Weite Auswärtsfahrt unter der Woche

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Die Beschränkungen fallen, doch Corona hat uns immer noch im Griff. Das merkt man gerade im Bereich des Sports, wo immer wieder Spiele, aufgrund hoher Infektionszahlen innerhalb der Teams, abgesagt werden müssen. So auch das eigentlich vor vier Wochen geplante Auswärtsspiel des TuS Ferndorf an der Lübecker Bucht. Zahlreiche Infizierte auf Seiten der Hansestädter machten eine Austragung unmöglich. Und so ist auch das Tabellenbild recht verzerrt. Doch unter dem Kindelsberg hat man den Anschluss an die Plätze hergestellt, auf denen man am späten Abend des 11. Juni 2022 gerne stehen möchte – die Nichtabstiegsplätze.

Ganz sicher ein Zünglein an der Waage wird dabei der Gegner am Mittwochabend spielen. Zuletzt mussten die Lübecker eine Heimniederlage gegen Eisenach quittieren, bevor der Dessau-Rosslauer HV erstmals seit vielen Jahren was Zählbares aus der Hansehalle mitnehmen konnte. Die nächsten vier Partien bestreitet der Mittwoch-Gastgeber gegen Ferndorf, in Emsdetten, gegen Großwallstadt und in Dormagen. Alles Teams die sich weit unten in der Tabelle tummeln. Und so ist es sicherlich nicht vermessen, wenn man im hohen Norden auf ganz viele Punkte spekuliert. Dabei ist seit Ende Januar viel passiert in Reihen des VfL Lübeck-Schwartau. In Folge einer Talfahrt, die den Verein beängstigend nah an die rote Zone manövrierte, trennte man sich vom polnischen Alt-Internationalen Piotr Przybecki. Neuer Mann auf der Lübecker Kommandobrücke wurde kein Geringerer als die Trainer-Legende Michael Roth. Und eben dieser hauchte dem Traditionsverein sofort neues Leben ein. Vier Siege in Folge, dabei sogar den Tabellenführer aus Gummersbach geschlagen – man kann sich wahrlich schlechtere Einstände vorstellen. Dabei hatte der zwischenzeitliche Absturz in die unteren Tabellenregionen, aufgrund der vorhandenen Kaderqualität, durchaus verwundert. Nachdem im Sommer der Weggang Julius Lindskog Anderssons verkraftet werden musste, holte man mit dem tschechischen Internationalen Matej Klima hochkarätigen Ersatz. Mit ihm und dem torgefährlichen holländischen Nationalspieler Niels Versteijnen, der zur kommenden Saison zum TBV Lemgo wechselt, steht gehobene Zweitliga-Qualität im Kader. Auf den zwischenzeitlichen Ausfall der beiden Stammtorhüter, Nils Conrad und Dennis Klockmann, reagierten die Verantwortlichen mit der Nachverpflichtung Blaz Voncinas aus Eisenach. Somit kann Roth auf der Torhüterposition inzwischen aus dem Vollen schöpfen.


Mit was soll man im rot-weißen Lager beginnen? Mit vier Siegen in Folge oder mit fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen? Egal wie man es dreht und wendet, der TuS Ferndorf schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle. Coach Robert Andersson scheint auch diese Saison wieder rechtzeitig die richtigen Mechanismen gefunden zu haben. Dabei muss attestiert werden, dass das Verletzungspech mit unfassbarer Durchschlagskraft in Ferndorf zugeschlagen hatte. Zeitweise fehlten dem Schweden sechs Stammkräfte – so etwas kann nicht mal der THW Kiel oder der SC Magdeburg verkraften. Seitdem peu à peu die Verletzten zurückkehren, erwacht auch der Anderssonsche Handball wieder zum Leben. Sprich, die Mannschaft entwickelt Torgefahr aus allen Mannschaftsteilen. Ob die wieselflinken Außen, die wendigen und treffsicheren Kreisläufer oder aber die Kanoniere aus dem Rückraum. Es fallen wieder deutlich mehr Tore bei Spielen mit Ferndorfer Beteiligung. Und dann sind da ja auch noch die Torhüter. Wenn Lucas Puhl nicht funktioniert, tut das Kai Rottschäfer – und umgekehrt. Die beiden Zerberusse im TuS-Tor machen, in Zusammenarbeit mit einem guten Abwehrverbund, seit Wochen einen herausragenden Job. Da kommen die aktuellen Ausfälle mehr als ungelegen. Die seit Wochen stark aufspielenden Kim Voss-Fels und Julian Schneider müssen ebenso passen wie Julians Bruder Lucas. Einen Silberstreif am Horizont gibt es dagegen bei Simon Strakeljahn zu vermelden. Wieder mit an Bord, wird er langsam aber stetig an die Belastung herangeführt. Kein Thema sind weiterhin die Langzeitverletzten Jonas Faulenbach und Tim Hottgenroth.

Aufgrund der vergangenen Wochen ist es nicht verwunderlich, dass sich der Chef auf der Ferndorfer Bank vorsichtig optimistisch äußert: „Trotz des guten Lübecker Laufs kommen wir mit mit viel Selbstvertrauen im Rücken nach Lübeck. Wir müssen Klima in den Griff bekommen und ein Rezept gegen den starken Innenblock finden. Dann kommt es auf Kleinigkeiten an. Im Eins gegen Eins Räume schaffen, über sechzig Minuten die Ruhe behalten und sich auf die eigenen Stärken besinnen !“

Auch wenn der TuS-Tross schon am Dienstag anreist, so sind 500 Kilometer an einem Wochenspieltag nicht gerade Vergnügungssteuerpflichtig. Es gibt wahrlich angenehmere Aufgaben für solch ein Spiel unter der Woche. Und gerade deshalb ist in Reihen des TuS Ferndorf Niemand gewillt, die Rückfahrt mit leeren Händen anzutreten. All denen die Zuhause die Daumen drücken wollen, sei an dieser Stelle wärmstens der Stream auf Sportdeutschland.tv ans Herz gelegt. Seitens des gastgebenden VfL Lübeck-Schwartau zumeist auch mit einem sehr fundierten Kommentatoren-Team versehen. Doch egal, wer das Spiel wie und wo auch immer verfolgt, so heißt es doch bei allen die es mit dem TuS Ferndorf halten wieder: Scream for our team !


WISSENSWERTES
Gegner:  VfL Lübeck-Schwartau
Einwohner Lübeck:  217000 (zum Vergleich: Ferndorf = 4200)
Heimspielstätte:  Hansehalle – 3200 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe:  blau-weiß
größte Erfolge:  viermaliger Aufstieg in die 1.Handball-Bundesliga, Gewinn des DHB- Pokals als SG VfL Bad Schwartau

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