Das Heimspiel gegen den TuS Fürstenfeldbrück hatte gleich mehrere Premieren zu bieten. Da war zum einen der Gast aus dem Süden, gegen den man das erste Mal die Klingen kreuzte. Dann stand nach langer Verletzungspause unsere Nummer 42, Patrick Weber, erstmals wieder im Kader der Rot-Weißen. Und zu guter Letzt war es das erste Geisterspiel in der Geschichte des TuS Ferndorf.
Ein gutes Dutzend Offizielle und Verantwortliche bildeten den Rahmen. Und schon das Einlaufen der beiden Teams hatte etwas Unwirkliches. Kein Klatschen, kein Lichtspektakel, kein Hexenkessel – das Team von Robert Andersson konnte also nicht auf die ligaweit bekannte Unterstützung der begeisterungsfähigen TuS-Fans bauen. Doch die Jungs um Capitano Jonas Faulenbach zeigten sich unbeeindruckt der äußeren Bedingungen und stellten eine bewegliche Abwehr auf die Füße, die im Zusammenspiel mit Marin Durica erst nach über sieben Minuten den ersten Gegentreffer schlucken musste. Während der nervösen Anfangsminuten, zu denen ganz sicher auch die offensive und aggressive Abwehr der Fürstenfeldbrucker ihr Scherflein beitrug, wurde der TuS ein ums andere Mal ins Zeitspiel gezwungen. „Fürstenfeldbruck verfügt über gut ausgebildete Spieler und wir haben von vornherein ein enges Spiel erwartet“, war Andersson nicht überrascht von einem Spiel auf Augenhöhe. Julian Schneider war es, der das Heft des Handelns dann in die Hand nahm. Ein herausragendes Anspiel auf Lukas Pechy, sowie zwei selbst erzielte Treffer stellten das Ergebnis auf 11:10. Die Brucker Panther ließen sich aber nicht abschütteln, was maßgeblich mit dem stark aufspielenden Max Horner im rechten Rückraum zu tun hatte. Bis zur Halbzeitsirene schenkten sich die beiden Teams nichts und das muntere Scheibenwerfen führte zur 15:14 Halbzeitführung des TuS. Erwähnenswert an dieser Stelle die wichtige Parade des zuvor eingewechselten Tim Hottgenroth kurz vor der Halbzeit.
Und egal welche Worte Robert Andersson in der Halbzeitpause gefunden hat, sie waren goldrichtig. Denn die TuS-Equipe startete furios in den zweiten Durchgang. Drei Mal Josip Eres mit überfallartigen Tempogegenstößen, sowie Torben Matzken, stellten innerhalb von 150 Sekunden auf 19:14. Von diesem Vorsprung zehrten die Andersson-Schützlinge bis in die 47.Minute. Dann allerdings kam der TuS-Motor bedenklich ins Stottern. Ein 0:4 Lauf binnen sieben Minuten bedeutete den Ausgleich zum 27:27. „Die zwei Wochen Quarantäne-Pause waren nicht gerade hilfreich“, war Andersson ein wenig angefressen ob einiger entscheidender Fehler, wollte aber auf der anderen Seite nicht zu hart mit den Seinen ins Gericht gehen: „Wir müssen einfach dahin kommen, dass wir die guten Dinge über 60 Minuten aufs Feld bekommen.“
Und wenn es noch der vierten (Saison-)Premiere bedurfte, bitte schön – der TuS kann wieder Crunch-Time! Denn obwohl die Panther das Momentum auf ihrer Seite hatten, berappelten sich die TuS-Spieler und legten durch Mr. Steelhammer, Andreas Bornemann, wieder auf 29:27 vor. Und doch waren es die in schwarz gekleideten Panther aus Fürstenfeldbruck, die beim Stande von 29:28 den finalen Angriff hatten. In einer letzten Auszeit stellten die beiden Coaches ihre Teams ein, wobei Andersson sich perfekt vorbereitet zeigte: „Wir wussten dass der Kempa kommen wird und wir haben die Sache besprochen.“ Mit der Ausführung war der Coach dann hingegen gar nicht einverstanden, denn den Panthern gelang der vorhergesagte Spielzug und sie kamen zum Abschluss. Unentschieden, Ende, aus – tja, das wäre nur der normale Ausgang eines verrückten Spiels gewesen. Marin Durica wollte dem Ganzen aber das I-Tüpfelchen aufsetzen und schaffte dies auch. Mit einer Monster-Parade rettete er seinem Team ganz wichtige Punkte. Am Ende war es also die Jubeltraube in rot und weiß, die den ersten Heimerfolg 2020/21 vor leider leeren Rängen feierte. Kaum auszudenken, was im Hexenkessel los gewesen wäre, hätten diesem Spiel Zuschauer beiwohnen dürfen.
Nun gilt die ganze Konzentration dem ersten von drei Nachholspielen. Am eigentlich spielfreien ersten November-Wochenende führt die Reise ins Rheinland. Am 07.November tritt der TuS beim TSV Bayer Dormagen an. Dass dieses Spiel ein Geisterspiel wird liegt auf der Hand, da der Rhein-Kreis Neuss einen aktuellen Inzidenzwert von knapp 150 hat. „Es ist gut, dass das mit kommendem Samstag klappt. So kommen wir schnell wieder in einen Rhythmus“, freut sich Andersson auf das Gastspiel im TSV Sportcenter. Anlass für Optimismus gibt auch der Genesungsverlauf bei Patrick Weber. Der Langzeitverletzte trainiert derzeit intensiv mit. Und auch wenn es noch viel aufzuholen gilt, freut sich der Coach bereits auf einen gesunden, wurfgewaltigen Halblinken, der ihm sicherlich viele Optionen mehr an die Hand geben wird.
Tore: Jonas Faulenbach (6), Josip Eres (5/1), Andreas Bornemann, Torben Matzken (je 4), Julian Schneider, Thomas Rink (je 3), Lucas Schneider, Lukas Pechy (je 2), Mattis Michel (1)
Fotos: Heiko Burbach