Top, top, top – Pep Guardialo übertreibt es bisweilen mit Superlativen ; doch auf das Spitzenspiel der 3.Liga Süd-West passt diese Bezeichnung bestens. Denn es ist wahrlich ein Top-Spiel, wenn am Samstagabend um 19 Uhr der Tabellenzweite den ungeschlagenen Tabellenführer herausfordert. Und auch wenn der Tross Siegerländer Handball-Fans nicht mit den 1.000 Eisenachern mithalten kann, die am Sonntag ihr Team nach Leipzig begleiten, so werden es rund 200 TuS-Fans sein, die die Reise in die Seidenstadt auf sich nehmen. Ein Wahnsinn in Rot-Weiß, der wieder einmal eindrucksvoll unterstreicht, dass das Siegerland bereit ist für Handball in der zweithöchsten Spielklasse. Zwei Fanbusse und unzählige Privat-PKW machen sich auf den Weg an den Niederrhein, wo auch die Gastgeber alles Mögliche dafür getan haben, dass es ein echtes Handballfest vor rund 2000 Zuschauern wird.
„Die Krefelder haben mit diesem einen Spiel die Chance, die Saison im Nachgang anders zu bewerten, wenn man das einzige Team war, das dem Tabellenersten eine Niederlage beigebracht hat“, weiß Ferndorfs Chefcoach Ceven Klatt nur allzu gut, dass der Tabellenzweite alles daransetzen wird, seine Siegesserie auszubauen. Elf Spiele hat die HSG Krefeld in der heimischen Glockenspitzhalle bestritten – elf Siege hat man eingefahren. Und der Respekt ist auf Seiten der TuS-Jungs groß genug, ohne dabei in Ehrfurcht zu erstarren, wie auch Klatt anmerkt: „Den individuell sehr starken Kader, mit sehr schnellen, beweglichen Spielern, hat man im Winter mit Keeper Juzbasic aus Dormagen und dem langjährigen Bundesliga-Profi Roschek aus Hannover nochmals verstärkt. Doch die Emotionen in der vollen Halle wollen wir annehmen, um das Spiel siegreich zu gestalten.“ Besondere Aufmerksamkeit im Team des niederländischen Alt-Internationalen Mark Schmetz gilt dem Rückraum. Jede Position doppelt gut besetzt. Und dabei einen Mix in der Mannschaft, der es Schmetz ermöglicht, zwischen den von Klatt angesprochenen schnellen, beweglichen Spielern und echten Shootern zu wechseln. Während Spieler wie Lukas Hüller, Loic Kaysen und die beiden Ex-Ferndorfer Christopher Klasmann und Jörn Persson eher die feine Klinge bevorzugen, sind Spieler wie Robert Krass und Kevin-Christopher Brüren für die einfachen Tore zuständig. Zudem haben die Niederrheiner drei Keeper im Aufgebot, die allesamt in der Lage sind Spiele zu entscheiden. Also ein echtes Top-, Top-, Top-Team.
„Die Mannschaft freut sich auf die Herausforderung und ganz besonders auf die tolle Unterstützung der Fans“ – Klatt gab einen Einblick ins Innenleben des ungeschlagenen Tabellenführers, der endlich wieder aus dem Vollen schöpfen kann. Bis auf die Langzeitverletzten Kasch, Pliuto und Reimann sind alle Mann an Bord. Einzelne grippale Infekte sind gänzlich überwunden, so dass alle auf das Spiel der Spiele hinfiebern. Und wenn den TuS Ferndorf in der Saison 2023/24 eines auszeichnet, dann ist es die Ausgeglichenheit des Kaders. Es ist nie vorherzusehen, welcher Spieler dem kommenden Spiel den Stempel aufdrücken wird. Da aber der Erfolgscoach der Rot-Weißen wieder auf das gewohnte Tempospiel baut, wird es wohl wenige Spielerwechsel geben. Das wiederum könnte ein Hinweis sein, dass Daniel Hideg auf Halblinks beginnt. Im letzten Spiel noch nicht wieder bei 100%, setzte der gebürtige Baden-Württemberger in Angriff und Abwehr Akzente und landete am Ende bei neun Feldtoren. Nicht nur in Toren darf man die Leistungen von Fabian Hecker und Mattis Michel bewerten. Nicht immer die Top-Torschützen des Teams, sind sie allerdings aus dem starken Ferndorfer Abwehrverbund nicht wegzudenken. „Dem Gegner keine einfachen Tore gestatten und selber Tempo laufen“, lautet eine Marschroute Klatts, der allerdings die Halle einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Die Fangnetze hinter dem Tor und die Weitläufigkeit machen es den Keepern nicht sehr leicht, den Ball wieder schnell ins Spiel zu bringen und so für ein hohes Tempo zu sorgen. Doch davon will sich die TuS-Equipe nicht aufhalten lassen. Auch nach dem Krefeld-Spiel soll der Nimbus der Unbesiegbarkeit gewahrt bleiben.
Ein Ferndorfer Sieg in Krefeld wäre wohl gleichbedeutend mit dem festzementieren des ersten Platzes. Denn an gleich mehrere Ausrutscher des bislang so souveränen Tabellenführers glaubt niemand mehr. Und so könnte man mit einem Auge schon mal Richtung Aufstiegsrelegation blicken, wenn da nicht Klatt einen Riegel vorschieben würde. Denn erst einmal gilt die volle Konzentration dem Top-Spiel in Krefeld. Und da werden die rund zweihundert TuS-Fans wieder einmal eindrucksvoll beweisen, dass es in der 3.Liga Süd-West keine reisefreudigeren Fans gibt. Die, die den Weg nach Krefeld nicht antreten, haben wie immer die Möglichkeit das Spiel unter sportdeutschland.tv zu verfolgen. Doch egal wo – am Samstagabend um 19 Uhr gilt wieder: Scream for your team – mit der @familieferndorf, mit der @familietus !
WISSENSWERGTES
Gegner: HSG Krefeld Niederrhein
Heimspielstätte: Glockenspitzhalle (2250 Plätze)
Einwohner Krefeld: 226844 (zum Vergleich: Ferndorf = 3900)
Trikotfarbe: gelb / schwarz
größter Erfolg: Aufstieg in die 2.Liga 2019