auf acht, neun Meter. „Wir haben versucht, den Stressfaktor hoch zu halten, aber Ferndorf hat auf alles eine Lösung gefunden“, war Röhrig mit der Phase zwischen der 40. und 47.Minute nicht zufrieden. Denn unter lautstarkem Support der zahlreichen TuS-Fans kam nun die beste und entscheidende Phase der Partie. Eine schwerwiegendere Verletzung von Marvin Mundus, der bis zu diesem Zeitpunkt vier Mal getroffen hatte, nutzte Klatt zur entscheidenden Umstellung. Beide Trainer sprachen anschließend vom „Gamechanger“. Sieben gegen Sechs war ab sofort das Mittel der Wahl bei den Klatt-Mannen. „Bis dahin war es ein Duell von zwei Teams auf Augenhöhe“, musste Röhrig mitansehen, wie das Ferndorfer Spiel mit sieben Feldspielern den Blau-Weißen den Zahn zog. Dazu kamen nun auch noch die Paraden der beiden Keeper. Ging das Torhüter-Duell in Hälfte Eins noch an Lübeck, waren in der zweiten Halbzeit Can Adanir und Jonas Wilde spielentscheidende Faktoren. Adanir bekam immer häufiger eine Hand an den Ball. Und Wilde war zwei Mal in seiner Paradedisziplin unterwegs – dem Entschärfen von gegnerischen Siebenmetern. Aus einem 16:15 war ein 16:19 geworden. Die mehr als fünfzig Auswärtsfans waren nun deutlich vernehmbar über die Außenmikrofone. Eine unfassbar gute Zahl für eine der weitesten Fahren der Saison. Ob Urlaub vor dem Spiel, Urlaub über das Spiel, Urlaub nach dem Spiel oder per Tagestour. Die reisefreudigsten Anhänger der Liga sorgten auch am Sonntagabend wieder für tollen Support. „Ein großer Dank an die Fans“, waren dann auch die ersten Worte Klatts in der Pressekonferenz. Bereits zu Beginn der Crunch-Time hatte Fanger mit seinem Treffer zum 18:22 für einen Fingerzeig gesorgt, wer als Sieger das Feld verlassen wird. In der 53.Minute nahm Röhrig seine dritte Auszeit und wollte seinem Team nochmal helfen. Doch angeführt von einem spielfreudigen Fanger und einem mit viel Erfahrung agierenden Hideg, der immer wieder Verantwortung übernahm, ließen die Rot-Weißen hinten raus nichts mehr anbrennen. Einziger Aufreger in den Schlussminuten war eine Klatt-Auszeit beim 23:28 in der 59.Minute, die nach Ansicht der Gastgeber in einen wechselnden Ballbesitz hinein genommen wurde. Es wurde auch Einspruch eingelegt, dem aber aufgrund der Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter keine Chance eingeräumt wird. So blieb beiden Trainern der gleiche Schlusssatz: „Ein verdienter Sieg für den TuS Ferndorf!“
Durch den Heimrechttausch mit dem Bergischen HC aus dem Dezember vergangenen Jahres stehen nun noch drei Heimspiele und ein Auswärtsspiel auf dem Programm. Das Spiel gegen den Meister der Zweitliga-Saison 2024/25, den Bergischen HC am 17.Mai um 18:00 Uhr, darf durchaus als Bonusspiel gewertet werden. Im darauffolgenden Spiel gegen den VfL Eintracht Hagen, am Freitag den 23.Mai um 20:00 Uhr, die letzten Zweifel am Klassenerhalt zu zerstreuen, das würde einer tollen Ferndorfer Saison die Krone aufsetzen. Die Mannschaft hat für beide Spiele ordentlich die Werbetrommel gerührt. Und es müsste doch möglich sein, Hallensprecher Kai Brückmann endlich nochmal das Wort Ausverkauft zu entlocken. Wer also noch kein Ticket für diese beiden Top-Spiele hat: Der Online-Shop bietet noch ein paar Billets. Alle ran, alle dabei sein und jeder bringt noch einen mit, damit es auch im September wieder heißt: Zweite Liga – Ferndorf ist dabei!
Tore: Josip Eres (6/2), Julius Fanger, Daniel Hideg (je 5), Marvin Mundus (4/1), Valentino Duvancic (3), Hampus Dahlgren (2), Fabian Hecker, Janko Kevic, Mattis Michel, Gabriel Viana (je 1)
Fotos VfL Lübeck-Schwartau/2.HBL/ Christian Schaffrath / Medienwerk Lübeck und V.hirsch