Viele junge Menschen von heute haben sie gar nicht mehr miterlebt. Die DDR, ihres Zeichens Unrechtsstaat und Heimat vieler bedeutender, wunderschöner deutscher Großstädte. Eine davon ist die Landeshaupt Sachsens, Dresden – Heimat der Handballer des HC Elbflorenz und ihres Zeichens Gegner des TuS Ferndorf am Samstagabend. Die ersten beiden Textzeilen der Nationalhymne eben jener DDR ist von ihrem Liedtext eins zu eins auf die Situation des TuS umzumünzen: „Auferstanden aus Ruinen – und der Zukunft zugewandt“. Kurz vor dem Weihnachtsfest 2021 lag vieles in Trümmern. Doch die Mannschaft ist quasi auferstanden und sieht sich jetzt einer Zukunft in Liga Zwei zugewandt.
Da stellt sich aber ein Team in den Weg, welches nicht wenige Handballexperten viel höher in der Tabelle eingestuft hatten. Sinnvoll und gut vor der Saison ergänzt, traute man den Handballern des HC Elbflorenz so ein bisschen die Rolle des Wolfs im Schafspelz zu. Doch so richtig ins Rollen kamen die Spieler von Coach Rico Göde nur selten. Top-Auftritten gegen Spitzenteams folgten dann schlechtere Auftritte gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Dabei kann insbesondere der Rückraum unserer Gäste eine enorme Wucht entfachen. Mit Sebastian Greß hat man seit Jahren einen der besten Spielgestalter der zweiten Liga in seinen Reihen. Und gerade die rechte Angriffsseite mit dem litauischen Nationalspieler Mindaugas Dumcius und dem bundesligaerfahrenen Rene Zobel sorgt für viel Durchschlagskraft. Doch Ferndorfs Coach Robert Andersson warnt auch eindringlich vor weiteren Stärken der Sachsen: „Wir brauchen ein außerordentlich gutes Rückzugsverhalten, damit wir die schnelle Mitte und 2.Welle des HC Elbflorenz unterbinden.“ Zudem besitzen die Handballer von der Oberelbe ein außerordentlich gutes Torwart-Trio. Der nach der Saison abwandernde Mario Huhnstock zum Beispiel ist seit vielen Jahren einer der besten Keeper der 2.Liga.
Dass auch Lucas Puhl zu diesem elitären Kreis gehört, durfte am Mittwochabend bewundert werden. Was der Zerberus im Ferndorfer Tor zwischen der 30. und 50.Minute alles abwehrte, war aus dem ganz obersten Regal. „Wir haben gute Lösungen gegen die Hüttenberger Abwehr gefunden“, lobte Andersson sein Team, stellte aber nochmals die Leistung Jörn Perssons auf den Sockel. Der seit Wochen überzeugende Mittelmann hat den schmerzhaften Ausfall Simon Strakeljahns fast vergessen lassen. Wenn dann auch die Rückraum-Kanoniere ins Spiel kommen, so wie jüngst Andreas Bornemann und Christoph Neuhold, entwickelt der TuS Ferndorf eine unglaubliche Kraft. Denn sowohl am Kreis, wie auch auf beiden Außenbahnen, warten weitere arrivierte Kräfte auf „Futter“ der Rückraumakteure. So kommt es dann zum Anderssonschen Verständnis von modernem Handball, dass man von jeder Position Torgefahr ausstrahlt. Für das Unterfangen „Heimsieg gegen Dresden“ steht dem Schweden der gleiche Kader zur Verfügung wie beim Spiel gegen Hüttenberg. Einen weiteren Faktor hat der Coach mit dem Heimspiel ausgemacht: „Wir wollen die äußerst positive Energie aus der Halle nutzen, um wieder solch eine Leistung auf die Platte zu bringen.“
Und damit ist klar was gemeint ist. Anzuknüpfen gilt es nicht nur für die TuS-Equipe an das Spiel vom Mittwoch. Nein, auch die Zuschauer, die gegen Hüttenberg ein wahres Feuerwerk auf den Rängen entfacht haben, müssen von der ersten Sekunde an mit der Mannschaft interagieren. Verdient hat sich das Team auf jeden Fall einen starken Besuch. Ob denn nun endlich mal die magische „Nach-Corona-Marke“ von 1000 Zuschauern fällt? Es wäre den Jungs in Rot und Weiß zu gönnen, da sie gemeinsam mit den Fans den nächsten großen Schritt Richtung Klassenerhalt gehen wollen. Um dann am 4.Juni nach dem Heimspiel gegen Gummersbach gemeinsam zu feiern – den an Weihnachten 2021 kaum noch für möglich gehaltenen Klassenerhalt! Wer keine andere Wahl hat, kann das Spiel natürlich auch wieder über Sportdeutschland.tv verfolgen. Und wie alle inzwischen wissen, gilt auch am Samstagabend wieder der Slogan: Scream for our team !
WISSENSWERTES
Gegner: HC Elbflorenz
Einwohner Dresden: 554.700 (zum Vergleich: Ferndorf = 4.200)
Heimspielstätte: Ballsport Arena Dresden – 2.581 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe: schwarz-grau
größte Erfolge: Aufstieg in die 2.Liga 2017