TuS setzt Ausrufezeichen im Abstiegskampf

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Erneut gutes Spiel von Jörn Persson (Foto: DJK Rimpar / Meike Scheuring)

Im Lager des TuS Ferndorf war man gierig geworden. Vom 11. Februar bis zum 23. März diesen Jahres verließ man fünf Spiele in Folge als Sieger das Parkett. Nach genau jener Serie und diesem Gefühl dürstete man unter dem Kindelsberg und wollte gerne eine Wiederholung starten. Dass daraus solch etwas Irres entstehen würde, konnte sich der beste Film-Regisseur nicht ausdenken. Denn mit dem grandiosen Auswärtssieg beim Aufstiegsaspiranten aus Nordhorn begann eine neue Serie. Keine Siege am Stück, sondern ein Wechsel zwischen glanzvollen und schwachen Auftritten. Nachdem das letzte Heimspiel am vergangenen Samstag in die Kategorie der schwachen Spiele fiel, folgte gestern wieder ein Auftritt par excellence der TuS-Equipe.

Von Coach Robert Andersson und seinem Co-Trainer Jannis Michel hervorragend eingestellt, starteten die Rot-Weißen gut in die Partie. Wobei da etwas passierte, was man im Lager des TuS Ferndorf so rein gar nicht kennt. Zwei Fehlwürfe in Folge von Mattis Michel. Beim zweiten Mal von Rutger ten Velde herausragend in Szene gesetzt. Um es aber vorweg zu nehmen. Das sollten die einzigen Fauxpas‘ Michels werden, der ansonsten wieder vorne und hinten alles für die Seinen gab und den Rimparer Wölfen einen aufopferungsvollen Fight bot. Es ging weiter mit den Anspielen zum Zunge schnalzen. Dieses Mal profitierte ten Velde und schickte den TuS mit 1:2 in Front (8.). Wäre es in den ersten zehn Minuten nicht ein Festival der ausgelassenen Torchancen gewesen, man hätte höher führen können. Denn hinten im Tor schickte sich Jemand an zum „Man of the match“ zu werden, den vorher kaum einer für diese Auszeichnung auf dem Zettel gehabt haben dürfte: Tim Hottgenroth! Bereits in der ersten Viertelstunde konnte er das Duell mit dem, über die gesamte Saison gesehen, besten Keeper der Liga, Marino Mallwitz von den Rimparer Wölfen, für sich entscheiden. Als dann endlich die sich bietenden Chancen genutzt wurden, eine Überzahlsituation mit zwei Toren gewonnen wurde, konnten sich die Andersson-Mannen auf 4:7 (16.) absetzen. Teilweise spielten die Persson & Co. den Gastgeber aus Unterfranken regelrecht aus den Schuhen. Die äußerst bewegliche und gute, aber jederzeit fair zupackende Abwehr sorgte dafür, dass Rimpar immer wieder ins Zeitspiel, und somit zu unvorbereiteten Würfen gezwungen wurde. Einziger Wermutstropfen, dass man den Wölfen beim 5:9 (19.) innerhalb von einer Minute drei Treffer erlaubte. So war das Spiel wieder offen und man ging Kopf an Kopf in die Schlusssequenz von Durchgang Eins. Man merkte den TuS-Jungs an, dass sie nicht gewillt waren, auch nur einen Zentimeter Hallenboden kampflos abzugeben. Die schlimme Serie gegen die DJK Rimpar (in den bisherigen elf Vergleichen hatte es keinen einzigen Sieg gegeben) sollte endlich der Vergangenheit angehören. Und so sorgten Andreas Bornemann, Jörn Persson und Josip Eres für die 11:14 Halbzeitführung. Einhergehend mit einer außergewöhnlichen Leistung des Mannes zwischen den Pfosten. Zerberus Hottgenroth war mit 48% gehaltener Bälle der überragende Mann auf dem Platz. Dem Rimparer Rückraum, und insbesondere Goalgetter Patrick Schmidt, nahm Hottgenroth fast alle Bälle weg. Eine Leistung, die im Saisonrückblick sicherlich Erwähnung finden wird.


