TuS zieht sich gut aus der Affäre

0

Simon Strakeljahn erzielte vier Treffer für den TuS (Foto: M.Lehmann)

Es gibt einfach Mannschaften in der 2.Handball Bundesliga, die über eine so hohe Kaderqualität verfügen, dass sich ein TuS Ferndorf im Normalfall nur schwerlich mit ihnen messen kann. Der TuSEM aus Essen gehört zweifelsfrei zu diesen Teams. Und so ist es kein Beinbruch, gegen solch eine Mannschaft die unfassbar anmutende Serie von fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen zu beenden. Im krassen Gegensatz dazu steht das Heimspiel am 9. April gegen den EHV Aue. Da wird wieder ganz oft von einem Vier-Punkte-Spiel die Rede sein, auch wenn es dafür natürlich genauso zwei Punkte gibt, wie für den Sieger des Spiels Hamm gegen Ferndorf am kommenden Samstag.

Viele Zuschauer werden vor diesem Spiel Herzrasen bekommen haben. Der TuS Ferndorf auf der, von der Haupttribüne aus gesehen, rechten Spielerbank beginnend – das hat Seltenheitswert und war äußerst gewöhnungsbedürftig. Die Mannschaft des TuS war von Beginn an im Spiel. Christoph Neuhold war der Hauptprotagonist der ersten Minuten. Einem Traum-Anspiel auf Valentino Duvancic ließ er nur Sekunden später das erste seiner insgesamt drei Tore folgen. Nicht nur die TuS-Equipe war direkt wach, auch die 879 Zuschauer in der Stählerwiese sorgten über die komplette Spielzeit für eine tolle Atmosphäre. Andreas Bornemann zum 3:1 und Josip Eres zum 4:2 sorgten für Zwei-Tore-Führungen der Ferndorfer Jungs. Doch zu viele unvorbereitete Abschlüsse brachten die Ruhrgebietler schnell wieder zurück ins Spiel. Als dann der fehlerfrei agierende Noah Beyer quasi aus dem Nullwinkel für die 6:7 Führung der Gäste sorgte, kippte das Spiel langsam auf die Seite des Tabellenvierten. Der Run & Gun Handball der ersten Viertelstunde endete mit einem Zwischenstand von 9:12. Beide Teams agierten mit offenem Visier und unfassbar hohem Tempo. Während Essens Trainer Jamal Naji nach dem Spiel davon sprach dass „das Tempospiel zwar unsere Kernqualität ist, wir aber überrascht waren“, gab Ferndorfs Coach Robert Andersson einen Einblick in seinen Matchplan: „Wir wollten dieses hohe Tempo gehen, weil wir gehofft hatten, dass dem dünnen Essener Kader am Ende die Kraft ausgeht“. Und so robbte sich das Andersson-Team langsam wieder heran. Simon Strakeljahn führte klug Regie, und Duvancic nutzte ein ums andere Mal die Lücken im Essener Abwehrverbund. Wobei die Gäste aus dem Ruhrgebiet eine stark rückraumorientierte Abwehr spielten. So kamen die Ferndorfer Rückraumschützen kaum zur Entfaltung, aber am Kreis ergaben sich immer wieder Lücken. Hätte nicht insgesamt vier Mal das Aluminium im Weg gestanden, wäre das Ferndorfer Spiel noch erfolgreicher gewesen. Doch auch so blieb man dem Favoriten im Nacken und ließ sich über 12:13 (20.) und 13:14 (24.) nicht abschütteln. Das angesprochene Pfostenpech verhinderte dann einen besseren Pausenstand – mit 14:17 wurden die Seiten gewechselt.


Der Run & Gun Handball aus Halbzeit Eins fand in den zweiten dreißig Minuten seine Fortsetzung. Für die Zuschauer ein schnelles, packendes Spiel – für die Akteure auf dem Feld dagegen unglaublich kräftezehrend. „Wir haben Essen phasenweise geärgert, machen aber insgesamt zu viele technische Fehler“, befand Andersson und zielte damit unter anderem auf die Phase zwischen der 40. und 50. Minute an. Während der fast fehlerfrei agierende Mattis Michel sich vom Siebenmeterpunkt äußerst treffsicher zeigte, zogen die Essener Mittelblocker Szcesny und Glatthard dem Ferndorfer Rückraum den Zahn. Vom 20:22 (40.) ging es bis zum 23:29 (50.) dahin. Die Essener Bank lud schon zu den ersten Feierlichkeiten, und die Befürchtungen Anderssons sollten sich bewahrheiten. Hatte er doch vor dem Spiel prognostiziert, dass man neben einem guten Tag auch viele Tore brauchen werde. Mit der von Naji genommenen Auszeit in der 51.Minute wollte der, im Sommer zum Bergischen HC wechselnde, Gäste-Coach nochmal die Sinne der Seinen schärfen. Doch da hatte man die Rechnung ohne die Gastgeber gemacht. Statt sich düpieren zu lassen, warf man nun alle Gedanken über Bord und spielte beherzt auf. Niklas Diebel war es in dieser Phase zu verdanken, dass man viereinhalb Minuten vor dem Ende wieder auf drei Tore herangekommen war. Genau in dieser Phase merkte man dem Team aber an, dass just mit diesem Heranrobben auch wieder ein Denkprozess begonnen hatte. So beherzt man die Minuten davor agiert hatte, so hemmte doch in dieser wichtigen Phase der Kopf die Beine und Arme. Zwei technische Fehler – und doch, nach dem Anschluss zum 29:31 siebzig Sekunden vor dem Ende hatte man den Glauben im TuS-Lager noch immer nicht verloren. Aber die Gäste vom TuSEM waren an diesem Abend einfach einen Tick besser und cleverer. So sah es auch der unterlegene Coach: „Wir haben den Favoriten phasenweise geärgert. Aber der Sieg geht vollkommen in Ordnung.“

Nun richtet sich der Blick der Siegerländer auf den kommenden Samstagabend. Dann gastiert man im nordöstlichen Ruhrgebiet, bei dem vom Ex-Coach Michael Lerscht trainierten ASV Hamm. Ein Spiel wie gegen Essen, in dem man von der TuS-Equipe keine Wunderdinge erwartet. So könnte aber der Spruch von Andersson ganz schnell Realität werden, wenn er sagt: „Wir müssen andere Spiele gewinnen, nehmen auf diesem Weg aber gerne die oder andere Überraschung mit.“

Tore: Mattis Michel (7/5), Niklas Diebel, Simon Strakeljahn (je 4), Andreas Bornemann, Valentino Duvancic, Christoph Neuhold, Julian Schneider (je 3), Josip Eres (2), Lukas Siegler (1)


Fotos: M. Lehmann, A. Domian und TuS Ferndorf

Kommentare sind geschlossen.