Der letzte Vorhang der Saison 2022/23

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Eine ruhige Saison spielen und im gesicherten Mittelfeld landen. Wenn Mannschaften vor der Saison eine solche Zielsetzung ausgäben, wäre das Spiel des TuS Ferndorf gegen den HC Oppenweiler/Backnang so etwas wie die ideale Ausgangsposition vor einem letzten Spieltag. Mit Ambitionen in die Saison und in die Aufstiegsrunde gestartet, geht es für beide Teams allerdings nur noch um die berühmte goldene Ananas, respektive die endgültige Platzierung in der Abschlusstabelle der Aufstiegsrunde. Die bluthochdruckgefährdeten Fans des TuS können sicherlich auf solche Herzschlagfinals wie im letzten Sommer in Dormagen verzichten. Die meisten allerdings hatten gehofft, nach absolvierter Aufstiegsrunde nicht nur in ein langes Pfingst-, sondern auch in ein langes Partywochenende inklusive Aufstiegsfeier zu starten. Dem ist nun nicht so und demzufolge gilt es den Blick schon in Richtung neuer Saison zu lenken. Und da wird sich einiges verändern. Der Mann an der Seitenlinie wird ein anderer sein, nachdem Coach Robert Andersson seine Rückkehr in die schwedische Heimat angekündigt hat. Auch auf dem Feld wird sich das Gesicht des Teams verändern. Niklas Diebel zieht es zum heutigen Gegner nach Oppenweiler/Backnang. Und auch Rene Mihaljevic und Rostyslav Polyshchuk werden verabschiedet. Da momentan einiges in Bewegung ist, ist nicht ausgeschlossen, dass bis Samstagabend noch weitere Abschiede zu verkünden sind.

Beim Gegner aus dem nördlichen Speckgürtel Stuttgarts wird Diebel auf eine ganze Reihe routinierter Handballer treffen. Allen voran Jürgen Müller – seines Zeichens Aufstiegsexperte Richtung Liga Eins, was ihm in seiner Karriere schon drei Mal gelang. Ein weiterer bekannter Name wird erst im Sommer seinen Dienst im Rems-Murr-Kreis antreten. Daniel Brack wird neuer Trainer bei den Baden-Württembergern. Sohn des kürzlich, viel zu früh, verstorbenen „Handball-Professors“ Dr. Rolf Brack. Übernehmen wird er von Volker Blumenschein, der selbst erst im November vergangenen Jahres das Amt des Oppenweiler Cheftrainers übernahm. Für den Verein, der mittelfristig die zweite Liga ins Visier genommen hat, gibt es aber auch noch andere Personalien, die Erwähnung finden müssen. So ist der emotionale Leader des Teams, Rechtsaußen Philipp Mauer, auch gleichzeitig bester Feldtorschütze des HC O./B.. Und dann sind da noch zwei Tim(m)s. Tim Düren, der den etwas zweifelhaften Titel des Zeitstrafenkönigs inne hat und Siebenmeterspezialist Timm Buck. Das beste Auswärtsteam der 3.Liga Süd hat indes am vergangenen Wochenende für große Aufruhr in der Aufstiegsrunde gesorgt. In einem hochdramatischen Match besiegten sie die HSG Krefeld und vermasselten dem Klasmann-Klub damit deren Aufstiegsendspiel am letzten Spieltag gegen Aue.

„So ein letztes Spiel bei einem Verein ist schon was Besonderes. Ich hatte hier drei schöne Jahre und habe mich sehr gut mit allen verstanden“ – es klingt schon ein wenig Wehmut in den Worten vom schwedischen Altinternationalen an Ferndorfs Seitenlinie. Drei Jahre hat Robert Andersson das TuS-Schiff durch teils stürmische See manövriert. „Ich durfte, nach der schlimmen Corona-Zeit, ein großartiges Publikum kennenlernen. Jedes Jahr mussten wir gefühlt einen Neuaufbau meistern. Und einen Absteiger aus der zweiten Liga mit 30 Pluspunkten wird es wahrscheinlich nie wieder geben, erinnert Andersson an wichtige Ereignisse aus seinen 34 Monaten als Coach des Siegerländer Traditionsvereins. Doch bevor er die nächsten Wochen Kraft tanken, regenerieren und seinen Akku aufladen kann, stehen erst noch sechzig Minuten Coaching auf dem Programm. Ein letztes Mal wird er den Persson & Co. einen Matchplan an die Hand geben. Und auch für seine Jungs hat der Skandinavier noch einen Wunsch parat: „Alle sollen das Spiel genießen. Wir wollen einen Sieg holen und diesen dann gemeinsam feiern.“ Bei diesem Unterfangen werden die üblichen Verdächtigen aus der Verletzten-Abteilung fehlen. Dabei sein werden aber die zu verabschiedenden Spieler und auch die Sechs, die den beiden letzten Auswärtsspielen ihren Stempel aufgedrückt haben. Tim Hottgenroth, Jörn Persson und Rostyslav Polyshchuk als Matchwinner aus dem Krefeld-Spiel und Marko Karaula, Rene Mihaljevic sowie Lucas Puhl als Matchwinner aus der Partie beim TV Emsdetten.

Großen Wert legt die #familieferndorf, #familietus darauf, liebgewonnene Gewohnheiten zu pflegen. Und so ist es in den letzten Jahren, ja sogar Jahrzehnten, zu einer Tradition geworden, nach dem letzten Saisonspiel noch auf ein paar Bier zusammen zu bleiben. Gemeinsam mit den Spielern und Offiziellen die Saison Revue passieren lassen und gemeinsam an einem Strang ziehen, um dann in der kommenden Saison wieder neu anzugreifen.


WISSENSWERTES
Einwohner Oppenweiler & Backnang:  4.300 & 37.400 (zum Vergleich: Ferndorf = 3.900)
Heimspielstätte:  Gemeindehalle Oppenweiler – 650 Zuschauer Fassungsvermögen
Trikotfarbe:  grün-blau
größte Erfolge:  Aufstieg in die 3.Liga 2015

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