Dass man auf Seiten der Wölfe nicht gewillt war das Spiel zu verlieren, demonstrierten die Gastgeber gleich zu Beginn von Durchgang Zwei. Eine beweglichere Abwehr stellte den TuS vor neue Aufgaben. Doch wenn es einmal läuft, kann selbst so etwas eine gut eingestellte Mannschaft nicht aus dem Tritt bringen. Ten Velde war es, der mit einem Traumtor, welches in die Kategorie Tor des Monats fällt, das 14:18 (36.) erzielte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man auf Ferndorfer Seite noch nicht eine Hinausstellung kassiert. Wobei man insgesamt der Spielleitung von Philipp Dinges und Tobias Schmack ein sehr gutes Zeugnis ausstellen muss. Nach vierzig Minuten war es dann soweit. Mallwitz verließ seinen Kasten und hatte das Torhüter-Duell klar verloren. Wobei 31% gehaltener Bälle wahrlich kein schlechter Wert sind. Aber Hottgenroth performte ohne Unterlass weiter. In Zusammenarbeit mit seiner sehr gut agierenden Abwehr stelle er die Grün-Weißen vor manch unlösbare Aufgabe. Bornemann hatte nun wahrlich Spaß gefunden am Schießen aus neun Metern. Einen Rückraumknaller nach dem anderen versenkte Mr. Steelhammer im Kasten der Gastgeber. 15:23 lautete der Zwischenstand in der 43.Minute. Da roch es schon gewaltig nach Auswärtssieg in der tectake-Arena zu Würzburg. Doch innerhalb von nur fünf Minuten stellte Rimpar auf 20:24. Im Ferndorfer Lager war allerdings Niemand gewillt, diesen hart erarbeiteten Vorsprung aus der Hand zu geben. Mit einem 20:25 ging es in die Crunch-Time. Und in der performte die Andersson-Sieben genauso gut wie über weite Strecken des Spiels. Fast alle Spieler trugen sich noch in die Torschützenliste ein. Und im Tor genoss Hottgenroth die letzten Minuten seiner außergewöhnlichen Leistung. So waren die Worte von Andersson wieder mal auf fruchtbaren Boden gefallen. „Torgefahr von allen Positionen und eine gute Torhüter-Leistung“, stellt der Coach immer wieder als Bedingung für gute Spiele in der zweiten Handball Bundesliga.

Und an dieses gute Spiel wollen die Männer in Rot und Weiß am kommenden Samstag anknüpfen. Zu Gast beim vorletzten Heimspiel ist kein Geringerer als ein Weltmeister. Die SG BBM Bietigheim wird von Iker Romero, seines Zeichens Weltmeister 2005, trainiert. Und in diesem Spiel will der TuS Ferndorf den nächsten, den ganz großen Schritt Richtung Klassenerhalt gehen. Und wenn nicht dann, ja wann wäre es denn geeigneter endlich mal die 1.000 Zuschauer Marke zu knacken? Vor Corona gab es keine Spiele vor weniger als den anvisierten 1.000 Fans. Mit den weggefallenen Beschränkungen und einem entspannten Spielbesuch, sollten doch auch die letzten noch Zögernden überzeugt werden, endlich wieder Live-Handball im Hexenkessel zu erleben. Die Kämpfer um den Kapitän Julian Schneider haben es sich redlich verdient, damit es auch in der kommenden Saison wieder heißt: Gemeinsam dabei in Liga Zwei!

Tore: Andreas Bornemann (8), Jörn Persson, Rutger ten Velde (je 6), Josip Eres (5/3), Mattis Michel (3), Julian Schneider (2), Christoph Neuhold (1)

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